Letzte Aktualisierung: 29.07.2024

Sicherheitsglas schützt vor Verletzungen, Einbruch und Feuer

Was zeichnet Sicherheitsglas aus? Wie unterscheiden sich ESG und VSG? Wann wird Sicherheitsglas verwendet? Welche Widerstandsklassen gibt es?
  • Sicherheitsglas schützt nicht nur im Auto vor Verletzungen, sondern auch im Haushalt. Zudem leistet der Einsatz von Sicherheitsglas gerade in Haus- und Terrassentüren einen wirksamen Schutz vor Einbrechern.
  • Sicherheitsglas verhindert, dass Einbrecher die Verglasung durchbrechen und die Fenster oder Türen mit einem Griff nach innen öffnen können.
  • ESG (Einscheibensicherheitsglas) kommt als „Alarmglas“ zum Einsatz, das bei Beschädigung automatisch Alarm auslösen kann.
  • Bei VSG (Verbundsicherheitsglas) werden zwei oder mehr Glasscheiben mit einer sehr halt- und dehnbaren Folie miteinander verbunden, sodass das Glas besondere Widerstandsklassen von P1A bis P8B erfüllt.
  • Und auch beim Brandschutz und bei Dachfenstern wird Sicherheitsglas als Glaselement immer häufiger eingesetzt.

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Richtlinien und Normen zum Einsatz von Sicherheitsgläsern

Grundsätzlich sollte Sicherheitsglas immer dort eingebaut werden, wo ein Verletzungsschutz von Personen sinnvoll und notwendig ist. Dies gilt beispielsweise für Überkopfverglasung in Glasdächern, bei Glaswänden, Umwehrungen, Geländern oder bei Fahrstuhlverglasungen.

Zu den vielfältigen gesetzlichen Grundlagen für den Einsatz von Sicherheitsgläsern zählen u.a.

  • die jeweils geltende Landesbauordnung (LBO),
  • die Bauregelliste des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt),
  • Verordnungen und Richtlinien über Arbeitsstätten, Versammlungsstätten, Schulbau oder Krankenhausbau,
  • die Richtlinien für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen oder von absturzsichernden Verglasungen und
  • die Richtlinien der Gesetzlichen Unfallversicherung (GUV).

In Deutschland beschäftigt sich der Normenausschuss NA 005-09-25 AA im Rahmen der Überarbeitung der DIN 18008 Teile 1+2 mit verschärften Anforderungen an Sicherheitsglas. Die Überarbeitung der DIN 18008 Teile 1+2 hat unter anderem zum Ziel, die deutschen Standards von Sicherheitsglas auf das europäische Sicherheitsniveau anzuheben.

In dem neuen Entwurf des Teil 1 wird bei zugänglichen Verglasungen bis mindestens 0,80 Metern über Verkehrsfläche auf der zugänglichen Seite Glas mit sicherem Bruchverhalten gefordert. Diese Anforderungen setzen sich auch im Teil 2 der DIN 18008 fort. Hier muss weiterhin bei Überkopfverglasungen zum Schutz von Verkehrsflächen für Einfachverglasungen bzw. die untere Scheibe von Mehrscheiben-Isolierverglasungen nur Verbundsicherheitsglas, also VSG eingesetzt werden. Mit Einführung der neuen Teile 1+2 wird daher die Nachweiserleichterung für Vertikalverglasungen, die kleiner sind als 1,6 Quadratmeter, entfallen.

Infolge des EuGH-Urteils (Rs. C-100/13) würden aktuell die Regelungen der Musterliste der Technischen Baubestimmungen (MLTB) in die neue Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) überführt. Zudem ist angedacht, dass im zweiten Schritt auch die bisherige Nachweiserleichterung der MLTB, also die neue MVV TB, für Dachflächenfenster entfallen soll.

Glasart und Glaskonstruktion von Sicherheitsglas

Grundsätzlich lässt sich Sicherheitsglas entsprechend der verwendeten Glasart und Glaskonstruktion unterscheiden:

Floatglas

Floatglas ist die Glasart, die hauptsächlich als Sicherheitglas genutzt wird und wird je nach Glasdicke mit einem geringen Grünanteil in der Glaskantenansicht gefertigt. Mit Zunahme der Glasstärke erhöht sich bei der Herstellung der grünliche Farbton. Um diesen Grünanteil so gering wie möglich zu halten wird die Zusammensetzung bei der Glasherstellung geändert und es entsteht Weissglas mit einer sehr geringen Eigenfarbe. Im Gegensatz zum Weissglas kann die Glasmasse aber auch komplett eingefärbt werden und es entsteht eingefärbtes Floatglas als Parsolglas.

Einscheibensicherheitsglas

Einscheibensicherheitsglas (ESG) zerspringt bei entsprechender Krafteinwirkung in kleinste Bruchstücke ohne scharfe Kanten. Es schützt zum Beispiel als Seitenscheibe im Auto bei einem seitlichen Aufprall vor Schnittverletzungen im Gesicht. Für konstruktive Glasanwendungen, bei denen das Einscheibensicherheitsglas verschraubt beziehungsweise über entsprechende Bohrungen befestigt wird, kommt Einscheibensicherheitsglas wegen seiner erhöhten Biege-Zug-Festigkeit zum Einsatz. Beispiele dafür sind Glastüren oder Duschverglasungen.

