Letzte Aktualisierung: 08.02.2018

Ratgeber zum Einbau verschiedener Fenstersturz-Varianten

Wie baut man einen Sturz ein? Welche Einbauvarianten unterscheidet man bei Fensterstürzen? Was ist beim Einbau eines Sturzes zu beachten?

Der Sturz, auch Verblendsturz genannt, erfüllt neben der optischen auch statische und dämmende Aufgaben. Gängige Stürze sind scheitrechte Bögen, Grenadierstürze mit Stahlprofil oder Fugenbewehrung sowie Fertigsteilstürze. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, was Sie wissen müssen, wenn sie die vorgenannten Stürze einbauen möchten. Wir gehen dabei auf die Vor- und Nachteile ein, die die unterschiedlichen Sturzformen mit sich bringen – und auf mögliche Probleme beim Einbau des Fenstersturzes. Schließlich zeigen wir Ihnen auch, wie man einen Sturz in eine gedämmte Mauer (Fassade) einbaut, wobei die Dämmung ein sogenanntes Wärmedämmverbundsystem ist.

Einbau eines scheitrechten Bogens

Der sogenannte scheitrechte (waagerechte) Bogen ist ein Sturz, der für den Norden Deutschlands typisch ist. Doch auch wenn er eine der Sturzformen ist, die sich beim Überdecken von Maueröffnungen in der modernen Verblendschale zweischaligen Mauerwerks bewährt haben, wird dieser Sturz nur noch selten eingebaut.

Ein Grund dafür ist sicher der große Aufwand, sowohl zeitlich als auch fachhandwerklich, den der Einbau des scheitrechten Bogens bereitet. Gleichwohl der scheitrechte Bogen eine waagerechte Untersicht hat, erhält er seine statische Stabilität aufgrund konstruktiver Prinzipien des klassischen Bogenbaus.

Expertenwissen: Die Stichhöhe ist prinzipiell das ausschlaggebende Maß dafür, wie tragfähig ein Bogen ist. Es gilt: Je kleiner die Stichhöhe ist, desto weniger Tragfähigkeit hat der Bogen. Wegen der Stichhöhe hängt der Sturz später nicht durch, wenn der Mörtel materialbedingt schwindet.

Beim scheitrechten Bogen beträgt die Stichhöhe ein Prozent der Öffnungsspannweite. Beim Sturzeinbauen im Verblendwerk muss beachtet werden, dass passgenau behauene Widerlagersteine stets derart angesetzt werden, dass der Bogenrücken in einer sogenannten Lagerfuge des angrenzenden Mauerbereichs ausläuft.

Die Schräge des Widerlagers, die nötig ist, damit der Bogen keilähnlich auf die Widerlage drückt, richten Sie nach dem Mittelpunkt des Bogens aus. Auch die Fugen zeigen zum Bogenmittelpunkt. Die Fugendicke sollte an der Laibung (auch Leibung geschrieben) wenigstens einen halben Zentimeter aufweisen, während sie am Bogenrücken höchstens zwei Zentimeter betragen sollte. Horizontale Lasten werden dank der Widerlagerschräge des Bogens aufgenommen und ins Mauerwerk verteilt.

Ein scheitrechter Bogen ist als Sturz für schmale Maueröffnungen geeignet, da er nur eine recht geringe Tragfähigkeit hat. Die Rede ist hier von Spannweiten bis zu 1,25 Metern. Über breiteren Maueröffnungen lässt sich ein schreitrechter Bogen nur einbauen, wenn er als bewehrtes Mauerwerk errichtet wird – oder kombiniert mit tragfähigen Stahlprofilen.

Einbau eines Grenadiersturzes

Gemauerte Verblendungen werden heute gerne als sogenannte Stürze aus Grenadierschichten, kurz: Grenadierstürze genannt, realisiert: Das heißt, dass man einen Sturz einbaut, der eine Art stehende Rollschicht bildet, deren Fugen parallel verlaufen - und weder Stich noch Widerlager aufweisen. Der Vorteil dieser Sturzform ist der: Es geht schnell, einen Grenadiersturz einzubauen.

