Mit dem Sektorprogramm "Kas als Energiebron" hat der niederländische Gartenbau sich ambitionierte Ziele in der Energienutzung gesetzt. Es werden sowohl der Bau klimaneutraler Gewächshäuser als auch eine Verbesserung der Energieeffizienz um jährlich 2 Prozent angestrebt. Zudem sollen bis zum Jahr 2020 die CO2-Emissionen um 48 Prozent gegenüber 1990 gesenkt und der Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent gesteigert werden.
Um diese weitreichenden Ziele zu realisieren wird ein Bündel verschiedener Maßnahmen verfolgt. Die Entwicklung neuer Kulturverfahren zählen ebenso dazu wie die Nutzung erneuerbarer Energien oder der möglichst effiziente Einsatz fossiler Energien. Einige Ansätze wurden im Rahmen der Fachexkursion Energieeffizienz am 17. Februar nach Bleiswijk in den Niederlanden ausführlich vorgestellt. Eine Gruppe von 30 interessierten Gärtnern, Beratern und Wissenschaftlern nutzten die Möglichkeit, sich über neue Wege in der Energienutzung im niederländischen Gartenbau zu informieren.
Versuchsergebnisse der Wageningen UR Glastuinbouw wurden von Dr. Silke Hemming, Teamleiterin Tuinbouw Technologie, vorgestellt. Durch die Anwendung veränderter Kulturverfahren gelingt es, im Versuchsbetrieb mittlerweile mit der Praxis vergleichbare Tomatenerträge zu erwirtschaften und dafür deutlich weniger Energie einzusetzen. Darüber hinaus wurden die neu errichteten Demonstrationsgewächshäuser vorgestellt, die mit spezieller Doppeleindeckung beziehungsweise Fresnellinsen ausgestattet sind und Energie einsparen oder sogar erzeugen sollen.
Insgesamt 15 Hektar Gewächshausfläche des Tomatenbetriebes A + G van den Bosch B. V. werden mit Erdwärme beheizt, wofür bis zu 1.700 Meter tief gebohrt werden musste. Rik van den Bosch zeigte sich vom Nutzen dieser nachhaltigen Energie überzeugt und sieht seine Aufgabe auch darin, interessierte Gartenbaubetriebe von seinen Erfahrungen profitieren zu lassen.
Die Besichtigung des Betriebes Hendriks Orchids veranschaulicht eine für niederländische Betriebe typische Energieversorgung. Ein 2 MW Erdgas-Blockheizkraftwerk versorgt den Betrieb mit Wärme und Strom. Der überschüssige Strom wird verkauft und in das öffentliche Netz eingespeist. Auf diese Weise hat sich der niederländische Gartenbau zu einem bedeutenden Stromlieferanten entwickelt und stellt mittlerweile 10 Prozent der gesamten niederländischen Stromproduktion.
Für die Anreicherung von Kohlendioxid in den Gewächshäuern beziehen sowohl Hendriks Orchids als auch A + G van den Bosch B. V. technisches CO2, das über ein Rohrleitungssystem von der Shell-Raffinerie in Rotterdam direkt zu den Gartenbaubetrieben geliefert wird. Auch damit wird ein Beitrag zur nachhaltigen Energienutzung geleistet.
Die Exkursion fand im Rahmen des Projektes "Effizienter Energieeinsatz im Gartenbau" statt und wurde vom Zentralverband Gartenbau e.V. organisiert. Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unter Federführung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) mit Unterstützung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gefördert.
Quelle: Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG)