Letzte Aktualisierung: 23.08.2018
Eine Doppelverglasung, auch Mehrscheiben-Isolierglas (MIG), Wärmedämmverglasung oder Isolierverglasung bezeichnet, ist eine aus mindestens zwei Glasscheiben zusammengesetzte Verbundscheibe für Fenster und andere Verglasungen. Zwischen den Scheiben befindet sich ein Hohlraum, der gas- und feuchtigkeitsdicht verschlossen ist und der Schall- und Wärmedämmung dient. Gegenüber Einfachverglasungen bringen Doppelverglasungen mehr Wärmeschutz. Die klassische Doppelverglasung als Konstrukt aus Scheibe-Luft-Scheibe mit Randverbund hat U-Werte von 2,4 W/m2K. Konstruktive Verbesserungen wie Wärmeschutzschicht, Edelgasfüllung und Randverbund mit warmer Kante bringen U-Werte um die 1,1, die, wenn auch knapp, die Anforderungen der EnEV an Fenster erfüllen.
Mit der ersten Wärmeschutzverordnung 1977 wurden Einfachverglasungen obsolet. Sie brachten mit Uw-Werten von 5 bis 6 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m2K) nicht mehr genug Wärmeschutz, als dass man sie noch in Neubauten zu Wohnzwecken einbauen konnte.
Ersetzt wurden einfach verglaste Fenster von da an mit Fenstern mit Doppelverglasung (auch Zweifach- oder 2fach-Verglasung genannt) – frei nach dem Motto: „Doppelt hält besser“. Hier: Doppelverglasung hält Wärme besser im beheizten Gebäude und Schall besser draußen.
Bis Mitte der 1990er-Jahre war es dann hierzulande im Wohnungsbau Standard, doppelt verglaste Fenster einzubauen. Die kamen in der klassischen Variante (siehe nächster Absatz) anfangs auf Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte bzw. Uw-Werte, wobei das „w“ für „window“, auf Deutsch: „Fenster“ steht) von 2,7 W/m2K und lagen später im Schnitt bei einer Wärmedurchlässigkeit von 2,4, bis konstruktive Verbesserungen den Uw-Wert auf bis zu 1,1 senkten.
Experten-Tipp: Im Handel werden Doppelverglasungen häufig mit Zusätzen wie "4/16/4", "4/16/6", "4/12/4" oder "6/16/6" (oder auch 4/4, 4/6, 4/4, 6/6) bezeichnet. Diese Werte geben die Maße des Glasaufbaus bzw. die Dicke der Scheiben und des Scheibenzwischenraumes wieder. "4/16/4" steht dann für eine 4 mm dicke Innenscheibe, einen 16 mm großen Scheibenabstand und eine 4 mm dicke Außenscheibe. Zusätzlich verwendet man die Kürzel ESG, VSG oder Float usw., um zu kennzeichnen, ob und bei welcher Scheibe es sich um Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG), Verbundsicherheitsglas (VSG) oder Floatglas handelt.
Doppelverglasung, das heißt im klassischen Verständnis: Der Fensterflügel, also der bewegliche Teil eines herkömmlichen Fensters, der im fest in der Maueröffnung eingebauten Fensterrahmen (auch Zarge oder Blendrahmen genannt) sitzt, wird mit einer doppelten Verglasung bestückt. Sie ist ein Konstrukt aus zwei einzelnen Glasscheiben, die mit einem gewissen Abstand zueinander fest verbunden werden.
Ein sogenannter Randverbund schließt den Zwischenraum zwischen beiden Scheiben luftdicht ab und hält den Abstand zwischen ihnenaufrecht. So kann von dort weder Luft austreten noch Feuchtigkeit dort eindringen. Der Zwischenraum wird auch Scheibenzwischenraum (kurz: SZR) genannt. Er ist mit Luft befüllt, die in der Doppelverglasung als dämmendes Luftpolster fungiert.
Um die klassische Doppelverglasung vor allem hinsichtlich ihres Wärmeschutzes zu verbessern, ergreift man weitere konstruktive Optimierungsmaßnahmen:
Mit solchen Isolierglasscheiben ausgerüstete Doppelverglasungen werden auch als Isolierglas bezeichnet. Sie kommen heute auf U-Werte von im Schnitt 1,1 W/m2K und erfüllen damit die Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung von 1,3 W/m2K.
