Letzte Aktualisierung: 27.11.2019
Unter dem Aufdoppeln eines bestehenden WDVS versteht man die Verstärkung des Wärmeschutzes durch das Hinzufügen einer weiteren Schicht. Das WDVS wird damit quasi verdoppelt. Eine Aufdopplung eines WDVS hat dabei den Vorteil, dass man den bestehenden Wärmeschutz nicht entfernen muss, sondern einfach als Grundlage für eine weitere Verbesserung der Fassadendämmung nutzt.
Experten zufolge könne eine Aufdoppelung eines bereits vorhandenen WDVS, auch Vollwärmeschutz oder Thermohaut genannt, durchaus zu zeitgemäßen Dämmwerten führen. Die Dämmung des doppelten WDVS entspräche demnach mitunter sogar Passivhausstandards. Statt der zeit- und kostenaufwendigen Entfernung und Entsorgung des alten WDVS und der anschließenden Montage eines komplett neuen ließe sich demnach einfach eine zweite Dämmschicht über die erste legen. Dazu muss selbstverständlich deren aktueller Zustand geprüft und für standsicher und tragfähig erklärt worden sein. Zeigt das alte WDVS Schäden, zum Beispiel
lassen sich diese im Zuge der Verdopplung des Vollwärmeschutzes mitsanieren.
Wärmedämmverbundsysteme werden hierzulande seit den 1960er-Jahren an Gebäudefassaden angebracht, um den Wärmeschutz zu verbessern. Die ersten Ausführungen realisierte man mit Dämmstoffschichtenvon Dicken zwischen vier und acht Zentimetern. Statistiker sagen, dass bis zum Ende der 1980er-Jahre damit etwa 150 Millionen Quadratmeter Fassadenfläche beschichtet wurden.
Heute erwartet man mehr von einem WDVS als noch vor 25 Jahren. Der Wärmedämmwert (sogenannter U-Wert) soll heute weitaus geringer sein als damals. Er lässt sich mit einer Aufdopplung gut verringern. Für die Aufdoppelung eines bereits vorhandenen, älteren WDVS sprechen folgende Argumente:
Hinzu kommt die Tatsache, dass sich auch das Verdoppeln der Dämmschicht nahezu ebenso einfach realisieren lässt wie das Anbringen des ersten WDVS. Zur Montage des zweiten WDVS bedient man sich derselben Mechanismen wie beim ersten. Allerdings ist der Untergrund nun nicht mehr das Mauerwerk, das gegebenenfalls verputzt oder verklinkert ist, sondern das alte WDVS. Es stellt einen weicheren Untergrund dar. Deshalb verklebt man beim Verdoppeln die Dämmplatten, also die Putztrageplatten, nicht nur vollflächig, sondern nutzt zu ihrer Befestigung auch Dübel, die man im tragenden Untergrund verankert.
Um eine alte WDVS-Fassade aufzudoppeln, kann alternativ zum direkten Aufkleben der neuen Dämmplatten auch der Oberputz mit der Spachtelung von der Dämmplatte getrennt werden. Beim sogenannten "Stripp-Verfahren" erfolgt das Einschneiden des Putzes bei dünnen Putzschichten mit einer seitlich geschärften Spachtel, bei dicken Putzschichten mit einer Trennscheibe. Das Abziehen des Putzes geht relativ leicht von der Hand. Dabei ist jedoch zu beachten, dass mit der Breite der Bahnen der dafür benötigte Kraftaufwand steigt. Auf Höhe des Gerüstbelages werden die Putzbahnen dann abgetrennt.
Um ein bestehendes Wärmedämmverbundsystem zu sanieren, muss man dessen Dämmleistung zunächst analysieren. Entspricht die Dämmung nicht mehr aktuellen Anforderungen ist das Aufdoppeln eine Möglichkeit, die Dämmleistung zu erhöhen.
Um zu beurteilen, ob das alte WDVS noch ausreichend Sicherheit und Tragfähigkeit bietet und somit Basis eines zweiten WDVS sein kann, öffnet man das alte WDVS an mehreren Stellen.
Bestehende Fensterbänke und Fenster-Anschlüssemüssen erneuert werden, so dass auch die zweite Thermohaut passgenau sitzt.
Die neuen Putzträgerplatten, Dämmplatten aus Polystyrol oder Steinwolle, werden meist vollflächig verklebt. Dabei ist zu beachten, dass die Stöße der neuen Dämmplattenschicht nicht auf denen der alten liegen, sondern versetzt sind. Die neuen Dämmplatten werden mit dem festen Untergrund (tragfähiges Mauerwerk), also kraftschlüssig durch das erste WDVS hindurch, verdübelt.
Als nächstes müssen die Anschlüsse an systemfremde Bauteile gesetzt werden.
Es folgt das Anbringen der Armierungsschichtals Unterputz und das Einbetten des Armierungsgewebes.
Zu guter Letzt wird der Fassadenputz in der gewünschten Sichtoptik aufgetragen.
Ein WDVS dient nicht nur dem Dämmschutz, sondern muss auch einen gewissen Brandschutz gewährleisten. Der meistverwendete Dämmstoff in WDVS ist jedoch EPS-Hartschaum, der als schwer entflammbar oder entflammbar (siehe Klassifikation und Normung von Dämmstoffen) gilt. Bei höheren als dreistöckigen Mehrfamiliengebäuden beispielsweise muss deshalb zusätzlich für Brandschutz gesorgt werden, beispielsweise mit sogenannten Brandriegeln. Das sind Gürtel aus nicht brennbaren Dämmmaterialien wie Steinwolle, die rundum die Fassade gelegt werden – eingearbeitet in das WDVS. Unter Umständen muss man bei der Aufdoppelung eines WDVS auch das alte WDVS teilweise entfernen, um solche Brandriegel einzuarbeiten.
Um ein altes WDVS zu sanieren kommen ein
Welche Sanierungsmaßnahme für welche Fassade die richtige ist, hängt von den vorhanden Mängeln und Schäden sowie den gewünschten energetischen Wärmeschutzanforderungen ab. Aus Kostensicht muss dabei berücksichtigt werden, dass zwar bei allen Maßnahmen ähnlich hohe Fixkosten für Gerüst, Reinigung und Grundierung anfallen, alle weiteren Arbeiten mit unterschiedlich hohen Kosten und letztlich unterschiedlich hohen Energieeinsparungen verbunden ist.
Vergleicht man die Möglichkeiten einer Fassadensanierung, so wird die hohe zusätzliche Energieeinsparung bei Neuinstallation als auch bei der Aufdoppelung offensichtlich, die bei den übrigen Sanierungsmaßnahmen entfällt. So betrachtet, machen sich die Kosten einer Neuinstallation bzw. eines Aufdoppelns im Vergleich zur reinen putztechnischen Sanierung nach etwa 20 Jahren wieder bezahlt. Beim Aufdoppelungsverfahren liegt jedoch der größte Vorteil darin, die vorhandene Ressource der Altdämmung weiter zu nutzen und somit auch dessen Entsorgungskosten einzusparen. Dies reduziert wiederum die Anschaffungskosten des Aufdoppelns im Vergleich zu einem neuen WDVS.