Letzte Aktualisierung: 27.09.2016

Horizontalabdichtung und Vertikalabdichtung - zwei Methoden zur Bauwerksabdichtung einfach erklärt

Was ist eine Horizontalabdichtung? Was ist eine Vertikalabdichtung? Welche Verfahren unterscheidet man bei den beiden Methoden jeweils? Welchen Problemen am Bauwerk lässt sich mit diesen Abdichtungsverfahren vorbeugen?

Feuchtigkeit ist ein Mitbewohner, den keiner gerne sieht. Auf Dauer schadet sie der baulichen Substanz des Gebäudes und gefährdet die Gesundheit seiner Bewohner. Beim Neubau ergreift man deshalb heutzutage verschiedene Maßnahmen, die sich bestens bewährt haben, um ein unerwünschtes Vordringen von Feuchtigkeit im Mauerwerk von vornherein zu unterbinden. Im Bestandsbau beziehungsweise Altbau ist das anders: Dort sind Abdichtungen - wenn überhaupt – oft mangelhaft ausgelegt beziehungsweise im Laufe der Bestandsjahre undicht geworden. Wir stellen Ihnen in diesem Artikel mit der Horizontalabdichtung und der Vertikalabdichtung zwei Methoden zur Abdichtung des Bauwerks gegen Feuchtigkeit vor, die sich auch im Nachhinein, also im Falle einer Sanierung, ausführen lassen.

Vertikal- und Horizontalabdichtung kurz erklärt

Feuchtigkeit aus dem Erdreich, die via die erdberührenden Mauerwerksteile in dasselbe aufsteigt, tut dies aufgrund des kapillaren Effekts von Wasser.

1. Erstens dringt das Wasser kapillar durch die vertikale Wandfläche ein, wenn die vertikale Abdichtung undicht ist oder ganz fehlt (Problem mit der Vertikalabdichtung).

2. Zweitens steigt Feuchtigkeit kapillar durch das Fundament in das auf diesem aufgestellte Mauerwerk (Problem mit der Horizontalabdichtung).

Eine Horizontalabdichtung nennt man auch "Horizontalsperre", eine Vertikalabdichtung "Vertikalsperre". Die Begriffe stehen für eine bauliche Methode, mit deren Hilfe Feuchtigkeit aus dem Boden daran gehindert werden soll, im Mauerwerk kapillar aufzusteigen.

Eine undichte Horizontalabdichtung, durch die Feuchtigkeit dank Kapillarwirkung ins Mauerwerk aufsteigt, kann zu Feuchtigkeitsschäden führen. Schimmel und Schwamm können das Mauerwerk besiedeln und die Wirkung der gegebenenfalls errichteten Perimeterdämmung des Kellers sowie die dämmende Wirkung des Mauerwerks an sich beeinträchtigen.

Insbesondere im Winter kann an infolgedessen kühleren Wänden Wasser kondensieren und somit seinerseits für ein weiteres Durchfeuchten der Mauer sorgen. Mit dem Wasser dringen darin gelöste bauschädigende Salze in die Bausubstanz vor.

Horizontalabsperrung – drei grundlegende Verfahrenstypen

Eine solche Horizontalabdichtung lässt sich auf verschiedene Weise beziehungsweise mit Hilfe unterschiedlicher Verfahren realisieren. Grundsätzlich unterteilt man diese Abdichtungs-Verfahren in

  • mechanische,
  • chemische und
  • elektrophysikalische.

Mechanische Horizontalabdichtung

Zu den mechanischen Verfahren zur Horizontalabdichtung gehören mechanische Sperren gegen die aufsteigende Feuchtigkeit, die man über den gesamten Querschnitt des Mauerwerks einbringt. Solche Sperren sind zum Beispiel aus: 

  • Mauerpappe,
  • Edelstahlblechen,
  • Kunststoffplatten und
  • Folien.

Das sind Materialien, die sich gut bewährt haben, wenn es darum geht, Wasser daran zu hindern, dass es sich im Mauerwerk ausbreitet. Solche mechanischen Sperren werden Großteils bereits während des Errichtens des Mauerwerks eingezogen.

Chemische Horizontalabdichtung

Eine chemische Horizontalabdichtung ist ein Verfahren, bei dem man zum Abdichten geeignete Materialien nachträglich in ein bestehendes Mauerwerk einbringt. Das gelingt mittels Injektionen (siehe unten).

