Letzte Aktualisierung: 02.07.2019

Ratgeber zur Verwendung von Dichtschlämme

Was ist Dichtschlämme? Welche Aufgabe erfüllt sie? Woraus besteht Dichtschlämme und welche Varianten gibt’s davon? Wie trägt man Dichtschlämme auf und was ist beim Auftragen zu beachten?

Feuchtigkeit bildet für ein Gebäude ein Risiko: Dringt sie in das Gemäuer ein, kann sie großen Schaden anrichten. Über die Bodenplatte und die Außenwände des Kellers beziehungsweise Perimeters (erdberührende Mauerbereiche) dringt Erdfeuchte, Sickerwasser, Stau-, Grund- und womöglich auch Hochwasser in den Keller ein: Nasse Wände, Schimmel und Pilze sowie stehendes Wasser im Keller zeugen davon. Oft ist bei diesen Anzeichen das Mauerwerk nicht ausreichend gegen stauendes und nichtstauendes Wasser abgedichtet. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, wie Sie sogenannte Dichtschlämme verwenden, um Ihren Keller abzudichten.

Besonderheiten von Dichtschlämmen als Bauwerksabdichtung

Mit Dichtschlämmen schützen Sie Keller, Wände und Böden vor eindringendem Wasser. Dichtschlämmen bilden in der mineralischen Variante eine atmungsaktive Wassersperrschicht. Sie sind aufgrund ihrer Zutaten hydraulisch abbindend: Nach dem Anrühren mit Wasser wirken die Dichtschlämmen wasserabweisend und zugleich wasserdampfdurchlässig. Dichtschlämmen sind porenfüllend. Aufgrund ihrer Rezeptur lassen sich Dichtschlämmen komfortabel verarbeiten. Außerdem haften die Dichtschlämmen sehr gut und werden ausreichend fest.

Dichtschlämme werden daher auch Abdichtschlämme, Dichtungsschlämme oder Abdichtungsschlämme genannt. Sie basieren auf einer vergleichsweise flüssigen Mischung aus verschiedenen Zementen, Mineralien und Zusätzen wie Kunststoff. Die können Sie mit einem Pinsel oder Spachtel auftragen. Alternativ gelingt der Auftrag auch mit einer professionellen „Spritze“.

Der Zementanteil in der Dichtschlämme-Mischung sorgt dafür, dass die Dichtschlämme-Schicht nach dem Auftrag diffusionsoffen (atmungsaktive) bleibt. Der Kunststoffanteil bewirkt eine gewisse Flexibilität der Schicht. Die ist nötig, um auch im abgebundenen Zustand auf Dauer frost- und witterungsbeständig zu bleiben. Geregelt werden die material- und bautechnischen Anforderungen an die Eigenschaften an Dichtschlämme in der DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ (Schutz von Bauwerken gegen Feuchtigkeit und Wasser).

Mögliche Anwendungsbereiche von Dichtungsschlämmen

Ob Neubau (Anwendung von Vorneherein) oder Sanierungsfall (Anwendung im Nachhinein) - es gibt eine ganze Reihe von unterschiedlichen Bausituationen, wo Dichtschlämme zum Einsatz kommen kann. Man sollte deshalb unbedingt auf die Herstellerangaben achten, um für den vorgesehen Zweck auch die passende Dichtschlämme zu verwenden.

Die folgende Liste zeigt mögliche Verwendungen für Dichtschlämme auf:

  • Abdichten von erdberührten Bauteilen beim Neubau (Perimeterabdichtung),
  • waagerechte Sperre (Horizontalsperre) gegen aufsteigende Feuchte,
  • Schutz vor Spritzwasser im Sockelbereich (über Perimeter), empfohlene Höhe: 15 bis 30 Zentimeter umlaufend,
  • sogenannter Hinterfeuchtungsschutz mit Dichtkehle,
  • Zwischenabdichtung bei durchfeuchteten Bauteilen
  • während der Bauphase: Abdichtung gegen zeitweise von innen wirkende Feuchtigkeit,
  • Abdichten von Balkon und Terrasse vor dem Verfliesen
  • sowie Anlegen einer Spritzwasserzone im Bad rund um Badewanne, Dusche & Co.

Tipps zum Auftragen von Dichtschlämme

Allgemeine Hinweise zum Untergrund

Grundsätzlich gilt, dass Dichtschlämme auf Untergründen wie 

  • vollfugiges Mauergestein,
  • Porenbeton,
  • Beton,
  • Zementputz,
  • Kalk-Zementputz,
  • Gipsputz,
  • Zementestrich,
  • Naturstein sowie
  • auf alten Fliesenbelägen

aufgebracht werden kann. Allerdings sollten Sie sich vor dem Kauf stets vergewissern, ob die gewünschte Dichtschlämme vom Hersteller auch für den von Ihnen geplanten Einsatz ausgelegt ist, denn die Dichtschlämmen unterscheiden sich mitunter von Hersteller zu Hersteller.

