Letzte Aktualisierung: 11.07.2017

Ratgeber Weißglas: Besonderheiten & Vorteile von reinweißem Glas

Was ist Weißglas? Wie wird es hergestellt und welche Eigenschaften hat es? Wie unterscheidet es sich von anderen Glassorten? Wo kommt es zum Einsatz? Was ist ESG-Weißglas?

Weißglas ist eine Glassorte, deren Beschaffenheit nicht grundsätzlich geregelt ist. Laut dem derzeit einzigen konkreten Kennwert zu Weißglas des Schweizerischen Instituts für Glas am Bau (SIGAB) nennt man ein Flachglas ohne Farbschimmer dann Weißglas, wenn es weniger als 200 ppm Eisenoxid enthält.

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Definition und Anwendungsbereiche von Weißglas

Weißglas ist heutzutage ein Massenprodukt. Standard-Floatglas (Grünglas) ist hingegen nicht so schnell zu beschaffen, kann jedoch ebenso zügig produziert werden. Es kommt im Fassadenbau ebenso zum Einsatz wie im Innenausbau. Dennoch gibt es für Weißglas keine Regelung. Keine Norm definiert die Glassorte „Weißglas“ und ihre spezifischen Eigenschaften.

Lediglich die vergleichsweise junge SIGAB-Richtlinie 006 „Visuelle Beurteilung von Glas am Bau“ enthält folgenden Wortlaut zu Weißglas: „Weißglas wird in keiner Produktnorm, jedoch als Flachglas mit weniger als 200 ppm (parts per million – Anmerkung der Redaktion) an Eisenoxidanteilen definiert.“

Aus Mangel an Regelung der Glassorte „Weißglas“ kommt es zu teilweise weitreichenden Missverständnissen. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass „Weißglas“ als Oberbegriff für eisenoxidarmes und eisenoxidärmeres Glas benutzt werden kann. Eisenoxidarmes Weißglas kommt heute i.d.R. als Werkstoff für hochwertige Architekturverglasungen zum Einsatz.

Ebenso nutzt man es im Innenausbau. Es dient als Tischplatten- oder Vitrinenglas uvm. Wegen seiner Farbneutralität ist es oft Weißglas, das man bedruckt, um spezielle optische Effekte zu erzielen.

Weißglas wird auch als Abdeckglas für Solarmodule genutzt. Das Frontglas besteht dabei aus teilvorgespanntem, etwa vier Millimeter starkem Weißglas, das Sonnenstrahlen auch bei schwachem oder diffusem Licht ungehindert hindurch lässt und so den Wirkungsgrad maßgeblich erhöht.

Da hochtransparente Weißgläser die Wachstumsbedingungen für unterschiedlichste Pflanzen verbessern kommt es auch in Gewächshäusern zum Einsatz.

Weißglas lässt sich thermisch vorspannen und somit zu Verbundsicherheitsglas weiterverarbeiten. So gibt es Einscheibensicherheitsglas (ESG) auch in Weißglas-Qualität.

Verfahren zur Herstellung von Weißglas

Weißglas war schon immer von besonderer Qualität: Glasmacher sollen damit schon früher den dreifachen Preis von gewöhnlichem Grün- oder Braunglas erzielt haben. Denn die Glasmacher haben lange gebraucht, um die metallischen Verunreinigungen aus dem Glas zu holen und weißes Glas zu fertigen.

Laut Überlieferungen nutzte man Entfärbungsmittel wie Glasmacherseife und Braunstein dazu. In Venedig gelang es Glasmachern als erste in Europa, Weißglas zu produzieren. Das Monopol dafür hatten sie lange. Die Entfärbung, das wissen wir heute, gelang ihnen mit Manganerz.

Die Allgäuer Sagen berichten vom ständigen Kommen und Gehen sogenannter „Venedigermännle“ in den Allgäuer Alpen im Raum Oberstdorf, „die geheimnisvoll und für die Bevölkerung unheimlich im Gelände und in Gewässern braunes Material suchten und fanden und damit wieder verschwanden“. Man geht davon aus, dass es sich dabei um Manganschiefer gehandelt haben muss.

Weißglas ist demnach nicht gleich Weißglas. Hersteller handeln ihr Weißglas unterschiedlichster Qualität mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen, darunter Clearvision, Diamant, Extraweiß oder Optiwhite.

Wichtig: Dass die Qualität von Weißglas je nach Hersteller und/oder Herstellort variieren kann, müssen Sie insbesondere beim Austauschen von Fensterscheiben beachten.

Produziert wird Weißglas genauso wie herkömmliches Floatglas auch, im sogenannten Floatglasverfahren beziehungsweise Floatprozess: Das Flachglas stellt man in einem endlos-kontinuierlichen Prozess her, indem man die reine geläuterte, bei 1.100 Grad Celsius teigig-flüssige Glasschmelze andauernd von einer Seite auf ein Bad aus flüssigem Zinn leitet.

Weil das um etwa zwei Drittel leichtere Glas darauf schwimmt und sich wie ein Film darauf ausbreitet (auf Englisch: to float), nennt man es Floatglas und den Herstellungsprozess Floatprozess. Aufgrund der Oberflächenspannungen von Zinn und Glas entsteht Glas mit sehr glatter Oberfläche.

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Weißglas vs. herkömmliches Floatglas – Eigenschaften im Vergleich

Visuelle Eigenschaften

Normalerweise ist Glas wie Kalk-Natronsilikat-Glas, das auf dem Bau am häufigsten zum Einsatz kommt, in dem Bereich des Lichtspektrums, der sichtbar ist, farblos.

