Letzte Aktualisierung: 19.08.2024

Aufdopplung eines bestehenden WDVS im Altbau

  • Das Aufdoppeln eines bestehenden Wärmedämmverbundsystems (WDVS) bedeutet, eine zusätzliche Dämmschicht auf das vorhandene WDVS aufzubringen, um die Wärmedämmung zu verbessern. Dabei bleibt das alte WDVS erhalten und wird als Grundlage genutzt, was den Aufwand und die Kosten einer vollständigen Erneuerung vermeidet.
  • Dämmung auf Dämmung kleben – geht das? Ja, die Aufdoppelung erfolgt durch das Aufkleben einer neuen Dämmschicht auf die alte. Dabei werden die neuen Dämmplatten nicht nur vollflächig verklebt, sondern auch durch das erste WDVS hindurch mit dem tragenden Mauerwerk verdübelt, um eine sichere Befestigung zu gewährleisten.
  • Die Aufdopplung lohnt sich besonders, wenn die alte Dämmung noch tragfähig ist, aber nicht mehr den heutigen energetischen Anforderungen des GEG (U-Wert 0,24 W/m2K) entspricht. Sie führt zu einer deutlichen Verbesserung der Dämmwerte, vergleichbar mit Passivhausstandards, und spart die Kosten für die Entsorgung des alten Systems.
  • Mit den früher gängigen WDVS-Stärken zwischen 40 bis 120 mm lässt sich nicht der nach GEG in §48 vorgeschriebene U-Wert von 0,24 W/m2K erreichen. Hierzu ist idR eine WDVS-Schicht von rund 14 cm nötig, sodass mindestens diese Differenz ergänzt werden muss. Um eine Förderung nach BEG zu bekommen (0,20 W/m2K) muss insgesamt eine Stärke von etwa 17 cm hergestellt werden.
  • Die Kosten einer Aufdopplung sind in der Regel niedriger als die vollständige Erneuerung eines WDVS, da Entsorgungskosten entfallen und vorhandene Ressourcen weitergenutzt werden. Gesamtkosten für eine Aufdopplung mit EPS-Dämmstoff (inkl. Gerüst, Putz und Dämmmaterial) liegen ca. 80 - 120 Euro pro m2. Je nach Umfang der Arbeiten amortisieren sich die Kosten im Vergleich zu einer einfachen Fassadensanierung nach etwa 20 Jahren.
  • Was beachten: Wichtig ist die Prüfung des bestehenden WDVS auf Tragfähigkeit und Schäden. Zudem müssen bei der Aufdopplung Fensterbänke und Anschlüsse erneuert werden, um das neue System korrekt anzupassen. Die neuen Dämmplatten sollten versetzt zur alten Schicht verlegt und kraftschlüssig verankert werden.
  • Brandschutz beim Aufdoppeln eines WDVS: Besonders bei mehrstöckigen Gebäuden, müssen zusätzliche Brandschutzmaßnahmen wie Brandriegel aus nicht brennbaren Materialien wie Steinwolle integriert werden. In manchen Fällen muss das alte WDVS teilweise entfernt werden, um diese Brandriegel einzuarbeiten.

Angebote für WDVS von Fachbetrieben in Ihrer Nähe anfordern

Jetzt Ihre Fachbetriebe finden!
Anzeige

Heizkosten runter - Wohngefühl rauf!

Mit einer Hausdämmung können Sie Ihre Heizkosten - vielfach schon mit einfachsten Maßnahmen - um mehr als 30% reduzieren!
Jetzt Anbieter finden & Preise vergleichen!

Bestandsprüfung des bestehenden WDVS

Experten zufolge kann eine Aufdoppelung eines bereits vorhandenen WDVS, auch Vollwärmeschutz oder Thermohaut genannt, durchaus zu zeitgemäßen Dämmwerten führen. Die Dämmung des doppelten WDVS entspricht mitunter sogar Passivhausstandards.

Statt der zeit- und kostenaufwendigen Entfernung und Entsorgung des alten WDVS und der anschließenden Montage eines komplett neuen lässt sich einfach eine zweite Dämmschicht über die erste legen. Dazu muss selbstverständlich deren aktueller Zustand geprüft und für standsicher und tragfähig erklärt worden sein.

Zeigt das alte WDVS Schäden, zum Beispiel

  • Risse,
  • sich abzeichnende Dübel,
  • abplatzender Putz,
  • defekte Anschlüsse an Fenstern oder Türen,
  • mechanische Beeinträchtigungen,
  • oder Wärmebrücken,

lassen sich diese im Zuge der Verdopplung des Vollwärmeschutzes mit sanieren.

Gründe für eine Aufdopplung des WDVS

Wärmedämmverbundsysteme werden hierzulande seit den 1960er-Jahren an Gebäudefassaden angebracht, um den Wärmeschutz zu verbessern. Die ersten Ausführungen realisierte man mit Dämmstoffschichtenvon Dicken zwischen 4 und 8 cm. Statistiker sagen, dass bis zum Ende der 1980er-Jahre damit etwa 150 Millionen m2 Fassadenfläche beschichtet wurden.

