Letzte Aktualisierung: 08.04.2017

Auswahl von Schallschutzglas nach Lärmquellen

Was ist Schallschutzglas? Welche Faktoren beeinflussen die Schalldämmung einer Glasscheibe? Wie wähle ich das richtige Glas aus?

Um sich vor Lärm zu schützen, werden neben baulichen Maßnahmen auch Schallschutzfenster eingesetzt. Die Verglasung solcher Fenster ist ein Faktor, der zur Schalldämmung beiträgt. Schallschutzglas ist ein aus mehreren Schichten bestehendes Spezialglas. Seine Dämmwirkung wird in Rw gemessen. Mit Hilfe von Korrekturwerten wird seine Eignung hinsichtlich der Dämmung spezieller Frequenzbereiche ausgedrückt.

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Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung fühlt sich laut verschiedener Studien durch Lärm gestört. Für viele ist Lärmbelästigung sogar ein Umzugsgrund. Neben dem Lärm von Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln fühlen sich auch viele Bewohner indirekt oder direkt durch den Lärm der Nachbarn gestört. Wissenschaftlich ist belegt, dass Lärm nicht nur belästigt, sondern auch gesundheitlich belastet und zu chronischen Erkrankungen führen kann. Daher gibt es mittlerweile erhöhte Anforderungen an den baulichen Schallschutz.

Schalldämmungswirkung von Fenstern

Neben dem Außenmauerwerk und Wohnungstrennwänden sind moderne Schallschutzfenster ein wirksames Mittel gegen zu viel Lärm von außen. Sie können im Neubau als auch bei z. B. einer energetischen Sanierung auch als nachträgliches Mittel fungieren, um Lärm von außen wirksam reduzieren zu helfen.

Tabelle 1: Beispiele für Umweltlärmquellen in Dezibel (dB)
Lärmpegel Lärmquelle
10 db Bätterrascheln
30 dB Vogelgezwitscher
50 dB Geringer Straßenverkehr
70 db Staubsauger
90 db Schnellstraße
110 db Presslufthammer
130 db Rockkonzert
150 db Start eines Düsenjets
170 db Start einer Rakete

Die Schalldämmung eines Fensters wird von mehreren Faktoren bestimmt:

  • Fugendichtigkeit von Rahmen zu Mauerwerk
  • Dichtigkeit zwischen Flügel und Rahmen
  • Größe des Scheibenabstands
  • Dicke der Glasscheiben

Wesentlichen Einfluss auf den Schallschutz von Fenstern nehmen:

  • Dicke und Aufbau der Verglasung
  • Schalltechnische Qualität des Blend- und Flügelrahmens
  • Dichtung des Blendrahmens gegen den Flügelrahmen
  • Anschluss des Fensters an den Baukörper

Aus der Kombination vorgenannter Fensterbauteile ergibt sich die Schallschutzqualität eines Fensters. Nach VDI 2719 wird diese in sechs Schallschutzklassen eingeteilt.

Tabelle 2: Schallschutzklassen von Fenstern nach VDI 2719 [8]
Schallschutzklasse bewertetes Schalldämmmaß R´w nach DIN 52210 Teil 5 erforderliches bewertetes Schalldämmmaß Rw nach DIN 52210 Teil 2
1 25 bis 29 dB ≥ 27 dB
2 30 bis 34 dB ≥ 32 dB
3 35 bis 39 dB ≥ 37 dB
4 40 bis 44 dB ≥ 42 dB
5 45 bis 49 dB ≥ 47 dB
6 ≥ 50 dB ≥ 52 dB

Kritik: In der Praxis werden sehr häufig hochschalldämmende Fenster als Ersatz für einen baulichen Schallschutz eingesetzt. So wird der Lärm von außen stark gedämmt, während andere Lärmquellen bestehen bleiben. Dies schränkt den akustischen Kontakt zu der Umgebung über Gebühr ein.

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Eigenschaften und Aufbau von Schallschutzglas

Das Schallschutzglas ist nur ein Faktor, wie gut ein Fenster Schall dämmt. Es unterscheidet sich in wesentlichen Merkmalen von herkömmlichen Wärmedämmgläsern: Die Verglasung ist asymmetrisch aufgebaut, die Glasscheiben sind je nach Ausführung häufig unterschiedlich dick.

Schallschutzfolie

Besonders effektiv sind verklebte Glasscheiben, die mit hochwirksamen Schallschutzfolien verbunden werden. Dazu kommen speziell auf den Schallschutz hin optimierte Dichtungsebenen im ebenfalls schallreduzierenden Fensterrahmen. Diese schaffen es gemeinsam mit der Verglasung, den Schall erheblich zu reduzieren.

Die Leistungsfähigkeit des Schallschutzglases ist somit von mehreren Faktoren abhängig.

  • Glasmasse: Je schwerer die Glasscheibe, desto höher ist in der Regel der Schalldämmwert
  • Scheibensteifigkeit: Je elastischer die Glasscheibe, desto höher ist in der Regel der Schalldämmwert
  • Aufbau: Je asymmetrischer der Aufbau, desto geringer der Einfluss der Eigenfrequenz

Die Wirkungsweise dieser Faktoren auf die Leistungsfähigkeit des Schallschutzglases kann weitergehend beeinflusst werden. So machen Akustik-PVB-Folien (SI-Folien) als Zwischenschicht die Schalen biegeweicher. Dies führt zu weniger sogenannten Koinzidenzeinbrüchen.