Wozu man anmerken muss, dass trotz fehlender Eigenfärbung meistens eine deutlich sichtbare Grünfärbung auftritt, die in Abhängigkeit von der jeweiligen Qualität der Schmelze unterschiedlich stark ausfallen kann. Der Grund für die grüne Optik sind geringe Anteile von Oxidverbindungen in der Glasschmelze. Titanoxid färbt das Glas bei höheren Konzentrationen leicht violett oder bräunlich Eisenoxid gibt ihm den charakteristischen Grünstich. Als Oxidverbindung beeinflussen auch Elemente wie Kupfer, Vanadium, Chrom, Mangan, Kobalt und Nickel den Farbausfall von Glas.

Um Weißglas, also Glas ohne einen Grünstich, zu fertigen, müssen die Glasschmelze von hoher Reinheit und der Eisenoxidanteil darin möglichst klein sein. Entsprechend der oben angeführten Richtzahl des Schweizerischen Instituts für Glas am Bau (SIGAB) nennt man Flachglas dann Weißglas, wenn es weniger als 200 ppm Eisenoxid enthält.

Jedes Produkt aus Weißglas kommt demnach mit seinen spezifischen visuellen Eigenschaften (Optik) daher. Je nach Hersteller und/oder Produktionsstandort unterscheiden sich die Produkte: Mal haben sie einen Gelbstich, mal einen Grün-, Blau- oder Graustich. Dabei gilt: Je dicker das betrachtete Weißglas ist, deutlicher treten die visuellen Unterschiede zu Tage.

Bei Isoliergläsern zum Beispiel, nehmen auch die entsprechenden Beschichtungen großen Einfluss auf die Optik.

Expertenwissen: Ein verbreiteter Irrtum in Bezug auf Weißglas ist der, der Bauteile mit sichtbaren Glaskanten betrifft, zum Beispiel bei Glasgeländern an französischen Balkonen, bei Duschtrennwänden oder bei Glastablaren. Hier rechnet man meist damit, dass die Kantenansicht von Weißglas ebenso klar wie dessen Durchsicht ist. Das ist ein Irrtum! Je nach Dicke und Abmessung der Weißglasscheibe erkennt man eine farbige Glaskante. Das ist ein technisch unvermeidbarer Effekt bei Weißglas.

Bauphysikalische Eigenschaften

Eine Anforderung aus energietechnischen Überlegungen an Weißglas ist der Gesamtenergiedurchlassgrad (der sogenannte g-Wert). Er ergibt sich aus

  • der direkten Energietransmission durch die Verglasung hindurch sowie
  • aus der sekundären Wärmeabgabe der innenliegenden Glasscheibe.

Der g-Wert von Weißglas ist eine wichtige Größe in Bezug auf die klimatechnische Auslegung eines Gebäudes. Hier spricht man weder von einem „guten“ noch „schlechten g-Wert. Denn je nach Bauprojekt soll mehr oder weniger Sonnenwärme ins Gebäudeinnere eindringen dürfen.

Tabelle 1: Beispiele für g-Werte unterschiedlicher Verglasungen
Verglasung g-Wert
Doppelverglasung mit Klarglas 0,8
Dreifachverglasung mit Klarglas 0,7
Mehrfachverglasung mit Sonnenschutzglas 0,2
Dreifach-Wärmeschutzverglasung für Passivhäuser 0,6

Eine weitere wesentliche bauphysikalische Größe von Weißglas ist die Lichtdurchlässigkeit (auch Lichttransmission genannt). Die Lichttransmission wird mit dem Formelzeichen Lt geführt und bezeichnet den Anteil der Sonnenstrahlung in Prozent im Bereich des sichtbaren Lichtes, der von außen nach innen übertragen wird. Großteils geht es bei Verglasungen darum, eine möglichst hohe Lichttransmission ins Gebäude zu erzielen.

Experten-Wissen: Bei einer Zweischeiben-Isolierverglasung beträgt der Lichttransmissionsgrad etwa 0,80, bei einer Wärmeschutzverglasung 0,75 und bei Sonnenschutzglas zwischen 0,40 bis 0,60. Bei einer Wärmeschutzverglasung gelangen so 75 % des einfallenden Lichtes durch die Glasscheibe in den Raum. Das Verhältnis von Lichttransmission und Gesamtenergiedurchlassgrad beträgt üblicherweise etwa 1,3 : 1.

Wegen seiner höheren Reinheit erreicht man mit Weißglas einen vergleichsweise hohen g-Wert und Lichttransmissionswert. Zum Vergleich: Bei Glas mit einer Stärke von 3 Millimetern, ist sie um 1,7 Prozent höher, bei Glas mit einer Stärke von 15 Millimetern ist sie bis zu 7 Prozent höher als bei üblichen Gläsern.

Tabelle 2: Vergleich der g-Werte und Lichttransmissionswerte von Floatglas und Weissglas
Glasstärke Lt-Wert (Floatglas) Lt-Wert (Weißglas) g-Wert (Floatglas) g-Wert (Weißglas)
4 mm 90% 91% 85% 90%
5 mm 89% 91% 84% 90%
6 mm 88% 91% 82% 90%
8 mm 88% 91% 80% 89%
10 mm 87% 90% 78% 88%
12 mm 85% 90% 75% 88%

Darüber hinaus hat Weißglas eine tiefere Energieabsorption als Floatglas. Das ist der Grund, warum man es gerne als mittlere Scheibein einem 3-fach-Isolierglas verwendet, wo es das Risiko eines thermischen Glasbruchs mindert.

Expertenwissen: Die beschriebenen physikalischen Eigenschaften von Weißglas differieren kaum von Hersteller zu Hersteller.

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