Heute erwartet man mehr von einem WDVS als noch vor 25 Jahren. Der Wärmedämmwert (U-Wert) soll heute weitaus geringer sein als damals. Er lässt sich mit einer Aufdopplung gut verringern. Für die Aufdoppelung eines bereits vorhandenen, älteren WDVS sprechen folgende Argumente:

  • Die Aufdoppelung des WDVS bedeutet eine deutlich bessere Wärmedämmung und somit Einsparung an Wärmeenergie. Und das bei vergleichsweise geringen Mehrkosten. Denn Entfernen und Entsorgen des alten WDV-Systems und Anbringen eines neuen würden sicher teurer (mehr dazu weiter unten).
  • Das Aufdoppeln des WDVS bedeutet eine bautechnische, energetische und optische Sanierung in einem Arbeitsgang.
  • Indem man das alte WDVS als funktionalen, sprich: dämmenden Bestandteil in den neuen Vollwärmeschutz integriert, spart man Ressourcen. Weiternutzung statt Entsorgung!
  • Auch für das Aufdoppeln gibt es bautechnische Zulassungen, sodass die Sicherheit des aufgedoppelten WDVS - so es denn den geltenden Anforderungen gerecht wird - gegeben ist.
  • Mit den früher gängigen WDVS-Stärken zwischen 40 bis 120 mm wird die heutige Mindestdicke, die das GEG in §48 mit einem zu erreichenden U-Wert von 0,24 W/m2K vorschreibt, nicht erfüllt.

Wie dick muss ich ein WDVS aufdoppeln?

Aber wie dick muss eine zusätzliche WDVS-Schicht ausfallen, um den heutigen Ansprüchen nach GEG oder der BEG Rechnung zu tragen?

Tabelle: Berechnung der zusätzlichen Dicke der WDVS-Dämmung zur Erreichung der vorgeschriebenen GEG- und BEG-U-Werte (bei jeweils WLS 034)
Bestehende WDVS-Dicke GEG-U-Wert 0,24 W/(m2·K) BEG-U-Wert 0,20 W/(m2·K)
4 cm + 10,2 cm + 13,0 cm
6 cm + 8,2 cm + 11,0 cm
8 cm + 6,2 cm + 9,0 cm
10 cm + 4,2 cm + 7,0 cm
12 cm + 2,2 cm + 5,0 cm
14 cm + 0,2 cm + 3,0 cm

Befestigung der WDVS-Aufdoppelung ("Stripp-Verfahren")

Hinzu kommt die Tatsache, dass sich auch das Verdoppeln der Dämmschicht nahezu ebenso einfach realisieren lässt wie das Anbringen des ersten WDVS.

Zur Montage des zweiten WDVS bedient man sich derselben Mechanismen wie beim ersten. Allerdings ist der Untergrund nun nicht mehr das Mauerwerk, das gegebenenfalls verputzt oder verklinkert ist, sondern das alte WDVS. Es stellt einen weicheren Untergrund dar.

Deshalb verklebt man beim Verdoppeln die Dämmplatten, also die Putztrageplatten, nicht nur vollflächig, sondern nutzt zu ihrer Befestigung auch Dübel, die man im tragenden Untergrund verankert.

Um eine alte WDVS-Fassade aufzudoppeln, kann alternativ zum direkten Aufkleben der neuen Dämmplatten auch der Oberputz mit der Spachtelung von der Dämmplatte getrennt werden. Beim "Stripp-Verfahren" erfolgt das Einschneiden des Putzes bei dünnen Putzschichten mit einer seitlich geschärften Spachtel, bei dicken Putzschichten mit einer Trennscheibe.

Das Abziehen des Putzes geht relativ leicht von der Hand. Dabei ist jedoch zu beachten, dass mit der Breite der Bahnen der dafür benötigte Kraftaufwand steigt. Auf Höhe des Gerüstbelages werden die Putzbahnen dann abgetrennt.

Fachbetriebe für WDVS in Ihrer Nähen finden

Jetzt Ihre Fachbetriebe finden!
Anzeige

Wärmepumpe im Komplettpaket zum Festpreis

Beratung, Planung & Installation durch regionalen Meisterbetrieb + bis zu 70% Zuschuss!
Jetzt kostenlos SHK-Experten vergleichen!

Arbeitsschritte einer Aufdopplung des WDVS

Um ein bestehendes Wärmedämmverbundsystem zu sanieren, muss man dessen Dämmleistung zunächst analysieren. Entspricht die Dämmung nicht mehr aktuellen Anforderungen ist das Aufdoppeln eine Möglichkeit, die Dämmleistung zu erhöhen.

Schritt 1: Prüfen des alten WDVS

Um zu beurteilen, ob das alte WDVS noch ausreichend Sicherheit und Tragfähigkeit bietet und somit Basis eines zweiten WDVS sein kann, öffnet man das alte WDVS an mehreren Stellen.

Schritt 2: Erneuern von Fensterbänken und Anschlüssen

Bestehende Fensterbänke und Fenster-Anschlüssemüssen erneuert werden, sodass auch die zweite Thermohaut passgenau sitzt.