Elektrophysikalische Horizontalabdichtung

Die elektrophysikalische Entfeuchtung (auch elektrophysikalisches Trockenlegen oder elektrophysikalische Mauertrockenlegung genannt) ist ein Verfahren, das angewandt wird, um mit Hilfe von Elektrizität bereits feuchtes Mauerwerk trockenzulegen beziehungsweise eine Feuchtebewegung zu verhindern. Das Ganze steht unter dem Anspruch, die Richtung der Feuchtebewegung umzukehren.

Dazu muss man wissen, dass diese Verfahren nicht unumstritten sind. Die „osmotischen“ Verfahren zählen für manche auch nicht als echte Horizontalabdichtungen.

Man unterscheidet die zur elektrophysikalischen Horizontalabdichtung genutzten Verfahren in aktive und passive Verfahren, wobei die sogenannten aktiven Verfahren verhindern sollen, dass Wasser sozusagen aktiv in das Mauerwerk eindringt, während die sogenannten passiven Verfahren zum Einsatz kommen, wenn es der Feuchtigkeit bereits gelungen ist, ins Mauerwerk vorzudringen.

Die Verfahren unterteilt man außerdem in: 

  • Verfahren, die aufgrund aktiver Elektroosmose, also dem Anlegen eines parallel zu einer Oberfläche stehenden elektrischen Feldes (Stichwort: Fremdspannung), funktionieren.
  • Verfahren, die aufgrund passiver Elektroosmose funktionieren. Dazu gehören:
    • Erdungsverfahren, bei denen elektrische Leiter, Sonden oder Netze eingebracht werden, um damit Potentialdifferenzen auszugleichen.
    • Dipolverfahren, die auch Verfahren zur Ladungskompensation genannt werden, bei denen Dipole eingesetzt werden, um das mauerinhärente elektrische Feld außer Kraft zu setzen.
    • galvanische Verfahren, bei denen innerhalb des Mauerwerks ein sogenanntes galvanisches Element erzeugt wird, das seinerseits ein gewisses elektrisches Potential besitzt.
  • elektromagnetische Verfahren, also aktive und passive funktechnische Verfahren.

Während die aktiven elektrophysikalischen Verfahren als beschränkt tauglich gelten, wird die Tauglichkeit passiver Verfahren in der Fachwelt bestritten und angezweifelt. Die ÖNORM 3355-2 enthält Elektroosmoseverfahren.

Horizontalabdichtung im Neubau

In Neubauten werden Horizontalabdichtungen von vornherein geplant und eingebaut. So setzt man oft Bitumenbahnen oder dicke Folien ein, die auf einem glatten Untergrund, wie er von einer Schicht aus Mörtel gebildet wird, mit reichlich Überlappung an den Stößen verlegt werden. In Gebäuden mit Keller geht man auf Nummer Sicher und zieht häufig zwei oder drei solcher Horizontalabdichtungen ein:

  • die erste auf dem Fundament
  • und die oberste oberhalb des Erdreichs, aber noch unterhalb der Kellerdecke, damit gegebenenfalls anfallendes Spritzwasser noch immer unterhalb dieser Sperre auf die Wand auftrifft.

Horizontalabdichtungen im Bestandsbau (Sanierungsfall)

Eine Horizontalabdichtung lässt sich mittlerweile dank unterschiedlicher Verfahren, die wir bereits oben genannt haben, auch im Nachhinein errichten. Zu den gängigsten Verfahren zählen:

Mauersägeverfahren (mechanische Horizontalabdichtung)

Beim sogenannten Mauersägeverfahren schneidet man das Mauerwerk in einer Fuge in Abschnitten von etwa einem Meter und legt PE-Fiberglas- oder Edelstahlplatten ein. Dann verkeilt man die Platten im Schnitt und verschließt die Schnitte dicht. Gegebenenfalls muss dazu auch noch der Boden abgedichtet werden, indem man eine Folie in den Sägeschlitz mit einlegt, so dass eine Art Wanne entsteht. Sie bildet den Untergrund für den Innenboden.

Maueraustauschverfahren (mechanische Horizontalabdichtung)

Beim Maueraustauschverfahren löst man Steine auf einer Länge von bis zu einem Meter aus dem Mauerwerk und legt in die so geschaffene Lücke eine Folie oder Bitumenbahn ein. Dann mauert man die Lücke zu. Sind die Fugen ausgehärtet, macht man mit dem nächsten Meter Mauer weiter. Was einfach und günstig klingt, bedeutet in der Praxis einen hohen Aufwand. Der sich jedoch lohnt, weil dieses Verfahren als besonders taugliche Horizontalabdichtung gilt.