Verglasung | Fensteraufbau | Ug-Wert | Uf-Wert | ψg-Wert | Uw-Wert |
---|---|---|---|---|---|
doppelt | 76mm Bautiefe, 6 Kammern, 3 Dichtungsebenen | 1 | 1,1 | 0,041 | 1,1 |
doppelt | 76mm Bautiefe, 6 Kammern, 2 Dichtungsebenen | 1,1 | 1,2 | 0,041 | 1,2 |
doppelt | 76mm Bautiefe, 6 Kammern, 2 Dichtungsebenen | 1 | 1,2 | 0,041 | 1,2 |
doppelt | 76mm Bautiefe, 6 Kammern, 3 Dichtungsebenen | 1,1 | 1,1 | 0,041 | 1,2 |
doppelt | 88mm Bautiefe, 6 Kammern, 3 Dichtungsebenen | 1,1 | 1 | 0,041 | 1,2 |
Experten-Wissen: Zur Schalldämmung von Isolierglas wurde häufig auch das Gas SF6 (Schwefelhexafluorid) verwendet. Aufgrund der Eigenschaft von SF6, die Wärmedämmung zu verringern, wurde SF6 in den letzten Jahren im Wesentlichen als Bestandteil von Gasgemischen zusammen mit Argon verwendet; bis Inkrafttreten der Wärmeschutzverordnung WVO 1995 wurden Schallschutzverglasungen mit reiner SF6-Füllung eingesetzt. Schwefelhexafluorid (SF6) ist das stärkste bisher bekannte Treibhausgas überhaupt (GWP-Wert von 17 200). In einem Zeitraum von 100 Jahren schadet es dem Klima 22.800 Mal stärker als Kohlenstoffdioxid (CO2). Hauptemissionsquellen von SF6 sind seit dem Jahr 2003 Emissionen aus der Entsorgung von (z. B. doppelverglasten) Schallschutzscheiben. Da das Inverkehrbringen entsprechender Fenster seit dem Jahr 2008 verboten ist, werden keine neuen Bestände aufgebaut. Ab dem Jahr 2034 erwartet die Bundesregierung keine Entsorgungsemissionen aus dieser Anwendung mehr.
Der Randverbund gilt im Allgemeinen als konstruktive Schwachstelle einer Doppelverglasung. Er verliert im Laufe der Jahre konstruktionsbedingt an Dichtigkeit.
Hinzu kommt, dass ein klassischer Abstandhalter, der bis Mitte der 1990er-Jahre aus Aluminium-Profilen bestand, in der Doppelverglasung wie eine unerwünschte Wärmebrücke wirkt, sodass sich der dem Innenraum zugewandte Verglasungsrand bei niedrigen Außentemperaturen trotz geheizter Räume stark abkühlt und so wertvolle Heizwärme ungenutzt verlorengeht.
Schlimmer noch: Sinkt die Temperatur in diesem Bereich der Doppelverglasung bis unter den Taupunkt, entsteht Kondensat, das vor allem bei Holzfenstern und Holzfenstertüren der Rahmenkonstruktion schadet, wenn es auf Dauer auftritt.
Darüber hinaus führt ein starker Temperaturunterschied zwischen Scheibenmitte und Scheibenrand zu einer Art Konvektion der Luft vor der Scheibe, die als unangenehmer Luftzug spürbar und so der Behaglichkeit abträglich ist.
Um diese negativen Effekte zu verringern bzw. auszuschließen, werden etwa seit Mitte der 1990er Jahre Abstandshalter aus Materialien verbaut, deren Wärmeleitfähigkeit deutlich geringer als die von Aluminium ist: Neben Fensterprofilen aus Edelstahl, diversen Kunststoffverbindungen sowie sogenanntem Struktursilikonschaum nutzt man heute auch spritzbare thermoplastische Abstandshalter aus Polyisobutylen.
Abstandshalter aus dem Kunststoff Polypropylen besitzen rückseitig eine hauchdünne Ummantelung aus Edelstahlfolie. So dient der für seine niedrige Wärmedurchlässigkeit bekannte Kunststoff Polypropyleni als Basiswerkstoff für die Grundform des Abstandshalters, während eine Ummantelung aus Edelstahl für die zuverlässige Dichtigkeit des Randverbundes der Doppelverglasung sorgt und allen Isolierglasdichtstoffen festen Halt (Haftung) bietet.
Es sind inzwischen auch nachhaltige Randverbundsysteme mit Biopolymeren aus nachwachsenden Rohstoffen verfügbar. Spannend: Flexible Schaumprofile sind Werkstoffe von der Rolle, während thermoplastische Abstandhalter aus dem Fass direkt auf die Scheibe appliziert werden. Das macht spezielle Maschinentechnik nötig, die hoch automatisiert ist.
