Letzte Aktualisierung: 29.09.2016

Riss-Ursachen und Sanierungsmethoden von Fassadenrissen im Überblick

Wie entstehen Risse in der Fassade und warum sollten sie schnellstmöglich ausgebessert werden? Welche Möglichkeiten zur Sanierung von Fassadenrissen gibt es und welche Materialien kommen dabei zum Einsatz?

Ein Riss in der Fassade ist mehr als nur ein Schönheitsfleck auf der Außenwand. Gerissene Fassaden bieten Feuchtigkeit Eintritt ins darunterliegende Dämm- und Mauerwerk. Dringt das Wasser durch Dämmschicht und Baustoff, wird die Dämmwirkung der Gebäudehülle beeinträchtigt. Infolgedessen wird die Außenwand kälter, was zu neuen Feuchtigkeitsproblemen an den Innenseiten der Außenwand führt. Schimmel und Co. lassen grüßen! Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, mit welchen Methoden und Materialien sich Risse in der Fassade sanieren lassen. Sie erfahren dabei ganz konkret, welche einzelnen Arbeitsschritte zur Risssanierung nötig sind.

Typische Risse und Ursachen an Gebäudefassaden

Fassadenriss ist nicht gleich Fassadenriss. So unterscheidet man verschiedene Risstypen. Zum Beispiel sprechen Fachleute von: 

  • Rissen im Mauerwerk,
  • Betonrissen,
  • Wandrissen,
  • Fugenrissen,
  • und Fassadenrissen,

um nur einige gängige Fachbegriffe aufzulisten. Betrachtet man die Rissursache, so findet sich in der einschlägigen Literatur folgende, ursachenbedingte Differenzierung von Fassadenrissen:

Putzbedingte Risse

  • Schwindrisse
  • Sackrisse
  • Spannungsrisse

putzgrundbedingte Risse

  • unsachgemäße Vermörtelung, mangelhafter Mauermörtel
  • geringes Überbindemaß, Fuge auf Fuge
  • ungeeigneter Rollladenkasten, zu unterschiedliche Putzuntergründe

bauwerksbedingte Risse

  • Formänderung der Decke
  • Schwindung des Mauerwerks
  • Formänderung des Mauerwerks
  • unterschiedliche Lastabtragung/ Kerbspannung
  • Einwirkung vom Dachstuhl, Mauerwerksschwächung

Risse im Mauerwerk und im Beton, also Risse in der Außenwand (Wandrisse), sind Risse, die nicht mehr nur die Oberfläche der Fassade betreffen, sondern bereits die tragende Bausubstanz. Sie können demzufolge statische Probleme mit sich bringen.

Bei sogenanntem Sichtmauerwerk, also einer Fassade, die Mauersteine (Ziegel) und Fugen (Mörtelschichten) sehen lässt, sind es oft zuerst die Fugen, die Risse aufweisen. Sogenannte Fugenrisse sind der Anfang, in der Folge verwittert der Mörtel und mit den Jahren wird er aus der Fuge ausgewaschen, so dass regelrechte Fugenkammern sichtbar werden.

Die Sanierung von Rissen kennt heute mehrere bewährte Methoden, die wir Ihnen im Folgen vorstellen.

Methoden zur Sanierung von Fugenrissen im Sichtmauerwerk

Wasser und Frost, Temperaturschwankungen generell, verursachen thermische Spannung, von denen insbesondere die Fugen eines Sichtmauerwerks belastet werden. Die Oberfläche der Fugen verliert dabei an Festigkeit, der Mörtel verwittert zusehends. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass das Sichtmauerwerk den Schlagregenschutz der Fassade darstellt, wird schnell klar, welche Gefahr Fugenrisse und die durch sie eindringende Feuchtigkeit für die dämmende Wirkung des Mauerwerks, seine Statik und das Wohnraumklima darstellen. Schlimmstenfalls bekommen Sie es mit kalten, durchnässten Wänden, Schimmel und Schwamm und daraus resultierenden Gesundheitsproblemen zu tun. Nicht zu vergessen: Ist das Mauerwerk nicht vor Schlagregen geschützt, erübrigen sich Maßnahmen wie die Dämmung von Innen.

