Letzte Aktualisierung: 08.10.2024

Glaswolle: Dämm-Eigenschaften, fachgerechte Verarbeitung & Entsorgung

  • Glaswolle zählt zu den Mineralfaser-Dämmstoffen und besteht aus künstlich im Blasverfahren hergestellten Glasfasern. Glaswollefasern bestehen aus bis zu 70 % Altglas, Sand, Kalkstein, Soda, Bindemittel und Mineralöl.
  • Glaswolle zählt hierzulande zu den am meisten verbreiteten Dämmmaterialien. Ihr Einsatz zur Dämmung hat sich in vielen Dämmprojekten bewährt, unter anderem zur Dämmung des Daches als Dämmung auf oder zwischen den Sparren, zur Kerndämmung, zur Zwischenständerdämmung und im Wärmedämmverbundsystem.
  • Glaswolle ist elastisch und hat eine Rohdichte von bis zu 200 kg/m3. Die Wärmeleitfähigkeit von Glaswolle liegt zwischen 0,032 und 0,045 Watt pro Meter und Kelvin, ist also als gut zu bewerten.
  • Glaswolle ist diffusionsoffen, lässt Feuchtigkeit also passieren, brennt nicht, widersteht Fäulnis, Schimmel und Ungeziefer bestens und ist sehr beständig gegenüber hohen Temperaturen. Glaswolle wird nicht recycled, sondern auf Deponien endgelagert.
  • Früher hergestellte mineralische Fasern werden als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Glaswollfasern unterliegen deshalb den gesundheitlichen und arbeitsschutzrechtlichen Bewertungen, die die Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS 521) bzw. die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) regelt.

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Was ist Glaswolle und wie wird Glaswolle hergestellt?

Glaswolle ist ein künstlich geschaffener weicher Werkstoff von hoher Langlebigkeit.

Um den Dämmstoff Glaswolle herzustellen, wird das mineralische Ausgangsmaterial zur Herstellung von Glas, also Quarzsand, Soda und Kalkstein geschmolzen, wobei man zwischen 60 und 70 Prozent Altglas hinzugibt. Mitunter werden auch Öle zugesetzt, um den Staubanteil zu mindern, oder Imprägniermittel, also Stoffe, die wasserabweisend wirken.

Anschließend wird die Schmelze zu Glasfasern geschleudert. Das Schleuderverfahren ähnelt der Herstellung von Zuckerwatte. Alternative Verfahren zur Herstellung von Glasfasern sind das Zieverfahren und das Blasverfahren. So erhalten die Glasfasern die typische Optik, die an Wolle erinnert.

Dem so entstehenden Dämmmaterial Glaswolle gibt man dann noch bis zu 7 Prozent Kunstharze hinzu. Sie dienen als sogenannter Binder, der die Formstabilität der Glaswolle garantiert. Während des Aushärtens des Dämmstoffs im Heißluftstrom verflüchtigen sich beispielsweise Phenol und Formaldehyd, so dass lediglich das ausgehärtete Kunstharz, zum Beispiel Bakelit, bleibt.

Glaswolle wird Großteils als Vliesstoff vom Meter angeboten oder so stark verdichtet, dass er als Dämmmatte bzw. -platte in den Handel kommt. Es gibt sie aber auch lose (gerupft, Verschnitt) oder als Flocken in Säcken verpackt als kostengünstigen Füllstoff für die Hohlraumdämmung.

Glaswolle ist zudem ein günstiger Dämmstoff. Die Preise für Dämmstoffe wie Glaswolle liegen pro Quadratmeter zwischen zehn und zwanzig Euro.

Welche Dämmeigenschaften hat Glaswolle?

Glaswolle lässt sich leicht verarbeiten und vielseitig nutzen. Sie ist diffusionsoffen, lässt Feuchtigkeit also passieren, brennt nicht (Baustoffklasse gemäß neuer DIN EN-13501-1: A1 = nicht brennbar, ohne Anteile von brennbaren Baustoffen) und widersteht Fäulnis, Schimmel und Ungeziefer bestens.

Glaswolle ist sehr beständig gegenüber hohen Temperaturen, konventionelle Glaswolle hat eine Hitzebeständigkeit von 700 Grad Celsius. Glaswolle lässt sich komprimieren.

Glaswolle ist allerdings kaum in der Lage, Feuchtigkeit zu speichern und verliert mit zunehmender Feuchte schnell an Dämmkraft.