Dazu reiht man die Mauersteine traditionsgemäß hochkant auf ein Holzgestell. Erst wenn der Mörtel in der Mauer hart und die über dem Sturz befindliche Mauer fertig sind, ist es an der Zeit, das provisorische Holzgestell wieder wegzunehmen. Die Lebensdauer der Grenadierstürze hängt vor allem von der Qualität des verwendeten Mörtels ab.

Wichtig: Da der Einbau von Grenadierschichten im Verblendmauerwerk nicht unter die Verbandsregeln für Mauerwerk fällt und sie demzufolge keine Überbindemaße entsprechend der Norm DIN 1053-1 [01] haben, sind sie nicht tragfähig. Außerdem gilt: Grenadierstürze darf man nur in Kombi mit Hilfskonstruktionen errichten.

Grenadiersturz mit Stahlwinkeln einbauen

Am einfachsten ist es, einen Grenadiersturz über einer Öffnung mit einer kleineren Spannweite von bis zu zwei Metern mit Edelstahlwinkeln zu sichern. Über deren Biegetragwirkung werden aufliegende Lasten (Auflasten) in die seitlichen Auflager weiter geleitet. Die Auflagertiefe muss wenigstens zehn Zentimeter betragen. Wer mit verzinkten Stahlwinkeln eine günstige Variante zur Überdeckung von Wandöffnungen realisiert, muss billigend in Kauf nehmen, dass die

  • erstens gemäß der oben genannten DIN-Norm nicht zulässig sind und wegen des Risikos von Korrosion einen schützenden Farbanstrich benötigen und
  • zweitens von außen zu sehen sind.

Grenadiersturz mit Fugenbewehrung einbauen

Alternativ zum Edelstahlwinkel ist eine Fugenbewehrung beim Grenadiersturz. Da der dabei verwendete Stahl die Zugspannungen im unteren Sturzbereich aufnimmt, lassen sich damit auch breite Maueröffnungen „überstürzen“, ohne dass man von außen etwas von der Sturzbewehrung sieht.

Einbauen lässt sich diese Sturzform

  • als Grenadierschicht oder
  • als sogenannter Läufersturz.

Von Vorteil ist dabei, dass keine Verankerung mit dem die Verblendung tragenden Hintermauerwerk erfolgen muss. Deshalb können Sie beim Sturzeinbauen oft auf die senkrechten Dehnungsfugen an den Sturzseiten zur Abtrennung vom angrenzenden Mauerwerk verzichten.

Ganz wichtig ist eine Möglichkeit zur Entwässerung der Verblendschale oberhalb des Sturzes, wie sie die DIN 1053-1 vorsieht. Demnach sind die Innenschalen zweischaligen Mauerwerks auch dort, wo Fenster- und Türstürze errichtet werden, vor Feuchtigkeit zu bewahren.

Dazu setzt man oberhalb des Sturzes Dichtungsbahnen ein. Sie werden an der tragenden Innenwand montiert und in der Hohlschicht mit einem gewissen Gefälle nach außen hin verlegt, um letztlich in die Lagerfuge der Verblendschale eingebettet zu werden. Diese Abdichtung hält allerdings nur dicht, wenn:

  • die Stoßfugen in der Verblendschale zur Ableitung des durch die Verblendschale eingedrungenen Regenwassers offen sind.
  • die Dichtungsbahn in der Hohlschicht mit einem Gefälle verlegt wurde.
  • die Mörtelschwelle in der offenen Stoßfuge der Verblendschale entfernt wurde.

Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass sich in der Praxis die die offenen Stoßfugen im Sturz bei Gebäuden in exponierter Lage eher als Schwachstelle einer Verblendschale herausstellen. Denn sie lassen Regenwassers ungehindert eindringen.

Je nachdem, wie stark und wie lange ein Schlagregen niedergeht und wie viel Wasser die Fugen aufzunehmen vermögen, kann Regenwasser auch in die Hohlschicht laufen. Es fließt dann an der Rückseite der Verblendschale ab (nach Erfahrung geht es hier um etwa ein bis fünf Prozent der außen auftreffenden Regenmenge).

Eher selten ist zu beobachten, dass das Regenwasser über offene Stoßfugen wieder austritt. Stattdessen wird es eher an der Rückseite der Verblendschale von den Mauersteinen und von dem aus den Lagerfugen herausragenden Mörtel wieder aufgenommen. Schlimmstenfalls fließt das eingedrungene Regenwasser via die Dichtungsbahn seitlich in die Hohlschicht ab.