Alter, verwitterter Mörtel, sogenannter Altmörtel, besteht meist aus Kalk oder einem Gemisch aus Kalkzement. Das verträgt sich problemlos mit den gängigen Materialien zur Sanierung von Fugenrissen. Anders ist das, wenn der alte Mörtel auf Gipsbasis oder aus Gipssteinen gemacht wurde. In diesen Fällen bedarf es einer genauen Abwägung, welcher Mörtel zur Risssanierung benutzt wird. Je nach Festigkeit von Mauersteinen und Altmörtel kommen unterschiedliche Sanierungs- bzw. Reparaturmörtel in Frage:

  • Besteht das Mauerwerk entweder aus hartem Naturstein, zum Beispiel Basalt oder Granit, oder Wandbildner aus Hartbrandklinkern oder Ähnlichem, dann kann man die dort offensichtlichen Fugenrisse mit sogenanntem Trasszementmörtel der Gruppe NM III sanieren.
  • Bei weicheren Natursteinen und Mauerziegeln, die nur schwach gebrannt wurden und demzufolge mehr Wasser aufnehmen als stärker gebrannte Ziegel, setzt man dagegen zur Risssanierung meist Mörtel der Klasse NM IIa ein.
  • Zur Risssanierung bei Fugenrissen in Mauerwerk aus weichen Steinen, die eine sehr hohe Wasseraufnahmefähigkeit besitzen, sollte man mit Mörtel auf Kalkbasis sanieren: Kalkbasierter Mörtel ist grundsätzlich weicher als Zementmörtel und harmoniert in Sachen Wasseraufnahme und -abgabe optimal mit den Steinen.

Möglichkeiten zur Sanierung von Rissen im Fassadenputz

Sogenannte Putzrisse haben unterschiedliche Ursachen. Zum einen können sie sichtbares Anzeichen dafür sein, dass sich der Untergrund bewegt. Auch der Auftrag des Putzes selbst kann einst mangelhaft ausgeführt worden sein, so dass dieser infolgedessen reißt. Wurden Materialwechsel im Putzgrund nicht hinlänglich berücksichtigt, Fehler beim Aufbringen von Unter- und Oberputz (Stichwort: falsches Festigkeitsgefälle) oder beim Aufbringen des Putzes auf den Untergrund gemacht, können Putzrisse die Folge sein.

Expertentipp: Ein Fachmann kann angesichts eines Putzrisses, seiner Ausbildung (Länge, Tiefe und Weite) ziemlich gut erkennen, welche Ursache zu seinem Entstehen führte. Es ist deshalb mehr als ratsam, bei einem Riss im Putz auf die Bewertung eines Experten zu vertrauen, der eine passende Risssanierung empfiehlt.

Anstrichsanierung

Bei der sogenannten Anstrichsanierung saniert man die Putzrisse mit einem Anstrich. Das funktioniert bei Rissen mit einer Rissbreite bis maximal zwei Millimetern recht gut, vorausgesetzt, der Riss reißt nicht weiter (Stichwort: Stillstand der Rissbildung).

Praktisch grundiert man den Riss mit einer wasserabweisenden (hydrophobierenden) Grundierung. Dann folgt mindestens einer, in der Regel mehrere Anstriche, die in Summe den Riss füllen. Gegebenenfalls kommt ein Streichvlies als Zwischenbeschichtung zum Einsatz.

putztechnische Risssanierung

Größere Risse (größer als zwei Millimeter) brauchen andere Methoden zur Risssanierung. Zum Beispiel kann man ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) installieren oder eine putztechnische Risssanierung ausführen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur putztechnischen Risssanierung:

1. Untergrund vorbereiten

Säubern Sie den Untergrund (nass oder trocken) und lösen Sie dabei alle nichttragfähigen Substanzen. Lassen Sie den Untergrund dann gründlich trocknen.

