Die Berliner Fluggesellschaft Germania rechnet durch die Einführung des geplanten EU-Emissionshandels mit einer finanziellen Zusatzbelastung im siebenstelligen Euro-Bereich. Da diese Mehrkosten aufgrund des aktuellen Marktumfeldes nicht an die Fluggäste weitergegeben werden können, fordert die Fluggesellschaft einen Stopp der für 2012 vorgesehenen Einführung des Emissionshandels und die Entwicklung alternativer Antriebstechnologien und Kraftstoffe. Germania sieht insbesondere im Einsatz von Windgas und damit verbundenen Gas-to-Liquid (GTL) Treibstoffen ein großes Potential zur Senkung von CO2-Emissionen im Flugbetrieb.
Axel Trampnau, Chief Executive Officer (CEO) von Germania: "Alleine durch die Einführung sogenannter "Constant Climb" und "Constant Descent" Verfahren könnte Germania jährlich mehrere Tonnen CO2 einsparen". Bei diesen Verfahren erfolgen Start und Landung mit einer konstanten, treibstoff-effizienten Steig- bzw. Sinkrate. Politische Unterstützung fordert Germania außerdem bei der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien und Kraftstoffe. Die Berliner Fluggesellschaft hatte im vergangenen Monat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Chancen zur Nutzung von Windgas und damit verbundenen Gas-to-Liquid (GTL) Treibstoffen untersuchte. Das Gas, das die Basis für das Verfahren bildet, kann unter Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien, beispielsweise Windenergie, durch Elektrolyse gewonnen werden. Dieses sogenannte "Windgas" wird anschließend über bereits vorhandene Erdgasleitungen transportiert und gespeichert.
"Diese Kraftstoffe sind schwefelfrei und bei der Produktion CO2-neutral. Sie haben eine höhere Energiedichte als Kerosin und ermöglichen somit eine höhere Reichweite bei gleicher Tankfüllung", so Andreas Wobig, Chief Technical Officer von Germania. Außerdem können vorhandene Triebwerke genutzt und im Wechsel wahlweise mit Kerosin oder GTL-Kraftstoffen betrieben werden. Im Gegensatz zu heute verfügbarem Bio-Treibstoff, wie beispielsweise im Test bei der Lufthansa, der aufgrund seines geringen Energiegehalts nicht für die Luftfahrt geeignet ist, benötigen GTL-Kraftstoffe in ihrer Herstellung keine landwirtschaftliche Anbaufläche. Monokulturen für Soja oder Raps können vermieden werden.
Axel Trampnau: "Die Entwicklung alternativer Treibstoffe ist eine der wichtigsten Aufgaben für die Luftfahrtbranche und die Politik. Germania ist sich Ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst, und germania-grüne Farben sollen zukünftig auch für einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen stehen. Es ist daher unverständlich, warum Europäische Union und Bundesregierung an einem völlig unausgereiften Konzept zum Emissionshandel festhalten, anstatt ihre Anstrengungen sinnvoll auf die Erforschung alternativer Energien zu konzentrieren. Dadurch könnte die Klimabilanz der Branche wirklich signifikant und nachhaltig verbessert werden."