Wer die Sperre einsetzen will, sollte jedoch unbedingt einen Fachmann ans Werk lassen, der die maximale Länge eines auszutauschenden Mauerabschnitts nach Wissen und Erfahrung wählt und so Schädenwie Risse oder gar absackendes Mauerwerk ausschließt.

Bleche einschlagen (mechanische Horizontalabdichtung)

Bei diesem Verfahren treibt man nichtrostende Chromstahlplatten in eine Lagerfuge ein. Dazu muss die Mauer nicht geöffnet werden. Solch eine Platte ist etwa 1,5 Millimeter dick und gewellte. Voraussetzung dafür: Die Mörtelfuge muss durchgehend sein. Von welcher Art der Mauerwerks-Baustoff selbst ist, spielt dabei weniger eine Rolle. Der Mörtel wird beim Einschlagen nach oben und unten gedrückt beziehungsweise verdichtet.

Expertenwissen: Von den Schlägen können am Haus Risse entstehen. Damit der Verdrängungs- und Verdichtungswiderstand gemindert wird, setzt man deshalb neuerdings Chromstahlplatten in Keilform beziehungsweise mit angespitzter Kante. Die Spitze erhöht die Durchdringungsgeschwindigkeit der Platte beim Einschlagen. 

Bohrkernverfahren (mechanische Horizontalabdichtung)

Für dieses Verfahren bohrt man Löcher (Durchmesser zwischen acht und zehn Zentimetern) und füllt sie dann mit dichtem Mörtel. Die Löcher platziert man so, dass sie einander überlappen. Nach Abschluss des Bohrkernverfahrens erreicht man eine durchgehende Sperrschicht.

Injektionsverfahren (chemische Horizontalabdichtung)

Hier wird ein Injektionsstoff in Bohrlöcher (Durchmesser etwa ein Zentimeter; Abstand 10 bis 25 Zentimeter, Tiefe etwa zwei Drittel der Wanddicke) gefüllt, der sich über den gesamten Mauerwerksquerschnitt verteilen soll. So werden die Poren des Mauerwerks

  • entweder dauerhaft verstopft
  • oder die Wandung der Baustoffporen wird mit der hydrophobierenden Impfstoffschicht wasserabweisend gemacht, so dass der kapillare Wassertransport unterbunden wird.

Man unterscheidet die Injektionsverfahren in solche, die mit und solche, die ohne Druck funktionieren.

  • Im Druckverfahren presst man den Injektionsstoff mit bis zu 13 bar Druck ins Mauerwerk,
  • während der Injektionsstoff beim drucklosen Verfahren nur dank der Schwerkraft und der Kapillarkräfte in die Poren des Mauerwerks vordringt. Damit dies optimal gelingt, bohrt man die Löcher schräg nach unten.

Expertenwissen: Druckvoll eingebrachte wasserabweisende Flüssigkeiten machen speziell in altem Mauerwerk oft Probleme, weil sich die Flüssigkeit Großteils in den Fugen und größeren Hohlräumen breitmacht und nur zu einem geringen Teil die sich gegebenenfalls mit Wasser füllenden Kapillaren verschließt. Im Endeffekt entsteht dann keine Horizontalabdichtung.

Überblick über gängige Injektionsstoffe

  • Alkalisilikate (Achtung: ätzender Werkstoff) nutzt man für ein als Verkieselung bekanntes Injektions-Verfahren. Sie können ohne Druck oder mit geringem Druck ins Mauerwerk eingearbeitet werden.
  • Erhitztes flüssiges Paraffin wirkt im Einsatz als Injektionsstoff porenverstopfend. Mitunter nutzt man auch Paraffinöle mit darin gelösten Kunststoffen als Injektionsstoff.
  • Silikon-Mikroemulsionen wirken als wasserabweisender Injektionsstoff.
  • Eingefärbte Injektionsstoffe machen es einem leichter, mittels Kontrollbohrungen zu prüfen, wie gut sich der Injektionsstoff im Mauerwerk verteilt hat.

Expertenwissen: Injektionsverfahren und -stoffe regelt das WTA-Merkblatt 4-4-04/D „Mauerwerksinjektionen gegen kapillare Feuchtigkeit", herausgegeben von der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege. Darin steht unter anderem, dass sich nicht jeder Injektionsstoff für jede Abdichtung eignet.