2. Klebe- und Armierungsmörtel aufbringen

Tragen Sie nach Anweisung des Herstellers die erste Schicht Klebe- und Armierungsmörtel vollflächig auf und verziehen Sie diese mit Hilfe einer Zahnkelle ebenflächig.

3. Armierungsgewebes einbetten

Es folgt das Einbetten des Armierungsgewebes. Legen Sie selbiges vollflächig und faltenfrei in den frischen Armierungsmörtel ein. Achten Sie darauf, dass das Gewebe im Randbereich mindestens zehn Zentimeter überlappt

4. Aufbringen der zweiten Schicht Klebe- und Armierungsmörtel

Als Nächstes kommt eine zweite Schicht Klebe- und Armierungsmörtel auf das Armierungsgewebe. Auch diese muss glatt verzogen werden. Im Endeffekt muss das Gewebe vollflächig eingebettet (unsichtbar) sein.

5. Oberputz auftragen

Nach einer angemessenen (vorgeschriebenen) Austrocknungszeit (Standzeit) - je nach Material liegt diese bei einem Tag je Millimeter Schichtdicke des aufgetragenen Armierungsmörtels – können Sie den Oberputz in gewünschter Körnung, Struktur und Farbe aufgetragen und wie gewünscht strukturieren. Nach einer ebenfalls angemessenen Austrocknungszeit (mindestens 5 Tage) schließen Sie die Risssanierung mit dem abschließenden Deckanstrich mit Fassadenfarbe ab.

Expertenrat: Putzrisse lassen sich entweder einzeln in Form einer Einzelrisssanierung sanieren oder als Flächenrisssanierung. Fragen Sie im konkreten Sanierungsfall den Handwerker Ihres Vertrauens, welche Risssanierung Sie ausführen lassen sollten.

Risse im Mauerwerk oder Beton (Wandrisse) sanieren

Sind Risse im Mauerwerk oder in Betonwänden zu sehen, können statische Probleme die Folge sein, zum Beispiel ungünstige konstruktive Lastverteilungen oder fehlende Dehnbereiche für natürliche Bauwerksbewegungen. Als solche gelten insbesondere temperatur- und / oder feuchtigkeitsbedingte Dehnungen und Schwindungen, die in sogenanntem Mischmauerwerk unkontrollierte Zugbelastungen, Schubbelastungen sowie Scherbelastungen nach sich ziehen.

Auch sogenannte Setzungen, wie sie durch Erdbauarbeiten in Bergbauregionen oder unzulässige Erdarbeiten nahe dem Haus vorkommen, können zu Rissen in Mauerwerk und Beton führen. Solche Risse im Mauerwerk, die die Statik des Gebäudes mindern, lassen sich mit 

nach WTA-Merkblatt verpressen. Das heißt, die vorgenannten Materialien werden in den Riss injiziert. Das geschieht meist unter Druck und mit speziellen Injektionsgeräten. Oft haben die Hersteller / Anbieter solcher Rissverpressungssysteme die Arbeitsgeräte und Rissfüllungen als Komplettpaket im Angebot. Eine solche Rissverpressung ergibt eine kraftschlüssige Verbindung, die statische Lasten sehr gut aufzunehmen vermag. Von Vorteil ist, dass sich die Rissverpressung ohne Probleme in feuchten Rissen anwenden lässt.

Tabelle 1: Überblick der nach dem WTA-Merkblatt (2-4-14/D) für Fassaden empfohlenen Instandsetzungsmethoden für Einzel- und Flächenrisse
Sanierung von von Einzelrissen Flächige Rissanierung
E1 - starrer Rißverschluß F1 - Organische rissüberbrückende Beschichtungssysteme
E2 - Rissüberbrückung mit Putz F2 - Mikroporöse, füllende Beschichtungssysteme
E3 - flexibler Rissverschluss/Umwandlung in eine Dehnfuge F3 - Mineralische Oberputze
F4 - Mineralische Gewebespachtelung mit mineral. Oberputz
F5 - Wärmedämmputz-Systeme
F6 - Wärmedämm-Verbund-Systeme
F7 - vorgehängte Fassadensysteme

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