Letzte Aktualisierung: 13.12.2018
Aus bauphysikalischer Sicht sind Fenster eine heikle Sache. Eine dichte Montage erfordert exaktes und erfahrenes Handwerk. Dabei müssen u.a. Wärme-, Wind-, Schall- und Feuchtedichtheit sichergestellt werden. Besondere Anforderungen ergeben sich dabei aus der dichten Verbindung unterschiedlicher Fensterkomponenten.
Moderne Fenster sind an sich genommen, ein gut wärmegedämmtes und auch dichtes System. Die meisten bauphysikalischen Schwachstellen ergeben sich daher bei der Montage: Unsachgemäß ausgeführte Baukörperanschlüsse des Fensters können nicht nur zu höheren Wärmeverlusten, sondern langfristig auch zu Bauschäden führen.
Bei dem heute erreichten baulichen Wärmeschutz tragen vor Allem die Wärmeverluste über unkontrollierten Luftaustausch wesentlich zu den Gesamtverlusten bei. Durch Undichtheiten besteht zudem die Gefahr, der Tauwasserbildung in der Anschlussfuge durch einströmende feuchtwarme Innenluft.
Eine Tauwasserbildung in der Fuge führt zur lokalen Durchfeuchtung und die Wärmedämmung verschlechtert sich. Es kommt dann zum weiteren Absinken der Oberflächentemperaturen im Bereich der feuchten Stellen und damit zu einem sich selber verstärkenden Bauschadenskreislauf, der bis zur Zerstörung ganzer Bauteile führen könnte.
Die Abdichtung von Fenstern muss heute mehreren wichtigen Anforderungen Rechnung tragen. Hierzu zählen
Die Funktionen, die die Abdichtung des Fensters erfüllen muss, lassen sich prinzipiell mit Hilfe des sogenannten Ebenenmodells erklären. Drei Ebenen (Funktionsbereiche) sind dabei auszumachen (von außen nach innen betrachtet):
Die Abdichtung der Anschlussfuge eines Fensters lässt sich demnach in einen inneren und einen äußeren Bereich sowie in eine Funktionsebene unterscheiden.
Die Art und Weise der Abdichtung des Fensters und der Wand ergibt sich aus der Beschaffenheit der Außenwand, des Dämmsystems, so denn vorhanden, und der individuellen Einbausituation. Hinzu kommen Einflüsse seitens der zu erwartenden Beanspruchung des Fensters, die sich wiederum aus
Für die letztendliche Entscheidung für oder wider ein Abdichtungssystem sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:
Das Fenster bildet die bauphysikalische Grenze zwischen Innenraum und Außenwelt. Meist differieren die dort jeweils herrschenden Klimata. Über den Profilquerschnitt des Fensters verläuft die Klimagrenze.
Als Abdichtungen für Bauteilanschlussfugen lassen sich grundsätzlich folgende Systeme nutzen:
Welches Dichtsystem tatsächlich geeignet ist, muss individuell geprüft werden. Der Nachweis der Eignung kann auf Basis der ift-Richtlinie MO-01/1 „Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 1: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Abdichtungssystemen“ erfolgen.
Die Anschlussfuge dichtet man unter Zuhilfenahme der folgenden Materialien (auch in Kombination) ab:
Aus baukonstruktiver Sicht kommt es bei der Fensterabdichtung von außen vor allem auf einen ungestörten Ablauf von Niederschlagswasser an. Um diesen zu gewährleisten, kann man die Fensterbänke so gestalten, dass sie schlagregendicht sind, zum Beispiel, indem man sie mit sogenannten Endkappen, die schlagregendicht sind, bestückt.
Wird darauf verzichtet, sollte unter die Fensterbank eine Abdichtungsfolie eingebracht werden, die verhindert, dass eindringendes Niederschlagswasser unkontrolliert in die Bausubstanz vordringt und dort zu Feuchteschäden führt. Stattdessen sorgt die Abdichtungsfolie für ein kontrolliertes Abführen des Wassers nach außen.
Unterschiedliche Möglichkeiten der Befestigung - der sogenannte Fenster-Anschlag - in der dafür vorgesehenen Maueröffnung sorgen gleichfalls für eine anschlagspezifische Fensterabdichtung:
Bei einem Außenanschlag hat die Fensterlaibungeine Aussparung außen, so dass der Rahmen nur von außen und an die vorspringende Kante der Aussparung angeschlagen werden kann. Der Außenanschlag von Fenstern ist in der Praxis eher selten.
Der stumpfe Anschlag bedeutet eine einstufige Fugenausbildung des Baukörperanschlusses, die in der außenseitigen Funktionsfuge die Aufgabe der Regen- und Windsperre zugleich erfüllen muss.
Der Innenanschlag bringt eine zweistufige Fugenausbildung mit sich. Mit einer konstruktiven Überdeckung des Blendrahmens des Fensters erzielt man bereits einen Schlagregenschutz. Windsperre und Luftdichtheitsschicht können in den Innenbereich verlagert werden und Schalldichte ist ein positiver Nebeneffekt des Innenanschlags.
Neben der Abdichtung des Fensterrahmens zum Mauerwerk, bilden gerade porös gewordene Fensterdichtungen zwischen Flügel und Rahmen energetische Schwachstellen. Daher sollte man diese spätestens beim Auftreten von Zuglufterscheinungen austauschen. Man unterscheidet dabei folgende Dichtungen:
Die meisten dieser Dichtungen können Sie problemlos z. B. im Baumarkt kaufen oder Internet bestellen und mit etwas handwerklichem Geschick selbst austauschen und montieren. Wie das genau funktioniert, erklären wir in unserem "Experten-Ratgeber: Fenster fachmännisch isolieren und abdichten".