Letzte Aktualisierung: 13.01.2011

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Gründerzeithaus behutsam saniert, Drei Viertel des Energiebedarfs gespart

16 Prozent der 2,2 Millionen Wohngebäude in Baden-Württemberg stammen aus der Zeit vor 1918. Altbauten mit Jugendstilfassade oder sogar Fachwerk zu sanieren stellt besondere Anforderungen an die Beteiligten. Etwa wenn es um die Dämmung der Fassade oder den Einbau neuer Fenster geht – das kann schnell das alte Erscheinungsbild zerstören.

Familie Dischler stand kürzlich vor einer solchen Situation. Ihr Wohnhaus mit fünf Geschossen wurde 1906 gebaut. "Obwohl das Haus nicht denkmalgeschützt ist, sollte die Jugendstilfassade nach der Sanierung erhalten bleiben", sagt Familienvater Urs Dischler. Der Umbau stand an, nachdem die Besitzverhältnisse mit der Elterngeneration geklärt wurden. In den letzten 30, 40 Jahren wurde nur das Nötigste gemacht. "Das Dach war undicht, in manche Fenster drang Regen hinein, die Heizung verschwendete wertvolle Energie." Kurzum: Eine Situation wie in vielen unsanierten Altbauten.

2009 startete die Familie den Umbau. Eine Energieberatung für den Sanierungsplan, die Wirtschaftlichkeit und die Fördermittel führte der Zimmerermeister und Energieberater Urs Dischler selbst durch. Die Sanierung wurde behutsam in mehreren Etappen durchgeführt, einige wenige kommen sogar erst noch. Was außerhalb von Fachfirmen an Arbeit anfiel, erledigte Urs Dischler selbst. Da die Handwerker das Haus nicht in einem Rutsch modernisierten, konnte die Familie im Haus wohnen bleiben. Während der Bauarbeiten zogen die Dischlers mit ihren Kindern Luis, Finn und Benjamin in das erste Obergeschoss, das zu diesem Zweck als erstes saniert wurde.

Der Erfolg der Sanierungsmaßnahmen ist beachtlich: Lag der Endenergiebedarf früher bei 100.000 Kilowattstunden pro Jahr, sind es seit 2010 nur noch knapp 25.000. Bei 349 Quadratmetern Wohnfläche sind das 69 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr – eine Reduktion um 76 Prozent. "Von diesen Effizienzzahlen sind die meisten älteren Häuser noch weit entfernt", bestätigt Claudia Rist vom Landesprogramm Zukunft Altbau des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg. "Ein durchschnittliches älteres unsaniertes Haus benötigt zwischen 200 und 300 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr." Davon gibt es in Baden-Württemberg rund eine Million.

Die Dischlers fassten das zweite Obergeschoss und die zwei Dachgeschosse zu einer Wohnung zusammen. Die Dachschrägen und -gauben erhielten eine 30 Zentimeter starke Dämmschicht. Die historische Fassade zur Straße und zum Hofeingang bekam eine zehn Zentimeter dicke Innendämmung, damit das äußere Erscheinungsbild erhalten bleiben konnte. Auf der Hoffassade soll bald ein 24 Zentimeter starkes Wärmedämmverbundsystem für geringere Wärmeverluste sorgen. In diesem Zuge wollen die Dischlers die Balkone absägen und durch eine größere, freistehende Balkonanlage ohne Wärmebrücken ersetzen. Die Fenster im Dach und im zweiten Stock erhielten eine Dreifachverglasung mit Holzrahmen – passend zur alten Fassade. Auch die Kellerdecke wurde gedämmt.

Die eigentliche Stunde der Wahrheit steht aber noch aus: Der Blower-Door- Test zur Luftdichtheitsmessung. Er kommt, wenn die Wohnungstüre erneuert ist. Die Dischlers schließen dann alle Fenster und Türen. Mit einem Ventilator wird Urs Dischler, der auch Luftdichtheitsprüfungen durchführt, Luft aus der Wohnung blasen und so einen starken Unterdruck erzeugen. Das Ziel der Prüfung: Kein Lufthauch darf durch die energetische Hülle gelangen. Urs Dischler ist überzeugt, dass der Test erfolgreich sein wird. Als Bauexperte habe er alle schwierigen Stellen selbst geplant und viele auch selbst ausgeführt.

Das ist auch nötig. Denn Luftdichtheit ist die Voraussetzung für die Lüftungsanlage. "Die Anlage tauscht die verbrauchte Luft gegen vorgewärmte Frischluft aus", weiß Astrid Ivenz-Dischler. "Rund 90 Prozent der Abluftwärme wird wieder auf die frische Zuluft übertragen." In der heizfreien Zeit stellt die Familie die Anlage ab und lüftet über die Fenster.

Den geringen Restbedarf an Wärme decken ein Gasbrennwertkessel für das Erdgeschoss und den ersten Stock. Für die Stockwerke darüber ließ die Familie einen wasserführenden Holzofen im Wohnzimmer und eine Solarthermieanlage mit insgesamt 12,5 Quadratmeter Flachkollektoren installieren. Sie liefern Wärme an die neuen Fußboden- und Wandflächenheizungen und für das Brauchwasser. Zur Warmwasserspeicherung dient ein Schichtenspeicher mit 1.000 Liter Fassungsvermögen. In der Sommer- und Übergangszeit reicht die Wärme der Solaranlage für Spülen, Baden und Heizen – der Holzofen muss nicht angefeuert werden.

Monatlich sparen die Dischlers jetzt rechnerisch rund 520 Euro, legt man den Gaspreis von 2008 zugrunde. Die energetischen Sanierungskosten belaufen sich auf 97.600 Euro. "Nach Adam Riese haben sich die Kosten, abzüglich der Förderung, nach 15 Jahren amortisiert", rechnet Urs Dischler vor. "Schätzt man die Lebensdauer der Sanierungsmaßnahmen auf realistische 30 Jahre, spielen die Maßnahmen sogar einen Gewinn von über 90.000 Euro ein." Die Sanierung erleichtert haben zinsgünstige Kredite der KfW. Zuschüsse kamen unter anderem von der Stadt Freiburg. Sie bezuschusste die Dämmmaßnahmen und die Heizung mit 2.950 Euro.

"Das was uns am meisten erfreut, ist aber gar nicht zu beziffern", sagt Astrid Ivenz-Dischler. "Etwa die große Behaglichkeit und das gute Gefühl. Es gibt nichts Schöneres als in der Badewanne zu liegen und zu wissen, dass die Sonne das Wasser erwärmt hat." Wenn das nicht ausreiche, mache man abends noch ein Kaminfeuer – auch damit erziehe man die Kinder zum aktiven Umweltschutz.

Quelle: Zukunft Altbau, KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg

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