Brasilien ist der flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößte Staat der Erde und mit über 195 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Südamerikas. Schon heute deckt Brasilien seinen Energiebedarf zu etwa 40 Prozent aus erneuerbaren Energien, vor allem Wasserkraft, doch es bestehen noch viele ungenutzte Potenziale an Wind- und Solarenergie. Das Institut für Berg- und Energierecht (IBE) der Ruhr-Universität Bochum (RUB) führt jetzt ein Forschungs- und Beratungsprojekt durch, um die Nutzung erneuerbarer Energien und die Energieeffizienz in Brasilien weiter zu verbessern.
Die RUB und das Interdisziplinäre Zentrum für Energieplanung (NIPE) der Universität von Campinas (UNICAMP) im Bundesstaat São Paulo wollen zwei Jahre lang durch einen Rechts- und Politikvergleich Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den einschlägigen Ordnungsstrukturen Deutschlands und Brasiliens identifizieren. Aus diesem Vergleich sollen Konzepte abgeleitet werden, um Lösungen für konkrete Einzelfragen zu erarbeiten. Ausgewiesene Experten aus Unternehmen sowie von Energie- und Umweltbehörden beider Länder sind an den Beratungen beteiligt.
Obwohl Brasilien bereits viel regenerative Energie produziert und nutzt, gibt es dennoch hohe Umweltbelastungen durch die Energiewirtschaft wie etwa mit der zuckerrohrgestützten Produktion von Bioethanol für den Verkehrssektor. Und diese Umweltbelastungen könnten zukünftig weiter steigen. Grund ist die US-amerikanische Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA). Diese schreibt für 2012 im Renewable Fuel Standard einen erhöhten Anteil an nachhaltigen Rohstoffen für Kraftstoffmengen zur Beimischung vor. Da ein Großteil der in den USA erzeugten Biokraftstoffe den Anforderungen der EPA jedoch nicht genügt, wird die Nachfrage nach Bioethanol verstärkt in Brasilien befriedigt werden.
"Auch ist in Sachen Energieeffizienz und -einsparung noch einiges zu tun", so Prof. Dr. Johann-Christian Pielow, Geschäftsführender Direktor des IBE. Der Großteil des Warmwassers in brasilianischen Haushalten stammt beispielsweise aus elektrischen Boilern. "Vor diesem Hintergrund bedarf es insbesondere der Anpassung der energiepolitischen wie -rechtlichen Strukturen. Das ist eine gewaltige Aufgabe, die für deutsche Energieexperten ebenso Herausforderung wie Chance bedeutet."
Brasilien produziert bereits heute nahezu die Hälfte seiner Primärenergie durch die Nutzung regenerativer Energiequellen und liegt damit weit über dem globalen Durchschnitt. Im Bereich der Herstellung von Bioethanol nimmt Brasilien zusammen mit den USA eine weltweit führende Stellung ein. Gleichzeitig zählt Brasilien zu den wichtigsten Öl- und Gasproduzenten der Region.