Spezialfall: Injektionsverfahren bei hoher Durchfeuchtung

Wie wirksam eine drucklose Bohrloch-Injektion ist, das hängt auch davon ab, wie feucht das Mauerwerk ist und wie viel Injektionsstoff injiziert wird. Denn es gilt: Ist eine Baustoffpore zu mehr als 95 Prozent kapillar voll Wasser, passt nicht mehr ausreichend Injektionsstoff rein, um die Pore zu verschließen. Das heißt auch: Bei einer sehr feuchten Mauer bleibt das Injektionsverfahren zur Errichtung einer Horizontalabdichtung nahezu wirkungslos.

Um das zu ändern, wäre eine vorhergehende Vortrocknungsmaßnahme nötig, die die Poren entfeuchtet. Dazu bringt man Elektro-Heizstäbe in Bohrkanäle ein und erwärmt das Mauerwerk auf etwa 110 Grad Celsius. Dabei verdampft das vorhandene Wasser dort, wo das Mauerwerk anschließend injiziert wird. Eine solche Vortrocknung ist zum Beispiel vor einer Injektion mit Paraffinöl nötig.

Vertikalabdichtungen im Bestand

Im Rahmen bautechnischer und energetischer Anforderungen an Neubauten wird eine Vertikalabdichtung von vornherein geplant und realisiert. Anders ist das im Bestand: Lange Zeit spielte es eine eher untergeordnete Rolle, ob es in den Kellern unserer Wohnhäuser feucht war oder nicht. Feuchte Kellerwände sind deshalb bis heute typisch für Altbauten, die noch nicht energetisch saniert wurden. Mit zunehmendem Energiebewusstsein und zunehmender Nutzung von Kellergeschossen als Aufenthaltsraum oder gar Wohnraum statt als Lager- und Vorratsraum braucht das Kellerklima jedoch einen „Klimawechsel“.

In Fachkreisen für Bausanierung berichtet man, dass der Großteil der Durchfeuchtung erdberührender Teile des Mauerwerks (Perimeter) via vertikale Kellerwände erfolge. Den Rest mache die horizontale Durchfeuchtung aus. Der Grund: Die vertikalen Mauerflächen, die dem feuchten Erdreich ausgesetzt sind, seien deutlich größer als die Mauerwerksquerschnitte und Fundamente, über die das Wasser kapillar aufsteigen könnte. Daher sollte man der Vertikalabdichtung bei der energetischen Sanierung künftig mehr Aufmerksamkeit schenken, fordern Sanierungsexperten.

Die nachträgliche Vertikalabdichtung lässt sich sowohl von außen als auch von innen durchführen.

Vertikalabdichtung von außen

Zur nachträglichen, vertikalen Außenabdichtung nutzt man Verfahren und Produkte gemäß der Norm DIN 18195 „Bauwerksabdichtung“, darunter 

  • Bitumen-Dickbeschichtungen,
  • bahnenförmige Abdichtungsstoffe,
  • mineralische Abdichtmaterialien,
  • starre, flexible Dichtungsschlämme und
  • Sperrputze,

wobei sich die genannten Produkte auch kombinieren lassen, um eine höhere Dichtigkeit zu erzielen.

Vertikalabdichtung von innen

Die innere Vertikalabdichtung, auch Innenabdichtung oder Negativabdichtung genannt, ist als Alternative zur Außenabdichtung immer häufiger in der Anwendung. Wer sich dafür entscheidet, sollte bedenken, dass der geringere Aufwand und die daraus resultierenden geringeren Sanierungskosten – im Vergleich zur vertikalen Außenabdichtung der Kellerwände - eine gravierende Verschlechterung der bauphysikalischen Eigenschaften der Außenwände mit sich bringt: Die Außenwände bleiben nach wie vor feucht. Und sie nehmen auch weiterhin Feuchtigkeit auf! Dabei verringert die Außenwand ihre dämmende Wirkung weiter, was wiederum neue Probleme mit Kondens- und Tauwasser verursacht.

Wollte man die Vertikalabdichtung von Innen korrekt ausführen, müsste man sie gegebenenfalls mit einer Horizontalabdichtung unter der Kellerdecke kombinieren. Das bedeutet schlussendlich dann doch einen großen Aufwand und entsprechende Kosten, die denen einer Vertikalabdichtung von außen durchaus gleichkommen.

Weitere Maßnahmen zur Kellersanierung im Überblick

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