Letzte Aktualisierung: 31.08.2022

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Wasserstoff: Herstellung und wichtige Einsatzgebiete

Wasserstoff gilt als einer der vielversprechendsten Energieträger der Zukunft. Durch seinen Einsatz wird eine erhebliche Verringerung der Abhängigkeit von zunehmend knapper und teurer werdenden fossilen Energieressourcen, sowie eine Reduzierung von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen möglich.

  • Wasserstoff zeichnet sich gegenüber allen anderen Brennstoffen durch den höchsten Energieinhalt aus: bei der Verbrennung von nur 1 Kilogramm Wasserstoff zu Wasser wird dieselbe Energie frei wie bei der Verbrennung von 2,75 Kilogramm Benzin.
  • Wasserstoff kann aus einer Vielzahl von Energiequellen hergestellt werden und ist vergleichsweise gut speicherbar. Der Einsatz in der Brennstoffzelle ermöglicht die hocheffiziente und emissionsfreie Bereitstellung von Nutzenergie.
  • Noch 2020 wurden 98% des verwendeten Wasserstoffs auf Basis von fossilen Energieträgern produziert. Die am weitesten entwickelten Verfahren zur Erzeugung von Wasserstoff sind das Reformierungsverfahren und die Wasser-Elektrolyse.
  • Wasserstoff ist ein Energieträger oder Speichermedium, keineswegs jedoch handelt es sich bei Wasserstoff um eine Energiequelle. In diesem Zusammenhang kann man grundsätzlich nicht davon sprechen, dass Wasserstoff auf alle Fälle "grün" oder umweltfreundlich ist.
  • Grundsätzlich eignet sich Wasserstoff direkt als Energieträger, als Ausgangsstoff für treibhausgasneutrale Anwendungen, als Verbindung der Sektoren Wärme, Mobilität, Strom und Industrie („Sektorenkopplung“) sowie als Medium für Speicherung und Transport.
  • Insbesondere für den sehr stark von fossilem Öl abhängigen Bereich der kraftfahrzeuggestützten Mobilität (ÖPNV, Nutzfahrzeuge) wird Wasserstoff mittel- und langfristig als Alternativkraftstoff und sinnvolle Ergänzung zur E-Mobilität gesehen.
  • "Grüner" Wasserstoff kann einen gewichtigen Beitrag zur Defossilisierung energieintensiver Branchen z. B. der Stahlindustrie in Deutschland und Europa sowie zum Erreichen der Klimaschutzziele im Wärmesektor leisten.
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Die wichtigsten Herstellungsverfahren im Überblick

Wasserstoff ist ein Gas und auf der Erde fast ausschließlich in chemischen Verbindungen (Wasser, Säuren, Kohlenwasserstoffen, etc.) vorhanden. Wasserstoff wird gewonnen, indem man Wasser (H2O) in Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H2) aufspaltet. Allerdings braucht es viel Energie, um das Molekül H2 abzuspalten. Dazu setzt man Verfahren wie die Dampfreformierung, Kohle- und Biomassevergasung ein. Geschieht dies mit Hilfe elektrischen Stroms, spricht man von Elektrolyse.

Tabelle: Wasserstoff-Produktionsprozesse im Überblick
Energiequelle/ -träger Herstellungsverfahren
Erdgas Dampfreformierung
Kohle Kohlevergasung
Biomasse Biomassevergasung
Netzstrom Elektrolyse
Ökostrom Elektrolyse

Vergasung

Eine Möglichkeit, Wasserstoff zu erzeugen, besteht in der Vergasung und Vergärung von Biomasse. Bekannt sind etwa die Kohlevergasung oder auch die Vergasung von Holz. Geeignet sind aber auch viele andere Biomassearten wie etwa Gras und Stroh oder fester biologischer Abfall.

Allen Vergasungsverfahren zur Herstellung von Wasserstoff gemein ist, dass die Biomasse zunächst durch Wärmezufuhr in Koks, Kondensat und Gase zersetzt wird – dies ist die sogenannte Pyrolyse. Bei der Wasserdampfvergasung von Biomasse entsteht dann ein Gasgemisch aus Wasserstoff (~ 47%), Kohlenmonoxid (~ 15%) und Methan (~10%).