Schritt 3: Aufbringen der neuen Dämmschicht

Die neuen Putzträgerplatten, Dämmplatten aus Polystyrol oder Steinwolle, werden meist vollflächig verklebt. Dabei ist zu beachten, dass die Stöße der neuen Dämmplattenschicht nicht auf denen der alten liegen, sondern versetzt sind. Die neuen Dämmplatten werden mit dem festen Untergrund (tragfähiges Mauerwerk), also kraftschlüssig durch das erste WDVS hindurch, verdübelt.

Schritt 4: Anschließen systemfremder Bauteile

Als Nächstes müssen die Anschlüsse an systemfremde Bauteile gesetzt werden.

Schritt 5: Armierungsschicht (Unterputz) auftragen

Es folgt das Anbringen der Armierungsschichtals Unterputz und das Einbetten des Armierungsgewebes.

Schritt 6: Auftragen des Oberputzes

Zu guter Letzt wird der Fassadenputz in der gewünschten Sichtoptik aufgetragen.

Brandschutz beim aufgedoppelten WDVS

Ein WDVS dient nicht nur dem Dämmschutz, sondern muss auch einen gewissen Brandschutz gewährleisten. Der meistverwendete Dämmstoff in WDVS ist EPS-Hartschaum, der als schwer entflammbar oder entflammbar (siehe Klassifikation und Normung von Dämmstoffen) gilt.

Bei höheren als dreistöckigen Mehrfamiliengebäuden muss deshalb zusätzlich für Brandschutz gesorgt werden, beispielsweise mit Brandriegeln. Das sind Gürtel aus nicht brennbaren Dämmmaterialien wie Steinwolle, die rundum die Fassade gelegt werden – eingearbeitet in das WDVS.

Unter Umständen muss man bei der Aufdoppelung eines WDVS auch das alte WDVS teilweise entfernen, um solche Brandriegel einzuarbeiten.

Kosten- und Wirtschaftlichkeitsvergleich einer WDVS-Aufdoppelung

Um ein altes WDVS zu sanieren, kommen ein

  • einfacher Anstrich,
  • eine Putzerneuerung,
  • der Einsatz eines Renoviersystems mit Putzträgerplatte,
  • der Austausch durch ein Neusystem oder
  • die Aufdoppelung infrage.

Welche Sanierungsmaßnahme für welche Fassade die richtige ist, hängt von den vorhandenen Mängeln und Schäden sowie den gewünschten energetischen Wärmeschutzanforderungen ab.

Aus Kostensicht muss dabei berücksichtigt werden, dass zwar bei allen Maßnahmen ähnlich hohe Fixkosten für Gerüst, Reinigung und Grundierung anfallen, alle weiteren Arbeiten mit unterschiedlich hohen Kosten und letztlich unterschiedlich hohen Energieeinsparungen verbunden ist.

Vergleicht man die Möglichkeiten einer Fassadensanierung, so wird die hohe zusätzliche Energieeinsparung bei Neuinstallation als auch bei der Aufdoppelung offensichtlich, die bei den übrigen Sanierungsmaßnahmen entfällt.

So betrachtet, machen sich die Kosten einer Neuinstallation bzw. des Aufdoppelns im Vergleich zur reinen putztechnischen Sanierung nach etwa 20 Jahren wieder bezahlt.

Beim Aufdoppelungsverfahren liegt jedoch der größte Vorteil darin, die vorhandene Ressource der Altdämmung weiterzunutzen und somit auch dessen Entsorgungskosten einzusparen. Dies reduziert wiederum die Anschaffungskosten des Aufdoppelns im Vergleich zu einem neuen WDVS.

Vergleichsangebote für WDVS-Dämmungen kostenlos anfordern

Jetzt Ihre Fachbetriebe finden!
Anzeige

iSFP und Zuschuss-Antrag aus einer Hand!

Mit einem Sanierungsfahrplan können Sie Ihren Zuschuss erhöhen! Wir übernehmen Ihren BEG-Antrag & erstellen Ihnen einen iSFP - zum Sparpreis!
Jetzt kostenloses Angebot anfordern!

Kostenlose Angebote anfordern:

Das könnte Sie auch interessieren:

  • Heizung planen

    Mit unserem Heizungsplaner ermitteln Sie einfach online ein Heizungskonzept, das Ihre Heizwärmeanforderungen am Besten erfüllt. Dabei richtet sich die…

    Heizung planen
  • Solarrechner

    Mit unserem Online-Solarrechner können Sie sofort prüfen, ob sich Ihr Dach für eine Photovoltaik-Anlage technisch eignet und finanziell lohnt. Mit nur wenigen…

    Solarrechner
  • Dämmung berechnen

    Mit unserer Online-App "Dämmkostenrechner" ermitteln Sie in wenigen Schritten einfach & unkompliziert, welche Dämmung in welcher Dicke wie viel kostet, was sie…

    Dämmung berechnen

Ihre Suchanfrage wird bearbeitet