Um den dank der vorgenannten neuen Konstruktionsweise wärmeren Randverbund der Doppelverglasung auch bezeichnungstechnisch zu würdigen, nennt man ihn auch Randverbund mit warmer Kante. Mit dem Einsatz eines Randverbunds mit „warmer Kante“, sprich: mit warme-Kante-Abstandshaltern lässt sich die Wärmedurchlässigkeit Psi (Griechischer Buchstabe: ψ) des Randverbunds, auch der Psi-Wert genannt, um bis zu 60 Prozent senken - und somit die Wärmedurchlässigkeit der gesamten Doppelverglasung mindern.
Wie groß der Einfluss eines Abstandshalters auf die energetische Bewertung der Doppelverglasung ist, hängt vor allem vom Format der Doppelverglasung ab. Es gilt: Bei kleineren Scheiben macht sich der Abstandhalter stärker bemerkbar als bei größeren, da sich das Verhältnis von Kanten und Fläche entsprechend ändert.
Eine Dreifachverglasung dämmt besser eine Doppelverglasung. Um beurteilen zu können, ob sich eine Doppel- oder Dreifachverglasung wirtschaftlich lohnen, müssen jedoch die Mehrkosten im Verhältnis zu den zusätzlich eingesparten Heizkosten berechnet werden.
Beispiel-Rechnung: Bei einer Dreifachverglasung spart man im Vergleich zu einem alten Fenster mit Isolierglas (Uw-Wert 2,8 W / m2K) und Heizölkosten von 0,7 Euro / Liter bei einer Fensterfläche von 50 m2 rund 650 bis 700 Euro Heizkosten im Jahr. Würde man nun auf eine Doppelverglasung setzen, so beliefe sich die Heizkostenersparnis immer noch auf rund 550 bis 600 Euro.
Man spart also nur rund 100 Euro pro Jahr. Die Mehrkosten für eine Dreifachverglasung betragen jedoch für eine Fensterfläche von 50 m2 mehr als 1000 Euro. Die Amortisation liegt dann bei rund 10 Jahren. Bei der Frage Doppelverglasung oder Dreifachverglasung empfehlen wir in wirtschaftlicher Hinsicht daher eine Dreifachverglasung.
Die Preise für Fenster mit Doppelverglasung sind von mehreren Faktoren abhängig, darunter die Fensterform, die Fenstergröße und der Fenstertyp (in Abhängigkeit von der Öffnungsweise des Fensters). Daher ist es an dieser Stelle kaum möglich, konkrete Preise für doppelt verglaste Fenster zu nennen, ohne die Preisspanne unsinnig auszuweiten. Stattdessen lassen sich Beispiel-Preise bzw. gut vergleichbare Richt-Preise für unterschiedliche Arten einer Doppelverglasung ohne Rahmen nennen.
Glasart | Schichtendicke in mm | Ug-Wert | Bruttopreise pro m2 |
---|---|---|---|
Wärmeschutz-Isolierglas | 4/16/4 | 1,1 W/m2K | 56,11 € |
Wärmeschutz-Isolierglas | 4/16/4 | 1,0 W/m2K | 62,11 € |
Wärmeschutz-Isolierglas | 4/16/6 | 1,1 W/m2K | 66,64 € |
Wärmeschutz-Isolierglas | 6/16/6 | 1,1 W/m2K | 80,19 € |
Wärmeschutz-Isolierglas | 4/16/4 ESG | 1,1 W/m2K | 101,13 € |
Wärmeschutz-Isolierglas | 6VSG/16/4 | 1,0 W/m2K | 101,41 € |
Wärmeschutz-Isolierglas | VSG 6/16/4 | 1,1 W/m2K | 101,41 € |
Überkopfverglasung | 6 Float/16/8 VSG (0,76 mm PVB-Folie) | 1,1 W/m2K | 147,12 € |
Überkopfverglasung | 8 Float/16/8 VSG (0,76 mm PVB-Folie) | 1,1 W/m2K | 152,59 € |
Überkopfverglasung | 6 ESG/16/8 VSG (0,76 mm PVB-Folie) | 1,1 W/m2K | 183,52 € |
Überkopfverglasung | 8 ESG/16/8 VSG (0,76 mm PVB-Folie) | 1,1 W/m2K | 197,33 € |
Experten-Tipp: Auch, wenn Dreifachverglasungen aufgrund ihrer besseren Wärmedämmung immer beliebter werden und vor allem in Neubauten mittlerweile zum Baustandard gehören, bleibt die Doppelverglasung weiterhin eine beliebte Alternative und ist vor allem das Mittel der Wahl, wenn die Gebäudefassade nicht ausreichend gedämmt ist. Denn Fenster und Fassade müssen aufeinander abgestimmt sein. Die Doppelverglasung bietet einen hohen Mehrwert zum attraktiven Preis.