Normales Fensterglas optimiert Tageslicht-Sehen
Licht ist nur ein kleiner Teil der für das menschliche Auge sichtbaren, elektromagnetischen Sonnenstrahlung: Bei einer Wellenlänge von 380 Nanometer (1 Nanometer (nm) = 1 Millionstel Millimeter) geht unsichtbare ultraviolette Strahlung in sichtbare violette Strahlung über und wechselt kontinuierlich über Blau, Grün, Orange in Rot, wo sie ab 780 nm wieder für den Menschen unsichtbar wird. Das Ziel moderner Wärme- und Sonnenschutzverglasungen war bisher das Maximum des Strahlungsanteils bei 555 nm optimal durch das Glas hindurch zu leiten, um das Tageslicht-Sehen des Menschen zu optimieren.
Vitalisierender Wellenlängenbereich wird reflektiert
Neueste Untersuchungen zeigen allerdings, dass der Wellenlängenbereich, der die höchste Helligkeit im Raum gewährleistet, für den Bereich der Hormonsteuerung nicht optimal lichtdurchlässig sind, da ein deutlich spürbarer Prozentteil der einfallenden Sonnenstrahlung in diesem wirksamen Spektrum reflektiert wird. Der die Hormonsteuerung und den Biorythmus vitalisierende Wellenlängenbereich ist hingegen vom Blauanteil des Lichts abhängig, dessen Optimum im Bereich um 460 nm durch eine erhöhte Lichttransmission erreicht wird.
Wohlfühlen bei gleichem Wärmedämmungseffekt
Walther Glaubitt vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg hat mit seinem Team daher die dem Scheibenzwischenraum zugewandte Glasoberfläche mit einer Spezialbeschichtung ausgestattet. Diese spezielle langzeitbeständige, anorganische Beschichtung, die nur 0,1 Mikrometer dünn und kaum wahrnehmbar ist, weist im Wellenlängenbereich zwischen 450 und 500 nm eine Lichtdurchlässigkeit von rund 80 Prozent auf, ohne die Wärmedämmung des Isolierglases zu beeinträchtigen. Vergleichbare herkömmliche Dreifach-Isoliergläser erzielen in diesem Bereich erzielen hingegen nur einen Wert von 66 Prozent.
Blaulichtanteil reguliert Melatoninspiegel
Der Blauanteil des Lichts ist für unser Befinden so entscheidend, weil die Netzhaut des menschlichen Auges durch einen Nerv mit dem Hypothalamus verbunden ist. Dort sitzen spezielle Rezeptoren, die das blauwellige Licht in Form von Hell-Dunkel-Signalen an den Bereich weiterleiten, der anatomisch als die biologische Uhr des Organismus gilt. Die dort eingegangenen Impulse steuern unter anderem den Melatoninspiegel, der bei einer Erhöhung durch z. B. Lichtmangel zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Depressionen und anderen psychischen Beeinträchtigungen führen kann.