Letzte Aktualisierung: 18.01.2017

Technischer Ratgeber und Anleitung zum Austauschen von Fensterscheiben

Wann lohnt es sich, anstelle der kompletten Fenster „nur“ das Fensterglas auszutauschen? Was bringen neue Fenstergläser in alten Rahmen? Welche Fensterscheiben sollten womit ersetzt werden? Wie gehe ich zum Fensterscheibentausch vor?

Aus insbesondere energetischen Gründen sollte man die Fenster ebenso modernisieren wie Dach, Fassade und Heizung. Dabei ist zu erwägen, ob es sich lohnt, statt eines aufwendigen und teuren Fenstertauschs nur die Fensterscheiben zu wechseln. Bei Fenstern aus den Baujahren 1985 bis 1995 mit Zweifachverglasung macht das oft Sinn. Der Aufwand zum Tauschen der Scheibe ist jedoch vom Rahmen abhängig. So lassen sich Gläser im Kunststoffflügel leichter austauschen als jene in Holzflügeln.

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Wann lohnt sich der Fensterscheibentausch?

Die Fenstertechnik entwickelt sich rasant: Alle zehn Jahre würde sich der Fenstertausch in technischer Hinsicht lohnen. Das muss aber nicht sein, nach wie vor hat ein Fenster eine Lebensdauer von rund 40 Jahren. Vorausgesetzt, es wird gepflegt und regelmäßig gewartet.

Beim Scheibentausch sieht das schon anders aus. Denn ab etwa 1995 wurden Zweifach-Verglasungen eingesetzt, die aufgrund einer Silberbeschichtung auf der Scheibe und einer Füllung mit Edelgas (Argon-Gasfüllung) im Scheibenzwischenraum rund dreimal so gut dämmen (Ug-Wert 1,1 W/m2K), wie die Isolierglas-Scheiben (Ug-Wert 2,7 bis 3,0 W/m2K), die in den Jahren beziehungsweise Jahrzehnten davor verwendet wurden. Auch die Abstandhalterprofile, die die beiden Scheiben am Rand verbinden, werden heute aus anderen Materialien hergestellt und haben dadurch eine viel bessere Wärmedämmung. Daher macht es Sinn, alte, unbeschichtete Isoliergläser gegen gleich dicke, aber sehr gut isolierende modernere Fenstergläser auszutauschen.

Mit anderen Worten: Die besten Kandidaten für das Wechseln der Fensterscheibe ist Fensterglas mit Zweifach-Isoliergläsern, wie sie hierzulande, insbesondere in Westdeutschland, in den späten 1980er-Jahren bis in die frühen 1990er-Jahre verbaut worden seien.

Einfach- und Zweifachverglasung mit Dreifachverglasung ersetzen

Der Einsatz von Dreifachisoliergläsern mit seinen typischen Ug-Werten um die 0,7 W/m2K und einem g-Wert von 60 Prozent sei heute am sinnvollsten.

Allerdings brauche diese Glasqualität eine geeignete Rahmenkonstruktion, die das Dreifachisolierglas mit mindestens 36 Millimeter Gesamtglasdicke und daraus resultierend wesentlich höherem Gewicht aufnehmen könne. Das heißt, auch die Fensterbeschläge müssen entsprechend stabil ausgelegt sein, damit das höhere Gewicht der Verglasung statisch keine Probleme macht.

Für alte Fenstermit Einfachverglasung (ESG-Glas) gilt: Wenn die alten Fenster noch mit Einfachverglasungen ausgerüstet sind, wird Wärme dämmendes Isolierglas oft nicht in die vorhandenen Rahmen passen. Dann sollten – ebenso wie wenn die Rahmen nicht mehr dicht sind – die kompletten Fenster gegen moderne ausgetauscht werden, in der Regel dann heute mit Dreifach-Verglasung.

Dies hat aus Sicht des Wärmeschutzes den Vorteil, dass nun das ganze Fenster hochwärmedämmend ist und nicht nur das Fensterglas. Denn auch der Rahmen macht etwa 30 bis 40 Prozentdes Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters aus.

Experten-Wissen: Der Wärmedurchgangskoeffizient, auch kurz U-Wert, beschreibt, wie gut Fenster, Scheiben und Wände dicht halten. Außerdem gibt es den Uw-Wert, wobei das „w“ für das englische Wort window steht, gleich Fenster. Dieser Uw-Wert wiederum setzt sich zusammen aus dem Uf- Wert („f“ für „frame“, gleich Rahmen) und dem Ug-Wert („g“ für „glazing“, gleich Verglasung).

