Die niedersächsische Landesregierung hat den Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz des Landtags über "Gassuche in Niedersachsen durch die Firma Exxon und die im Rahmen von Testbohrungen angewandte Fracing-Technik unterrichtet. Die Unterrichtung war von Mitgliedern des Landtags verlangt worden, nachdem durch Medienberichte bekannt geworden war, dass in der Nähe der Ortschaft Damme bei einer Testbohrung die umstrittene Fracing-Technik zur Erdgasgewinnung eingesetzt werden soll.
Das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr führte dazu aus, dass in Niedersachsen 1. Fracearbeiten lediglich an einer einzigen Bohrung durchgeführt würden, 2. kein Shale Gas in Niedersachsen gefördert werde und 3. die Anzahl der produzierenden Shale-Gas-Bohrungen mit "Null" angegeben wird. Presseberichten und Veröffentlichungen der Firma ExxonMobil ist jedoch zu entnehmen, dass seit Mitte der 90er-Jahre in der Tight-Gas-Lagerstätte Söhlingen die Frac-Technik eingesetzt wurde. So hat die Firma bereits beim Pilotprojekt Söhlingen Z 10 in den Jahren 1993 bis 1995 und bei weiteren Bohrungen auch noch in den vergangenen Jahren die tiefste Horizontalbohrung der Welt mit mehrfacher Frac-Behandlung durchgeführt und so wirtschaftliche Förderraten aus dem Dethlinger Sandstein erreicht (Steine+Erden 05/2003).
Auch in Ostfriesland hat der Konzern GDF Suez im Erdgasfeld Leer bei den Bohrungen Z4, Z5 und Z6 die Frac-Technik eingesetzt. So meldete der Konzern unter der Überschrift "Tight Gas-Förderung Leer": "Das Projektteam war sehr erfreut, dass bereits Ende Juni 2009 die Förderung an der Leer Z6 aufgenommen wurde." Ausdrücklich weißt GDF Suez in dieser Pressemitteilung auf die Verantwortung der Landesregierung für das Projekt hin: "Das Projekt wird unter Aufsicht des Niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (Außenstelle Meppen) umgesetzt."
Wirtschaftsminister Jörg Bode nahm hierzu Stellung: In Niedersachsen wurden seit dem erstmaligen Einsatz der Frac-Technologie vor über 30 Jahren ca. 160 hydraulische Bohrlochbehandlungen (Fracs) an ca. 90 Bohrungen durchgeführt. Die Anwendung dieser Technologie erstreckte sich sowohl auf konventionelle als auch unkonventionelle Kohlenwasserstoffvorkommen, wobei die Grenze zwischen den beiden Lagerstättentypen fließend ist und von verschiedenen lagerstättenspezifischen sowie geologischen Parametern bestimmt wird.
Der Landesregierung liegen keine detaillierten Informationen zu diesen Parametern vor, die eine belastbare Zuordnung der hydraulischen Bohrlochbehandlungen zu unkonventionellen Erdgasvorkommen ermöglicht. Der Landesregierung sind keine Umweltvorkommnisse bekannt, die aus der Anwendung der Frac-Technologie resultieren. Dies schließt den im Jahr 2007 an einer Lagerstättenwasserleitung der EMPG im Raum Söhlingen festgestellten Schaden ein, der nicht auf die Anwendung der Frac-Technologie zurückzuführen ist.
Die bei Frac-Arbeiten eingesetzten Flüssigkeiten bestehen im Wesentlichen aus Wasser, einem Stützmittel sowie handelsüblichen Chemikalien, deren Vermarktung und Verwendung geregelt ist. Der Anteil an eingesetzten Chemikalien, die u.a. auch für die Herstellung von Seifen und Kosmetikartikel verwendet werden, ist gering und betrug bei einer der letzten in Niedersachsen durchgeführten Bohrlochbehandlungen 0,2 % des gesamten Flüssigkeitsvolumens. Die weiteren Bestandteile waren in diesem Fall Wasser (98 %) sowie Sand (< 2%). Nach der Durchführung der Bohrlochbehandlung können üblicherweise rund 30 bis 60 % der eingepressten Flüssigkeit direkt an die Tagesoberfläche gepumpt werden.
Das Risiko einer Beeinträchtigung grundwasserführender Horizonte durch Frac-Arbeiten wird aufgrund des Abstandes von mehreren hundert bis mehreren tausend Metern zwischen den grundwasserführenden Horizonten sowie dem Ort der hydraulischen Bohrbehandlung bei ordnungsgemäßer Abdichtung der Tiefbohrung als gering eingeschätzt.
Hintergrund: Berichte über Umweltvorkommnisse in den USA im Zusammenhang mit der Gewinnung von Erdgas aus sogenannten Shale-Gas-Vorkommen haben viele Bürgerinnen und Bürger für diese Projekte und die dabei verwendete Frac-Technologie sensibilisiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Befürchtung, dass es bei Anwendung dieser Technologie in Niedersachsen zu ähnlichen Vorkommnissen mit möglicherweise weitreichenden Grundwasserverunreinigungen kommen könnte. Als Frac-Technologie wird allgemein ein Verfahren bezeichnet, bei dem unter hohem hydraulischem Druck künstliche Risse in tief liegenden Gesteinsformationen erzeugt werden, um eine wirtschaftliche Erdgasförderung zu ermöglichen.
Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr