Letzte Aktualisierung: 14.03.2016
Wer einen Schornstein oder sogenannten Feuerraum (Brennkammer oder Brennerraum), also den Teil einer Feuerung, in dem die Verbrennung mit offener Flamme abläuft, auskleiden möchte, kann dies mit verschiedenen Baustoffen tun. Die beiden am häufigsten dafür eingesetzten Materialien sind Vermiculite und Schamott (auch Schamottstein genannt). Gleichwohl man sowohl Vermiculite als auch Schamott für ein und denselben Zweck einsetzt, nämlich zur Feuerraumauskleidung, unterscheiden sich beide Baustoffe erheblich.
Den Grundstoff Vermiculite gewinnt man aus natürlichem Glimmerschiefer (Aluminium-Eisen-Magnesium-Silikat). Das sind dünne flache Plättchen, die goldoliv bis dunkelbraun schimmern/glimmern. Die Rohvermiculite verarbeitet man ohne den Zusatz von Hilfsstoffen mittels Expansion bei Temperaturen zwischen 700 bis 1.000 Grad Celsius zu einem umweltfreundlichen Granulat mit unzähligen eingeschlossenen Luftbläschen. Dabei entweicht das Kristallwasser und der entstehende Wasserdampf treibt die strukturellen Schichten auseinander, so dass die Vermiculiteteilchen ihr Volumen um das 15- bis 20fache vergrößern. Das Granulat verändert bei Temperaturen zwischen 200 und 400 Grad seine Form und ähnelt schlussendlich einem gekrümmten Wurm - was ihm auch seinen Namen gab: Auf Latein heißt ein Wurm vermis und ein Würmchen vermiculus.
Vermiculitegranulat gibt es in unterschiedlichen Korngrößen zu kaufen. Das expandierte Vermiculitegranulat ist hellbeige und besteht aus fächerartigen Schichten. Wegen der vielen luftgefüllten Zellen hat das Granulat ein geringes Schüttgewicht. Es lässt sich beispielsweise als fugenlose Isolationsschüttung für sogenannte Kehlbalkendeckung verwenden. Auch als Zuschlag für Isolier- bzw. Brandschutzputz hat es sich bewährt. Das wurmförmige Vermiculite-Granulat kann aber auch anschließend zu Formteilen oder Wärmedämmplatten gepresst werden: die Vermiculiteplatten. Wegen der Luft, die sie in ihren unzähligen Zellen einschließen, leiten Vermiculiteplatten Wärme sehr schlecht.
Die sehr empfindlichen, porösen Vermiculiteplatten gibt es in verschiedenen Varianten mit unterschiedlicher Dicke und mit unterschiedlicher Pressdichte. Dazu muss man wissen, dass die Pressdichte die Dämmeigenschaften der Vermiculiteplatte direkt beeinflusst. Je höher die Pressdichte ist, desto weniger Luft enthält die Platte. Je weniger Luft jedoch in der Platte eingeschlossen ist, desto höher ist ihre Wärmeleitfähigkeit – und desto schlechter ist ihre Dämmwirkung. Zudem nimmt die Wärmeleitfähigkeit von Vermiculiteplatten mit der auf sie einwirkenden Temperatur zu.
Feuerungstemperatur | 200°C | 400°C | 600°C | 800°C | 1000°C |
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Wärmeleitfähigkeit λ | 0,157 W/(mK) | 0,171 W/(mK) | 0,181 W/(mK) | 0,196 W/(mK) | 0,219 W/(mK) |
Eine weitere wichtige Eigenschaft von Vermiculiteplatten ist das Versanden. Das ist der Fachausdruck für einen oberflächigen, mechanisch bedingten Abrieb der Platten wie er beispielsweise beim Auflegen von Holz in einen Kamin geschieht, das verbrannt werden soll. Aufgrund des stetigen Abriebs beim Dauerheizen sollte man die Vermiculiteplatten etwa alle drei Jahre auswechseln. Zur Vorbeugung des Abriebs/Versandens sollte man die Holzscheite deshalb möglichst vorsichtig nachlegen.
Sollte eine Vermiculiteplatte mal einen Riss aufweisen, beispielsweise infolge eines Schlages, muss sie nicht sofort ausgetauscht werden. Erst wenn man den metallenen Korpus des Ofens dahinter sehen kann, der Riss also eine sichtbare Fuge von etwa einem halben Zentimeter aufweist, ist es Zeit für einen Austausch der beschädigten Platte.
Im Handel gibt es universell einsetzbare Vermiculiteplatten, die man unabhängig vom Ofenmodell kaufen kann. Falls die Platte passend gemacht werden muss, geht dies mit üblichen Werkzeugen zum Anzeichnen, Bohren, Sägen oder Feilen. Denn Vermiculiteplatten lassen sich so leicht bearbeiten wie Weichholz. Die nötigen Schritte beim Auswechseln der Vermiculiteplatte sind:
1. Entnahme der alten/beschädigten Platte(n) aus dem Feuerraum des Ofens/Kamins.
2. Die Maße der alten Vermiculiteplatten auf die neue Platte übertragen/anzeichnen.
3. Aussägen der angezeichneten Platten. Entsprechende Öffnungen sind mit Bohrungen in den Ecken vorzubereiten.
4. Nacharbeiten der Ecken und Entgraten der Kanten.
5. Dämmplatten einsetzen – wichtig: in zum Ausbau umgekehrter Reihenfolge!
Vermiculiteplatten sind frei von Asbest und Giftstoffen. Vermiculiteplatten sind demzufolge gesundheitlich unbedenklich. Vermiculiteplatten sind im Schornstein beziehungsweise Feuerraum nicht als Wärmespeicher im Einsatz. Sie sind Dämmstoffe, also Wärmedämmplatte, denn sie isolieren den Feuerraum, so dass dieser sich schneller erhitzen kann als beispielsweise ein Steinofen. Die Verbrennungstemperatur im Ofen kann somit merklich gesteigert werden. Vermiculiteplatten sind bis zu 1.000 Grad Celsius temperaturbeständig. Wer mit einem Feuerraum arbeitet, der mit Vermiculiteplatten ausgekleidet ist, kann einen Raum demnach schnell beheizen - muss allerdings auch des Öfteren Brennstoff (Holz) nachlegen.
Anders als Vermiculiteplatten ist Schamott ein feuerfestes Material aus Tonerde und Aluminiumoxid. Nach der Herstellung wird Schamott verpulvert, so dass die sogenannte Schamottekörnung entsteht. Schamottsteine erhält man, wenn man diese Körner dem Rohton beimischt. Schamottsteine sind stabiler als Steine aus Rohton, da sie formstabiler sind, wenn sie erhitzt werden und wieder abkühlen. Allerdings sind sie ähnlich empfindlich wie Vermiculiteplatten und sollten entsprechend vorsichtig behandelt werden.
Schamottsteine dienen wie Vermiculiteplatten zur Auskleidung von Feuerraum und Dämmung von Schornstein, man kann sie aber ebenso gut als Pizzastein oder Brotbackstein benutzen. Denn anders als die Vermiculiteplatten speichert Schamott Wärme hervorragend und werden daher auch als Wärmespeichersteine bezeichnet. Während Schornsteine oft eine Innenschale aus Schamotte haben, die sogenannten Schamotterohre, werden Vermiculiteplatten als dämmende und feuerfeste Verkleidung des Schornsteins eingesetzt. Die Abgase entweichen in diesem Fall durch ein Edelstahlrohr in der Mitte.