Das Problem kann man umgehen, wenn man auf offene Stoßfugen verzichtet. Denn damit erhöht man die Schlagregensicherheit des Mauerwerks. Bauaufsichtlich zugelassene Abdichtungsfolie montiert man in diesem Fall an der tragenden Innenschale. Die armierte Vorderseite wird in der zweiten oder dritten Lagerfuge über der eingelegten Bewehrung befestigt.

Dabei müssen Sie sich nicht um eine reduzierte Wärmedämmwirkung der Dämmschicht infolge in die Hohlschicht vordringenden Regenwassers sorgen. Es beträgt höchstens einen Bruchteil der bei üblicher Bauweise dort eindringenden Wassermenge.

Einbau von Fertigteilstürzen

Dank sogenannter Fertigteilstürze, zum Beispiel Ziegelfertigstürze, die aus einem tragenden Stahlbetonkern und einer vorgesetzten Ziegelschale gefertigt sind, lassen sich große Maueröffnungen mit Stürzen versehen. Fertigteilstürze wurden vom Werk mit Montageösen für den Transport und eine schnelle Montage bestückt. Um einen Ziegelfertigteilsturz zu produzieren, nutzt man Riemchen in einer Matrize, die man exakt ausrichtet. Dann wird eine Edelstahlbewehrung eingelegt und das Ganze mit Beton ausgegossen. Die Ziegelriemchen haben rückseitig ein Profil, dank dessen sie sich mit dem Beton verzahnen. So entsteht ein langlebiger Verbund.

Mögliche Farbunterschiede im Fugenbereich vermeiden Sie, indem Sie den Fertigteilsturz innerhalb desselben Arbeitsgangs wie das übrige Mauerwerk verfugen. Damit Sie die Mindestüberdeckung mit Beton von zwei Zentimetern erreichen, setzen Sie die Bewehrung am besten auf Stelzen.

Der große Vorteil von Fertigteilstürzen: Sie werden mit einer an der Rückseite integrierten Wärmedämmung geliefert, die die Anforderungen des Wärmeschutzes für besonders effiziente Energiesparhäuser (zum Beispiel Passivhäuser) erfüllt. Somit stellen Fertigteilstürze eine optimale Lösungfür Wärmebrückenprobleme im Bereich des Fensteranschlusses dar.

Befestigung von Fertigteilstürzen

Man unterscheidet zwei Möglichketen zum Einbauen von Fertigteilstürzen:

  • Fertigteilstürze, die man beidseitig in der Ebene der Verblendschale auflagert (für Maueröffnungen bis vier Metern).
  • Für größere Öffnungen beziehungsweise höhere Belastungen nutzt man abgehängte Sturzbalken. Die hängt man mit Winkelkonsolen oder Hängezugankern aus rostfreiem Stahl als Endlos-Überdeckung an die tragende Hintermauerkonstruktion.

Wichtig: Ziegelfertigteilstürze nehmen eine Last von bis zu zwei Vollgeschossen (acht Metern) auf. Sie dienen dem Verblendmauerwerk somit als Zwischenabfangung. Damit keine Risse infolge Zwangspannungen in der Verblendschale entstehen, muss man sämtliche Fertigteilstürze, die mit dem Hintermauerwerk befestigt sind, mit einer bestimmten Anordnung vertikaler Dehnungsfugen vom angrenzenden Mauerwerk trennen.

Der Grund: Die Verformungseigenschaften beider Schalen eines zweischaligen Mauerwerks sind komplett verschieden. Die tragende Innenschale unterliegt je nach Mauerstein materialspezifischen Kriech- und Schwindverformungen. Die Verblendschale verformt thermohygrisch.

Sturzschutz bei WDVS: Ein sogenannter Sturzschutz über dem Fenster in einer Fassade, die mit Hilfe eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS) gedämmt wurde, verhindert bei vorgesetzten Fenstern als extra vertikaler Schutz, dass im Falle eines Brandes dieser auf die Dämmung übergeht. Alternativ dazu sind sogenannte Brandriegel in das WDVS einzubauen.

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