Letzte Aktualisierung: 14.03.2016
Mit einer kapillaraktiven und diffusionsoffenen Innendämmung kann feuchtwarme Raumluft in der kalten Jahreszeit in die Wand hinein diffundieren und wird in der wärmeren Jahreszeit wieder nach innen in den Raum abgegeben und kann verdunsten. So kann der Feuchtegehalt der Raumluft über das Innendämmsystem reguliert werden. Im Folgenden erklären wir, wie eine diffusionsoffene, kapillaraktive Innendämmung funktioniert und welche Unterschiede sie zu anderen Innendämmsystemen aufweist.
Je nach Dämmprojekt und dessen spezifischer Bausubstanz sowie dem späteren Verwendungszweck der Räumlichkeit wird die Innendämmung entsprechend realisiert. Auf dem Markt gibt es eine große Zahl verschiedenster Systeme zur Innendämmung, die der Vielfalt der Bausubstanzen gerecht werden wollen. Wie auch im Bereich der Außendämmung mit WDVS sollten auch die einzelnen Komponenten für die Innendämmung optimal aufeinander abgestimmt sein, um die bestmögliche Wärmedämmung zu erzielen. Die einzelnen Systeme unterscheiden sich vor allem darin, wie sie mit Feuchtigkeit umgehen. Diesbezüglich unterscheidet man grob nach:
Wissen muss man grundsätzlich, dass jede Innendämmung das hygrothermische Verhalten der Mauer, die gedämmt wird, verändert. Die sogenannte Bestandskonstruktion bleibt nach der Innendämmung im Winter deutlich kälter. Eine Folge davon: Sie trocknet langsamer und schlechter aus. Wegen der Innendämmung ist auch das Potential zur Trocknung nach innen deutlich geringer. Deshalb muss der Schutz der Fassade vor Schlagregen beispielsweise optimal realisiert sein. Doch auch wenn die Innendämmung aus bauphysikalischer Sicht die eine oder andere Besonderheit aufweist, kann man sie, ausgeführt vom Fachmann, immer sicher und zuverlässig als Dämmmaßnahme einsetzen.
Ziel von diffusionsdichten Systemen ist die innenraumseitige Abdichtung. Feuchtigkeit aus der warmen, feuchten Raumluft soll nicht in den Dämmstoff und schon gar nicht zwischen diesen und die kältere Mauer gelangen. Deshalb errichtet man raumseitig eine Schicht, die einen hohen Diffusionswiderstand besitzt. Sie kann zum einen aus dem Dämmstoff selbst errichtet werden. Oder man bedient sich dazu einer sogenannten Dampfbremse, also einer speziellen Folie. Alternative Beschichtungsmaterialien mit ähnlicher Wirkung sind ebenfalls zu haben.
Bei diffusionsgebremsten Innendämmsystemen sieht der Aufbau ähnlich aus. Allerdings lassen die hierfür verwendeten Materialien eine gewisse Diffusion der Feuchtigkeit zu. Ihr Diffusionswiderstand ist entsprechend geringer als der einer diffusionsdichten Innendämmung. Hat der verwendete Innendämmstoff bereits einen entsprechenden Diffusionswiderstand, der Feuchtigkeit in bauphysikalisch unkritischem Maß von innen nach außen und umgekehrt durchlässt, kann man die Innendämmung sogar ohne extra Dampfbremse umsetzen.
Diffusionsbremsende Systeme zur Innendämmung lassen sich zum Beispiel mit Dämmwolle (Mineralwolle) plus Dampfbremsfolie oder mit Dämmmaterialien aus geschäumtem Kunststoff mit hohem Dampfdiffusionswiderstand, zum Beispiel EPS-Hartschaum, errichten. Sie mindern den Dampfdiffusionsstrom in die Wand hinein erheblich. Gleichzeitig kann die Wand nach innen hinein jedoch auch nicht austrocknen, was sie ohne die Innendämmung im Sommer täte. Deshalb kommt der handwerklichen Ausführung der Innendämmung eine hohe Bedeutung zu. Insbesondere dann, wenn es um die exakte Dämmung von Details und Anschlüssen geht.
Wenn von kapillaraktiver, diffusionsoffener Innendämmung die Rede ist, ist ein System gemeint, das feuchtwarmer Raumluft in der kalten Jahreszeit die Diffusion in die Wand hinein gewährt. Dämmstoff und Endbeschichtung sind also entsprechend wasserdampfdurchlässig. Wobei das System die Feuchtigkeit (Dampf) aufnimmt und kapillar (in Form einer Flüssigkeit) wieder bis zur Innenseite der Außenwand (also der Oberfläche der Innendämmung) zurücktransportiert. Der auf diese Weise entstehende Effekt ist der: Der Gehalt an Feuchtigkeit in der Wand wird andauernd auf einem bauphysikalisch unkritischen Niveau gehalten. Die Wand bleibt diffusionsoffen und ist sogar in der Lage, eine zeitweise höher anfallende Feuchtigkeit aus der Raumluft zu puffern. Das trägt erheblich zur Regulation des behaglichen Raumklimas bei.
Saisonal betrachtet geschieht im kapillaraktiven und diffusionsoffenen Innendämmungssystem folgendes: Im Winter führt die Innendämmung zu einer höheren Porenluftfeuchte. Und zwar genau an den Übergängen von der Dämmstoffplatte zum Kleber, mit dem diese aufgeklebt wurde, sowie zur Bestandswand. Das Wasser wird in den Materialien der Innendämmung quasi zwischengeparkt, bis es in der wärmeren Jahreszeit nach innen in den Raum verdunsten kann. Das Ganze nennt der Fachmann übrigens Feuchtemanagement. Die Systeme zur Innendämmung sind optimalerweise so errichtet, dass im Sommer mehr Wasser verdunstet als im Winter anfällt.
Typischerweise sieht eine kapillaraktive, diffusionsoffene Innendämmung schichtweise so aus (von der Raumseite aus betrachtet):
Da die kapillaraktiven Dämmstoffplatten immer drei bauphysikalische Aufgaben zugleich erfüllen müssen,
werden sie als sogenanntes Baustoffsystem gehandelt: Dämmplatte und passender Klebemörtel, wobei Letzterer
als der Dämmstoff hat.