Weitere Gründe für den Fensterscheibentausch

Natürlich gibt es auch noch andere als energetische Gründe für den Fensterscheibentausch, zum Beispiel diese: 

  • Die Scheiben sind mit den Jahren blind geworden.
  • Das Fenster beeinträchtigt die Wohnbehaglichkeit mit Zugluft und „Kältewand“.
  • Die Scheiben sind gesprungen oder gebrochen oder sonst wie beschädigt.

Ein Fensterscheiben-Wechsel ist darüber hinaus häufig das Mittel der Wahl, wenn es sich bei dem Gebäude um ein denkmalgeschütztes handelt. Mit dem bloßen Austausch der Fenstergläser bewahren Sie die alte Optik und den Charme des Hauses und profitieren zugleich von der energetisch meist höherwertigen Qualität des neuen Glases.

Expertentipp: Mit dem U-Wert für Fenster sollten sich Eigentümer auch über den g-Wert des Glases informieren: Der g-Wert des Glases sei dafür zuständig, wie viel kostenlose Sonnenenergie das Glas zur Heizunterstützung durchlasse. Ein guter Standard seien circa 60 Prozent. Bei großen Glasflächen zur Südseite hin könne ein Sonnenschutzglas sinnvoll sein, das einen bewusst niedrigen g-Wert von vielleicht 30 Prozent habe.

Vorteile des Scheibenwechselns vs. Fenstertauschen im Vergleich

Neben dem Wärmeschutz bietet der Austausch der alten Fenstergläser weitere Vorteile.

Besserer Schall- und Einbruchschutz

So schützen moderne Fensterscheiben deutlich besser vor Schall. Wer an einer lauten Straße, am Bahndamm oder in Flughafennähe wohnt, der weiß das zu schätzen. Schallschutzgläser sind mit bis zu etwa zehn Millimetern mindestens doppelt so dick wie normale Scheiben und entsprechend schwer. Je nach Dicke und Qualität kosten Schallschutzgläser zwischen zehn und 30 Euro mehr pro Quadratmeter Glasfläche.

Vor Einbruch schützt Verbundsicherheitsglas. Diese Scheiben sind mit einer Kunststoffschicht aufeinander geklebt und brechen deshalb nicht so leicht. Die Mehrkosten beim Scheiben-Austausch liegen bei rund 100 Euro pro Quadratmeter.

Austausch-Aufwand geringer

Wer anstelle des kompletten Fensters nur die Fensterscheiben der alten Fenster tauscht, ist in der Regel mit der Sanierungsmaßnahme schneller durch. Der Arbeitsaufwand ist geringer, die Arbeitszeit kürzer und es fällt weniger Schmutz an. Auch macht der bloße Scheibentausch weniger Lärm als wenn Sie die kompletten Fenster austauschen würden.

Energieberater hinzuziehen und Austausch fördern lassen

Die endgültige Entscheidung darüber, ob es sich lohnt, nur die Fensterscheiben anstelle des kompletten Fensters auszutauschen, sollten Sie einem unabhängigen Energie-Experten überlassen, zum Beispiel einem Energieberater. Denn auch dann, wenn Sie nur die Fenstergläser austauschen wollen, unterliegt diese Maßnahme der Energieeinsparverordnung (kurz: EnEV).

Dabei gilt: Ist die Fläche der getauschten Scheiben größer als zehn Prozent der jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudes, gelten die Vorgaben der EnEV!

Alle weiteren Details dazu kennt Ihr Energieberater. Bei der Suche nach einem Energieberater hilft Ihnen womöglich Ihr Fensterbauer weiter. Die Handwerker arbeiten schließlich häufig Hand in Hand mit den Energie-Experten. So gehen Sie sicher, dass beim Glastausch 

beachtet werden. Der Energieberater kann die konstruktiven und bauphysikalischen Voraussetzungen dafür prüfen, ob es sich lohnt, nur die Gläser Ihrer Fenster austauschen: Das ginge nämlich nur, wenn der Fensterrahmen samt der zugehörigen Dichtungen noch in Ordnung wäre.

Expertentipp: Beachten Sie, dass Sie dafür, dass Sie eine professionelle Planung und Baubegleitung beim Scheiben-Austausch durch einen unabhängigen Energieberater in Anspruch nehmen, von der KfW mit bis zu 2.000 Euro gefördert werden können.

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Fensterscheiben austauschen – allgemeine Vorgehensweise

Aus technischer Sicht geht das Austauschen der Fensterscheiben vergleichsweise schnell, weil dabei

  • der Putz nicht beschädigt wird,
  • die das Fenster umgebende Tapete nicht beschädigt wird,
  • das Lösen der Dichtprofile problemlos ist und
  • die Austauschverglasung passgenau nach Maß angefertigt wurde.