Schichtweiser Auftrag

Dichtschlämme wird in der Regel schichtweise aufgetragen, häufig in zwei Lagen übereinander. Die Dicke pro Schicht (sogenannte Auftragsdicke) variiert im Bereich von Millimetern und ist abhängig vom Einsatzzweck und den daraus resultierenden Anforderungen an die Dichtschlämme. Der Auftrag der zweiten Schicht kann erst erfolgen, wenn die erste Schicht ausgehärtet ist.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Auftragen von Dichtschlämme

1. Untergrund vorbereiten

Eine sichere Abdichtung braucht einen gut vorbereiteten Untergrund (Wand, Decke oder Boden). Dieser muss von alten Farbanstrichen und Putzschichten befreit werden. Werden dabei Schäden im Mauerwerk offensichtlich, müssen auch diese zunächst ausgebessert werden, bevor anschließend die Dichtschlämme aufgebracht werden kann.

  • Zu Tage tretende Löcher und Risse verfüllen Sie am besten mit Reparaturmörtel und dichten sie somit ab.
  • Auch brüchige Mauerwerksfugen lassen sich so ausbessern.

Zum gründlichen Reinigen (mechanisch) des Untergrunds können Sie zu Drahtbürste, Besen oder einem Hochdruckreinigungsgerät beziehungsweise Sandstrahlgerät greifen. Diesen Reinigungsjob können Sie auch an einen Dienstleister outsourcen, der das nötige Gerät mitbringt.

Expertentipp: Ist der Untergrund sehr trocken und stark saugend, sollten Sie ihn vor der Abdichtung mit Dichtschlämme anfeuchten.

2. Anrühren der Dichtschlämme

Die Dichtschlämme kaufen Sie als fertige Mischung in Form eines Pulvers, das meist in Säcken abgefüllt ist. Zum Anrühren der Dichtschlämme benötigen Sie 

  • einen Eimer mit Wasser
  • eine Bohrmaschine mit Rühraufsatz oder
  • alternativ ein geeignetes Rührwerkzeug wie einen Stock.

Geben Sie die Dichtschlämme in den Eimer mit Wasser. Halten Sie sich bei den entsprechenden Mengen unbedingt an die Angaben des Herstellers auf der Verpackung. Andernfalls misslingt die Mischung womöglich und erfüllt ihren abdichtenden Zweck nicht mehr. Rühren Sie die Dichtschlämme-Wasser-Mischung so lange, bis Sie keine Klumpen mehr sehen. Die Mischung sollte geschmeidig sein.

3. Auftrag der Dichtschlämme

Grundsätzlich gilt es beim Auftragen der Dichtschlämme zu beachten, dass die Schicht(en) in der empfohlenen Stärke errichtet werden. Weniger ist hier meist mehr, sprich: wirkungsvoller. Eine zu dicke Schicht Dichtschlämme könnte sich schlimmstenfalls schon nach kurzer Zeit, die Rede ist hier von Wochen oder Monaten, lösen und die Dichtheit verlieren.

Expertentipp: Empfohlen werden pro Schicht Stärken von einem, besser: zwei Millimetern Dichtschlämme. Insgesamt sollte die Dicke fünf Millimeter nicht überschreiten.

Wird die Dichtschlämme außen aufgetragen, erfolgt nach ihrer Aushärtung noch eine Beschichtung mit Bitumen (sogenannte Bitumendickbeschichtung).

Für das Auftragen der Dichtschlämme auf den Untergrund nutzen Sie eine einfache Deckenbürste, eine Glättekelle oder einen Mauerquast. Wichtig ist, dass Sie die Dichtschlämme gleichmäßig (dünn) auftragen.

Expertentipp: Soll ein ganzer Raum mit Dichtschlämme abgedichtet werden, starten Sie mit dem Auftrag auf den Wänden und dichten abschließend den Boden ab.

Die Übergänge zwischen Decken und Wänden beziehungsweise Wänden und Böden (Kanten und Ecken) sind bauphysikalisch betrachtet heikle Bereiche: Um hier eine dichte Schicht Dichtschlämme zu erzielen, streichen Sie dort am besten mit einer fachmännischen Hohlkelle.

Das heißt, dass Sie die Kante beziehungsweise Ecke mit einer passenden Spachtelmasse füllen und diese anschließend rund ausstreichen. Das geht zum Beispiel sehr gut mit einem Reststück eines Abflussrohrs. Dann folgt die Dichtschlämmenschicht.

4. Aushärten und Folgeaufträge

Ist die erste Schicht Dichtschlämme ausgehärtet gehen Sie für gegebenenfalls folgende Schichten wie beschrieben vor. Um optimal auszuhärten, sollte die Schicht Dichtschlämme für mindestens 36 Stunden (anderthalb Tage) feucht gehalten werden. Sie muss insgesamt 72 Stunden (drei Tage) bis 84 Stunden (vier Tage) vor 

  • Sonne (direkter Lichteinfall),
  • Zugluft,
  • Regen und
  • Frost

geschützt werden.

Spezial-Dichtschlämmen gegen das Eindringen von Radongas

Um sich vor Radon, einem radioaktiven, in hohen Konzentrationen krebserregenden Edelgas, zu schützen, sind nach dem heutigen Stand der Technik ein wasserdichter, sorgfältig erstellter Stahlbetonkeller, bei dem auf die Betonnachbehandlung geachtet wurde, oder eine entsprechend sorgfältig hergestellte wasserdichte Stahlbetonbodenplatte technisch ausreichend, um die beim Neubau geforderten Radon-Grenzwerte einzuhalten. Im Altbau hingegen, können u.a. spezielle Dichtschlämmen eingesetzt werden, um das Eindringen von Radon zu reduzieren.

Weitere Maßnahmen zur Kellersanierung im Überblick

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