Als Koinzidenzeinbruch wird die deutliche Verringerung der Schalldämmung einzelner Bauteile in einem bestimmten Frequenzbereich bezeichnet. Da diese Verringerung bei den verschieden dicken Scheiben auch bei verschiedenen Frequenzen liegt, wird eine erhebliche Verbesserung des Schallschutzes der kompletten Verglasungseinheit erreicht.

Schallschutzgas

Auch Gasfüllungen im Scheibenzwischenraum verstärken die Leistungsfähigkeit von Schallschutzglas. Jedoch haben gasgefüllte Scheiben speziell bei tiefen Frequenzen eine schlechtere Schalldämmung als luftgefüllte Scheiben mit gleichem Rw-Wert. Dies sollte bei Verkehrsgeräuschen mit hohem Anteil tiefer Frequenzen (z.B. Straßen mit starkem Lastwagenverkehr) berücksichtigt werden.

Zudem fördern Gasfüllungen mit Schwefelhexafluorid (SF6) in Schallschutz-Isolierglasscheiben den Treibhauseffekt. Denn SF6 gehört zu der Gruppe von klimawirksamen Gasen mit den höchsten Treibhauspotenzialen. Bereits eine Tonne (t) SF6 schädigt die Atmosphäre in einer Größenordnung, die vergleichsweise 24.000 t Kohlendioxid (CO2) entsprechen. Daher ist das Inverkehrbringen von mit SF6 gefülltem Schallschutzglas seit dem Jahr 2008 verboten.

Auswahl des richtigen Schallschutzglases

Nicht jeder Raum in Haus oder Wohnung benötigt den gleichen Schallschutz. Zwar gibt es keine feste Regel, aber normalerweise sollten die Räume, in denen man bevorzugt entspannt, am besten vor dem Umgebungslärm geschützt sein. Ruhe im Schlafzimmer ist immer eine gute Wahl, auch im Wohnzimmer möchte man vielleicht nach der Arbeit ungestört relaxen und das Arbeitszimmer ist ebenfalls ein Ort, an dem zu viel Lärm das Wohlbefinden und die Konzentrationsfähigkeit stört.

Die Küche hingegen oder das Bad müssen nicht unbedingt mit Schallschutzglas ausgeführt sein – eine kleine Geräuschkulisse ist hier meist zu verschmerzen. Da geöffnete Fenster allerdings grundsätzlich keinen Schallschutz bieten, sind für diese Anwendungen auch spezielle Fensterlüfter mit schalldämmenden Eigenschaften empfehlenswert.

Um das richtige Schallschutzglas auszuwählen, ist es wichtig, die Hauptlärmquelle vorab zu bestimmen. Denn diese setzt sich immer aus zahlreichen Frequenzbereichen zusammen. Daher ist es besonders wichtig, diejenigen Frequenzbereiche zu dämmen, die in Abhängigkeit des Standortes und des dort auftretenden Lärms lokalisiert werden.

Sind die Lärmquellen bekannt, so kann anhand der Schalldämmmaßes das richtige Schallschutzglas ausgesucht werden. Beim bewerteten Schalldämmmaß Rw in dB wird die akustische Wirkung auf spezifische Lärmeinwirkungen bzw. unterschiedliche Frequenzbereiche wie Wohn-, Straßen- oder Fluglärm nicht speziell berücksichtigt. Die Korrekturwerte C und Ctr (tr = Traffic) passen das bewertete Schalldämmmaß durch Korrektur an bestimmte Standardlärmsituationen an.

  • Der C-Wert liefert eine Zusatzinformation bezüglich der Eignung der Verglasung auf wenig tiefe Frequenzen, wie z.B. schneller Straßen- und Schienenverkehr, spielende Kinder usw.
  • Der Ctr-Wert kann für die Beurteilung von Störungen mit vielen Tiefton-Anteilen, wie z.B. Straßenlärm mit viel Schwerlastverkehr, langsamer Schienenverkehr, Flugzeuge in großer Entfernung oder Lärm von Discotheken verwendet werden.

Diese Werte werden dann als Rw [C;Ctr] dB dargestellt. Weist eine Verglasung z. B. einen Rw-Wert von Rw 42 [-2: -5] dB auf, so ergibt sich die Schalldämmung in Bezug auf Wohnlärm Rw = 42 - 2 = 40 dB. Die Schalldämmung in Bezug auf Fluglärm ist dann Rw = 42 - 5 = 37 dB.

Tabelle 3: Übliche Schalldämmwerte von Zwei- und Dreischeiben-Isolierglas
Rw (C; Ctr) Scheibe normal hochfrequent niederfrequent
34 (−2; −6) Dreischeiben-Isolierglas 34 dB 32 dB 28 dB
35 (−1; −5) Zweischeiben-Isolierglas 35 dB 34 dB 30 dB
35 (−2; −6) Dreischeiben-Isolierglas 35 dB 33 dB 29 dB
40 (−1; −5) Zweischeiben-Isolierglas 40 dB 39 dB 35 dB
43 (−2; −7) Dreischeiben-Isolierglas 43 dB 41 dB 36 dB
45 (−2; −6) Zweischeiben-Isolierglas 45 dB 43 dB 39 dB
50 (−2; −8) Zweischeiben-Isolierglas 50 dB 48 dB 42 dB
52 (−2; −6) Zweischeiben-Isolierglas 52 dB 50 dB 46 dB

Experten-Wissen: Da vor allem der Bereich unter 100 Hz von Nutzern und Bewohnern als sehr störend empfunden wird, kann das bewertete Schalldämmmaß nur bedingt als Maß für die Wirkung der Schalldämmung herangezogen werden. Die Spektrumanpassungswerte und nach DIN EN ISO 717-1 beheben dieses Manko nur zum Teil. Besser ist stets eine frequenzabhängige Betrachtung.

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