Übersicht der Dämmstoffeigenschaften von Glaswolle
Kennzahl Eigenschaften von Glaswolle
Anwendungstyp nach DIN V 4108-10 DAD, DAA, DZ, DI, DEO, DES, WAB, WAP, WZ, WH, WI, WTR, WTH
DIN EN/ Zulassung DIN EN 13162 (für Gebäude) DIN EN 14303 (für die technische Gebäudeausrüstung)
Rohdichte in kg/m3 15 bis 150
Bemessungswert Wärmeleitfähigkeit W/(mK) 0,032 bis 0,048
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl 1 bis 2
Brandklasse nach DIN EN 13501-1 A1, A2, B1 (DIN 4102-1) A1, A2-s1, d0
Spezifische Wärmekapazität in J/(kgK) 840 bis 1000
Druckspannung in kPa (10% Stauchung) 0 bis 80
Zugfestigkeit in kPa (senkrecht zur Plattenebene) 1 bis 80
Dynamische Steifigkeit in MN/m3 7 bis 35
Dimensionstabilität in % < 1
Temperaturbeständigkeit in °C 100 bis 200 (Glaswolle mit Bindemittel); 500 (Glaswolle ohne Bindemittel)

Die Wärmeleitfähigkeit von Glaswolle liegt zwischen 0,032 und 0,045 Watt pro Meter und Kelvin, ist also als gut zu bewerten. Darin ist die Eignung der Glaswolle als Dämmstoff begründet.

Will man den aktuellen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) genügen, muss zum Beispiel die Fassade im Rahmen einer Sanierung den U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizienten) 0,24 Watt pro Quadratmeter und Kelvin erzielen. Dazu muss die Dämmschicht aus Glaswolle gut 14 Zentimeter dick sein.

Erwähnenswert ist auch der sehr gute Schallschutz, den Glaswolle bietet. Insbesondere in eng bebauten Städten kommt Schallschutz eine große Bedeutung zu, da er für heute schon als Luxus zu bezeichnende Ruhe sorgt.

Tabelle: Nötige Dämmstoff-Dicken von Glaswolle im Vergleich, um GEG- und BEG-Pflichten zu erfüllen
Dämmwolle Lambda GEG-Dicke (0,24 W/m2·K) BEG-Dicke (0,20 W/m2·K)
Steinwolle 0,035 - 0,050 W/m·K 13,46 cm 17,00 cm
Glaswolle 0,032 - 0,040 W/m·K 11,40 cm 14,40 cm

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Steht Glaswolle unter Verdacht, Krebs auszulösen?

Mineralische Fasern werden als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Der Grund: Fasern aller Art sind bei entsprechender Länge, Durchmesser und Beständigkeit in der Lage, Krebs auszulösen.

Glaswollfasern unterliegen deshalb den gesundheitlichen und arbeitsschutzrechtlichen Bewertungen, die die Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS 521) beziehungsweise die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) regelt.

Glaswolle darf nur verkauft oder weitergegeben werden, wenn sie außer Krebsverdacht steht. Sie muss daher mindestens einer der folgenden Bedingungen, sogenannte Freizeichnungskriterien, entsprechen:

  • der sogenannte Kanzerogenitätsindex (Ki) der Glaswolle muss bei Ki größer gleich 40 liegen
  • der sogenannte Filamentdurchmesser muss größer als 3 µm, also nicht lungengängigsein
  • seit 1998 gilt zudem: Der Nachweis einer ausreichend hohen Biolöslichkeit, sprich: die Eigenschaft feinster Fasern, die im Körper von körpereigene Substanzen aufgelöst und abgebaut werden, der im Allgemeinen mit Tierversuch erbracht wird, muss vorliegen. Ein Fasertyp wird dabei nur dann freigezeichnet, wenn die Halbwertzeit seiner Biolöslichkeit 40 Tage oder weniger beträgt. Es gilt: Je höher die Biolöslichkeit ist, desto niedriger ist die Halbwertzeit.

Eine Glaswolle, die diesen Freizeichnungskriterien entspricht, erkennt man am RAL-Gütezeichen "Erzeugnisse aus Mineralwolle", mit Bezug auf die Richtlinie 97/69/EG der Kommission. Das Qualitäts-Siegel steht für den entsprechenden Nachweis.

Was muss beim Umgang mit Glaswolle beachtet werden?

Gut zu wissen: Grobe Glaswollfasern führen zu Hautreizungen und verursachen bei vielen Menschen ein Jucken. Auf die Reizung reagiert die Haut mit Rötungen und Schwellungen. Das sollte wissen, wer mit Glaswolle umgeht.

Für die Praxis heißt das: Man sollte es vermeiden, die Glaswolle mit nackter Haut zu berühren. Handschuhe (aus Leder oder nitrilbeschichteter Baumwolle) und langärmelige Kleidung ist ein Must-have. Spezielle Schutzkleidung wie ein Einwegschutzanzug und eine Schutzbrille sind empfehlenswert.

Des Weiteren gilt: Werfen Sie das Dämmmaterial nicht. Reißen Sie das Material nicht, sondern schneiden Sie es mit scharfem Werkzeug auf einer festen Unterlage.