Kunststofffensterflügel

Besonders einfach sei das Fensterscheibentauschen bei Kunststofffenstern. Dort baue der Fensterbauer zuerst die Halteleisten aus, dann setze er das neue Wärmedämmglas ein und schließe den Flügelrahmen danach wieder. Da sich die Montagekosten vergleichsweise günstig darstellen, werden die Scheiben von Kunststofffenstern häufiger ausgetauscht und vielfach auch aus anderen als energetischen, also auch häufig aus optischen Gründen, wenn die Glasscheiben angelaufen sind.

Holzfensterflügel

Bei Holzfenstern könne man die Breite des Glasfalzes häufig so anpassen, dass sich Dreifachgläser einsetzen ließen. Grundsätzlich machen Holzfenster, in Abhängigkeit davon, wie die Scheibe im Flügelrahmen versiegelt wurde, etwas mehr Montagearbeit als Kunststofffenster. Am besten laufe der Austausch der Scheiben bei Fenstern mit einer sogenannten Trockenverglasung, deren Dichtprofile sich einfach lösen lassen.

Ist die Verglasung schwieriger zu entfernen, müsse der Fensterbauer Holzfenster wegen der meist vorhandenen Versiegelung der Gläser im Rahmen den Fensterflügel zunächst vielleicht aushängen und führe den Glaswechsel in der Werkstatt aus. Da dabei kein nennenswerter Schmutz entstünde, könne der Raum nach dem Wiedereinsetzen der Fenster direkt wieder genutzt werden.

Experten-Tipp: Für einen Austausch von Scheiben von besonders im Berliner Raum oft anzutreffenden Kastenfenster gibt es spezielle Glaslösungen. Auch Einfachscheiben können hier durch geeignete beschichtete Gläser ersetzt werden, die die Wärmedämmung deutlich verbessern. Nur Uraltfenster mit Einfachverglasung, die es heute noch millionenfach in Altbauten gibt, sind nicht für den Glastausch geeignet. Hier sind die Rahmen oft zu schmal für zeitgemäße Zweifach- oder Dreifachverglasungen. Dann sei die einfachste und beste Lösung der Neukauf eines kompletten Fensters mit individuell passender Verglasung.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Austauschen der Fensterscheiben

Ein versierter Handwerker kann den Austausch der Verglasung seiner alten Holzfenster in eigene Hände nehmen. Wir zeigen im Folgenden, welche Werkzeuge Sie zum Wechseln der Fenster-Scheibe benötigen und wie Sie dazu Schritt für Schritt vorgehen müssen.

Werkzeuge und Schutzkleidung

Wichtig: Lassen Sie sich die neue(n) Fensterscheibe(n) am besten vom Fachmann passgenau zuschneiden, denn der hat das dafür nötige Werkzeuge parat und bestenfalls sehr gute Erfahrungen in dem Handwerk. Zum Fensterscheibentausch sollten Sie Zugriff auf Werkzeuge wie Zange, Stechbeitel und Stemmeisen haben. Beachten Sie auch, dass Sie beim Tausch der Glasscheiben Schutzkleidung wie Brille, Handschuhe und feste Schuhe tragen, um ein Verletzungsrisiko zu minimieren.

Ausbau der alten Glasscheibe aus dem Holzrahmen

Hängen Sie den Fensterflügel nach Anweisung des Herstellers aus. Starten Sie anschließend mit der Demontage der alten Scheiben. Lockern Sie dazu zunächst die Leisten an der Innenseite Ihrer Holzfenster und hebeln Sie diese dann ab. Sind Sie dabei ganz vorsichtig, bleiben die alten Leisten funktionstüchtig, so dass Sie sie wieder verwenden können. Sind die Leisten entfernt, nehmen Sie das alte Glas aus dem hölzernen Rahmen. Säubern Sie den Rahmen, so dass weder Reste von Silikon noch Vorlegebändern daran verbleiben.

Einsetzen der neuen Glasscheibe in den Holzrahmen

Befestigen Sie als Nächstes neue Vorlegebänder gemäß den Herstellerangaben. Setzen Sie dann die neue Scheibe vorsichtig in den Rahmen. Anschließend ist eine genaue Ausjustierung fällig, die aber schnell von der Hand geht. Montieren Sie anschließend die Holzleisten, entweder recyceln Sie die alten oder Sie nutzen neue. Abschließend versiegeln Sie die Außen- und Innenseiten des Fensters mit Silikon gemäß den Herstellerangaben.

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