Verbundsicherheitsglas

Verbundsicherheitsglas hält dank seiner mindestens zwei Glasscheiben, die mittels einer zähelastischen, widerstandsfähigen Spezial-Folie miteinander verbunden sind, auch größere Gewalt aus. Bei einer Beschädigung bleiben die Glassplitter an der Folie haften und die Scheibe behält eine hohe Resttragfähigkeit. Damit eignet sich Verbundsicherheitsglas perfekt zur Verhinderung von Abstürzen aus höheren Stockwerken. Balkontüren, Geländer, Umwehrungen, bodentiefe Fenster und Fenster mit Unterlicht stellen nur einige der Einsatzmöglichkeiten des Verbundsicherheitsglas dar. Dazu kommen die Lichtausschnitte von Innentüren.

Einscheiben- und Verbundsicherheitsglas schützen vor Einbruch

Im Bereich des Einbruchschutzes wird Einscheibensicherheitsglas passiv als Alarmglas eingesetzt. Wenn es zerbricht, wird eine aufgedruckte, stromleitende Schleife durchtrennt und dadurch der angeschlossenen Alarmanlage ein Glasbruch angezeigt.

Verbundsicherheitsglas hingegen verspricht im Rahmen des Einbruchschutzes zusätzliche aktive Sicherheit. Diese wird anhand von Sicherheitsklassen bemessen:

  • Die Klassen P1A bis P5A werden als "Durchwurf hemmend" bezeichnet,
  • während die stärkeren Klassen P6B bis P8B "Durchbruch hemmend" heißen.

Für einen wirksamen Einbruchschutz im Privatbereich sind die Sicherheitsklassen ab P5A die richtige Wahl.

Noch einen Schritt weiter gehen durchschusshemmende Sicherheitsgläser. Geregelt werden diese in der europäischen Norm EN 1063, die neun unterschiedlichen Beschussklassen für durchschusshemmende Verglasungen vorgibt. Die niedrigste Beschussklasse heißt BR1, die höchste BR7. Getestet wird u.a. im Beschussamt in Ulm mit Büchsen, Faustfeuerwaffen und Flinten.

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Sicherheitsglas als transparente Brandschutzelemente

In bestimmten Einsatzbereichen, zum Beispiel auf Fluchtwegen in öffentlichen Gebäuden, müssen Bauteile im Brandfall über einen gewissen Zeitraum der sich entwickelnden Hitze bzw. den Flammen standhalten können. Hierzu werden Brandschutzgläser aus Sicherheitsglas eingesetzt, die Lichteinfall und Brandschutz überall dort kombinieren, wo früher die Brandsicherheit nur durch undurchsichtige Türen, Wände und Dächer sicherzustellen war. Durch ihre Typenvielfalt und Kombinationsfähigkeit übernehmen sie bei Bedarf über ihre Brandschutzfunktion hinaus zahlreiche Zusatzfunktionen wie Sicherheit, Schallschutz, Sonnenschutz und Wärmedämmung als Isolierglas.

Hagel- und Unwetterschutz von Dachfenstern

Gewitter mit Hagel verursachen erhebliche Schäden an Bäumen, Autos und Gebäuden. Gerade Dachfenster sind aufgrund ihrer Position am Haus diesen Witterungsbedingungen in besonderem Maße ausgesetzt. Der Dachfenster-Spezialist VELUX hat daher eine widerstandsfähige Dachfensterverglasung aus Sicherheitsglas entwickelt. Für die Innenscheibe wird aus Sicherheitsgründen edelmetallbeschichtetes Floatglas oder Verbundsicherheitsglas verwendet, das besonders durchbruchhemmend ist. Für erhöhten Hagelschutz kommt bei der Außenscheibe ein gehärtetes Einscheiben-Sicherheitsglas zum Einsatz, das bei einem Hagelschlag in viele kleine Glasteile zerfällt.

Doch auch ältere Dachfenster mit Standard-Isolierverglasung können nachträglich hagelsicher gemacht werden: Einfach die vorhandenen Scheiben gegen eine zeitgemäße Sicherheitsscheibe austauschen lassen.

Preise für Sicherheitsglas pro Quadratmeter

Die Fensterpreise für Sicherheitsgläser unterscheiden sich je nach Glasart, Dicke und zusätzlichen Glaseigenschaften (z. B. matt oder klar) und werden in Quadratmeter (m2) angegeben.

Die Bruttopreise für Einscheibensicherheitsglas reichen von rund 70 Euro pro m2 für ein 4 mm dickes Glas bis zu 150 Euro pro m2 für eine 10 mm dicke Glasscheibe.

Die Preise für Verbundsicherheitsglas fangen bei etwa 60 Euro pro m2 für 6 mm an und enden bei etwa 130 Euro pro m2 für ein 10 mm dickes Sicherheitsglas. Der Preis für Verbundsicherheitsglas richtet sich aber auch noch nach weiteren Glaseigenschaften wie der Art und Größe der eingesetzten PVB- Folie und einer weiteren Glaskantenbearbeitung.

Daher ist es in jedem Fall empfehlenswert, mehrere Angebote von Glasereien und Fensteranbietern anzufordern und beim Kauf die vorgenannten Qualitätseigenschaften zu vergleichen.

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