Welche Maßnahmen im Umgang mit Glaswolle notwendig werden, richten sich nach der Beurteilung der Fasern: Nur bei Fasern mit Krebsverdacht werden Maßnahmen erforderlich, die über die Mindestschutzmaßnahmen hinausgehen.

Der Unternehmer oder seine Beauftragten müssen deshalb vor Aufnahme der Arbeiten im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ermitteln, wie die Glaswolle-Fasern zu beurteilen sind.

Bei Glaswolle-Produkten, die vor 1996 eingebaut worden sind, muss von einem Krebsverdacht ausgegangen werden. Dieser Verdacht kann nur durch einen Einzelnachweis widerlegt werden.

Seit 1996 werden in Deutschland Glaswolleprodukte hergestellt, die als unbedenklich gelten. Der Umgang mit diesen Produkten erfordert neben den Mindestanforderungen beim Umgang mit Arbeitsstoffen keine zu sätzlichen Anforderungen.

Bei Glaswolle, die nach 1996 eingebaut wurde, kann dennoch ein Krebsverdacht bestehen. Auch in diesen Fällen kann der Verdacht nur durch einen Einzelnachweis widerlegt werden.

Seit dem 1. Juni 2000 dürfen in Deutschland nur noch neue Glaswolle-Produkte verarbeitet werden, die nach Anhang IV, Nr. 22 der Gefahrstoffverordnung als unbedenklich gelten.

Tabelle: Mindestschutz-Maßnahmen beim Umgang, Verarbeiten und Entsorgen von Glaswolle
Mindestschutz-Maßnahme
Vorkonfektionierte Mineralwolle-Dämmstoffe bevorzugen. Diese können entweder vom Hersteller geliefert oder zentral auf der Baustelle zugeschnitten werden.
Verpackte Dämmstoffe erst am Arbeitsplatz auspacken.
Material nicht werfen.
Keine schnelllaufenden, motorgetriebenen Sägen ohne Absaugung verwenden.
Auf fester Unterlage mit Messer oder Schere schneiden, nicht reißen.
Für gute Durchlüftung am Arbeitsplatz sorgen. Das Aufwirbeln von Staub vermeiden.
Anfallende Stäube und Staubablagerung nicht mit Druckluft abblasen oder trocken kehren, sondern mit Industriestaubsauger (Kategorie M) aufnehmen bzw. feucht reinigen.
Arbeitsplatz sauber halten und regelmäßig reinigen. Verschnitte und Abfälle sofort in geeigneten Behältnissen, z.B. Tonnen oder Plastiksäcken, sammeln.
Locker sitzende, geschlossene Arbeitskleidung und z.B. Schutzhandschuhe aus Leder oder nitrilbeschichtete Baumwollhandschuhe tragen.
Nach Beendigung der Arbeit Baustaub mit Wasser abspülen.
Bei Tätigkeiten mit Staubentwicklung im Freien, z.B. bei Abkippvorgängen, mit dem Rücken zum Wind arbeiten und darauf achten, dass sich keine Arbeitnehmer in der Staubfahne aufhalten.

Welche Energie- und Klimabilanz hat Glaswolle-Dämmstoff?

Wer einen nachhaltigen Dämmstoff auswählen möchte, der sollte auch immer die Energie- bzw. Klimabilanz bei Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung mit berücksichtigen.

Die Rohstoffe für die Produktion von Glaswolle sind ausreichend vorhanden und über kurze Transportwege zu den Produktionsstätten anzuliefern, denn zur Herstellung von Glaswolle werden zu 50 bis 70 Prozent Altglas-Scherben, zu 10 bis 20 Prozent Sand, zu 5 bis 15 Prozent Sode und zu 5 bis 10 Prozent Borax eingesetzt.

Aber: Zur Herstellung sind organische Zusätze vonnöten. So wird zur Bindung der Fasern unmittelbar nach dem Zerfaserungsaggregat Phenol-Formaldehydharz auf die Fasern gesprüht.

Und die Herstellung von Glaswolle ist sehr energieintensiv. Denn die Glaswolle-Rohstoffe werden in Schmelzwannen geschmolzen und u.a. mit Hilfe des Düsenschleuderverfahrens zerfasert.

Glaswolle ist teilweise recycelbar und deponiefähig, jedoch nicht kompostierbar. Die Entsorgung von Glaswolle sollte sehr sorgfältig erfolgen. Am besten verpackt man sie in luftdichten Säcken.

Trotzdem kann Glaswolle eine durchaus sehr positive CO2-Bilanz vorweisen. Laut einer von Knauf durchgeführten Studie dauert es nur 95 Tage ab Einbau einer Mineralwolle Dämmung, bis die Einsparungen durch geringere Wärmeverluste das bei der Produktion und Transport freigesetzte CO2wieder ausgeglichen hat.

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