Letzte Aktualisierung: 14.03.2016
Ein Wärmedämmverbundsystem (kurz: WDVS) besteht aus einzelnen Komponenten, die perfekt aufeinander angestimmt sind. Die WDVS-Zutaten werden Schicht für Schicht auf Fassaden aufgebracht, um das Gemäuer zu dämmen. Als energetische Maßnahme sind Wärmedämmverbundsysteme sowohl bei Neubauten als auch Altbauten gang und gäbe. Man spricht bei einem Wärmeschutz dank WDVS auch von einer sogenannten Thermohaut oder einem Vollwärmeschutz. Wichtigste Komponente des WDVS ist die Dämmplatte, die auch Fassadendämmplatte oder Putzträgerplatte genannt wird. Die anderen Komponenten dienen dazu, die Fassadendämmplatte auf der Fassade zu montieren und so zu beschichten, dass die Optik der Fassade am Ende nicht nur schön ist, sondern auch wetterfest.
Neben der Fassadendämmplatte gehören zum Wärmedämmverbundsystem folgende Komponenten:
Während der Schichtaufbau standardisiert in mehr oder weniger gleicher Abfolge auf die Fassade aufgebracht wird, stellen Öffnungen im Mauerwerk wie Fenster und Türen aber auch die Anschlüsse an z. B. die Sockeldämmungbesondere bauliche Herausforderungen dar, für deren Dämmung mit Fassadendämmplatten spezielle Produktnormen und Verarbeitungsregeln gelten.
Fassadendämmplatten gibt es aus verschiedenen Materialien. Bewährt im WDVS haben sich Fassadendämmplatten aus EPS-Hartschaum, Polyurethan (PUR) und aus Mineralwolle. Da Wärmedämmverbundsysteme bautechnisch streng geregelt sind, sowohl was ihre Planung als auch was ihre Ausführung anbelangt, gibt es auch für die einzelnen Komponenten des Verbunds bautechnische Regelungen. Dazu gehören einerseits anerkannte DIN-Normen und andererseits Richtlinien.
Zu den relevanten DIN-Normen zählen zum einen die DIN EN 13 162 (MW) für werkmäßig hergestellte Fassadendämmplatten aus Mineralwolle und die DIN EN 13 163 (EPS) für werkmäßig hergestellte Fassadendämmplatten aus expandiertem Polystyrol. Sie enthalten detaillierte Beschreibungen der Fassadendämmplatten, Qualitätstypen, Produktspezifikationen, Formate und verwendeten Rohstoffe.
Fassadendämmplatten aus Polystyrol müssen einerseits der DIN EN 13163 und andererseits der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung Z-23.15-… beziehungsweise Z-33.4-… (elastifizierte Fassadendämmplatten) des Herstellers entsprechen. Darüber hinaus müssen diese Dämmplatten die Qualitätsrichtlinien und Prüfbestimmungen der Bundesfachabteilung Qualitätssicherung EPS-Hartschaum (kurz: BFA QS EPS) erfüllen.
Die Übereinstimmung der EPS-Hartschaum-Dämmplatten mit den Anforderungen, die die bauaufsichtliche Zulassung stellt, beziehungsweise deren Konformität mit den Regeln nach der Technischen Leitlinie ETAG 004 bescheinigt die Zertifizierungsstelle in der BFA QS EPS im Industrieverband Hartschaum e.V. Heidelberg (IVH). Fassadendämmplatten aus EPS-Hartschaum werden in folgende Qualitätstypen unterschieden:
Bei elastifizierten Fassadendämmplatten mit sogenannter definierter dynamischer Steifigkeit heißen die Qualitätstypen entsprechend:
Unter den Produktspezifikationen für Fassadendämmplatten werden folgende Qualitätsmerkmale zusammengefasst:
Der große Vorteil, den Fassadendämmplatten aus Mineralwolle, also Steinwolle oder Glaswolle, als Komponente im WDVS haben, ist der des Brandschutzes. Anders als EPS-Hartschaum sind Fassadendämmplatten aus Mineralwolle nicht brennbar. Sie werden der Baustoffklasse A zugeordnet und gehören der höchsten Brandschutzklasse A1nach der Norm DIN 4102 an. Da auch die anderen Komponenten des WDVS wie der Mörtel (mineralischer Klebe- und Armierungsmörtel, mineralischer Oberputz) auf den mineralischen Charakter der Fassadendämmplatten aus Mineralwolle zugeschnitten sind, spricht man in diesem Fall auch von einem vollmineralischen WDVS.
Neben der Nichtbrennbarkeit bringt ein vollmineralischer Wärmedämmschutz beispielsweise auch diffusionsoffene Wände, Wind- und Wetterfestigkeit, hohen Schallschutz und Langlebigkeit mit. Besonders hervorzuheben ist die Eigenschaft Diffusionsoffenheit von Mineralwolle. Sie ist allemal „offener“ als die von EPS-Hartschaum-Fassadendämmplatten. Denn unter dem Dämmstoff aus Mineralwolle wird die Diffusionsoffenheit der Wand keineswegs eingeschränkt. Dazu muss man wissen, dass Mineralwolle den gleichen Diffusionswiderstand wie Luft besitzt.
Auch die extrem lange Haltbarkeit von mineralischen Fassadendämmplatten ist hervorzuheben. Die Platten aus Mineralwolle inklusive des mineralischen Putzes trotzen Wind, Wasser und Feuer. Man spricht von einer durchschnittlichen Lebensdauer von 50 Jahren, wenn es um vollmineralischen Wärmeschutz geht. Das ist eine deutlich längere Haltbarkeit als andere WDVS vorweisen können. Dazu ist anzumerken, dass der vollmineralische Wärmeschutz nicht nur gegenüber den klimatischen Verhältnissen an sich Bestand hat, sondern auch gegenüber deren ständig wechselnder Abfolge.
Nicht zuletzt gereicht einem vollmineralischen Wärmeschutz zum Vorteil, dass die für ihn verwendeten Rohstoffe, anders als der auf fossilem Erdöl basierende EPS-Hartschaum, überwiegend anorganischer Natur sind – Kalkstein, Sand, Marmor, Quarz. Die Natürlichkeit des Baustoffs, der im Übrigen vollständig recycelbar ist, verschafft Fassadendämmplatten innerhalb eines vollmineralischen Wärmeschutzes eine sehr gute Ökobilanz.