In einer zweiten Stufe, der Shift-Reaktion, wird das Kohlenmonoxid mit Wasserdampf zu Wasserstoff und Kohlendioxid umgesetzt. Anschließend wird das Gasgemisch in einer Druckwechselabsorptionsanlage in reinen Wasserstoff und Restgas getrennt.

Reformierung

Aktuell wird Wasserstoff vorwiegend mittels Erdgasreformierung hergestellt. Dabei werden zunächst Kohlenwasserstoffe durch eine Reaktion mit Wasserdampf in eine Mischung aus Methan, Wasserstoff, Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid umgewandelt.

In einem weiteren Schritt wird im Reformer das Methan bei Temperaturen bis zu 900 °C und unter Druck mit Wasser zu Kohlenstoffmonoxid und Wasserstoff umgesetzt. Das Kohlenstoffmonoxid lässt sich anschließend durch eine Wassergas-Shift-Reaktion zu Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff umwandeln.

Die Erdgasreformierung gilt als das wirtschaftlichste Verfahren zur Wasserstoffproduktion, emittiert jedoch auch sehr viel CO2.

Rouge H2 Engineering und die TU Graz haben im Sommer 2021 eine 10 kW Demonstrationsanlage errichtet, die etwa ein Prozent des Biogasstroms - etwa 30 Liter pro Minute – mit Wasserdampf vermischt. Das Gemisch strömt dann in den Reaktor der Anlage, wo das Biogas reformiert und Synthesegas hergestellt wird.

Dieses Synthesegas reduziert in weiterer Folge Eisenoxid zu Eisen. Dann kommt Wasserdampf in den Reaktor, der das Eisen wieder zu Eisenoxid reoxidiert. Dabei wird Wasserstoff mit einem Reinheitsgrad von 99,998 Prozent frei. Mit diesem Eisen-Wasserdampf-Prozess wird ein Wirkungsgrad von 75 Prozent erreicht. 

Die sogenannte „Chemical-Looping Hydrogen-Methode“ kann nach Angaben der Entwickler zur hochreinen Wasserstoff-Produktion aus realem Biogas in industriellem Maßstab eingesetzt werden.

Elektrolyse

Wird Wasser mit Hilfe von Strom aus z. B. erneuerbarer Energie in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten, so spricht man von der Elektrolyse. Zu den wichtigsten Verfahren zählen die

  • Alkalische Elektrolyse (AEL)
  • Proton-Exchange-Membran - Elektrolyse (PEM)
  • Solid-Oxid – Elektrolyse (SOEC)

Die alkalische Elektrolyse ist eine der etabliertesten Techniken zur Herstellung von Wasserstoff. Dabei Metallelektroden in eine alkalische wässrige Lösung eingetaucht. Die Halbzellen, in denen die Elektroden hängen, werden durch eine permeable Membran getrennt. Durch das Anlegen einer Stromspannung entsteht dann an der Anode Sauerstoff und an der Kathode Wasserstoff.

Das AEL-Verfahren ist technisch recht einfach, kostengünstig und besitzt einen hohen Wirkungsgrad. Zudem werden für das Elektrodenmaterial keine seltenen Edelmetalle benötigt. Allerdings reagiert die AEL träge auf ein volatiles Stromangebot mit vergleichsweise geringem Teillastbereich.

Die PEM-Elektrolyse (PEM steht dabei für Proton-Exchange-Membran) arbeitet im Gegensatz zur alkalischen Elektrolyse in einem sauren Milieu. Dies bedingt bereits den Einsatz von Edelmetall-Elektroden, um Korrosion zu vermeiden. Die Trennung der beiden Halbzellen erfolgt bei der PEM-Elektrolyse durch eine gasdichte Membran.

Vorteilhaft ist, dass die PEM-Elektrolyse schnell auf schwankende Strommengen reagieren kann. Zudem ist ein Teillastbetrieb über die gesamte Bandbreite möglich. Die Herstellung von Wasserstoff ist jedoch technisch komplexer und auch teurer.

Die SOEC-Elektrolyse steht hingegen erst am Beginn eines industriellen Einsatzes. Der Vorteil der SOEC-Elektrolyse liegt darin, dass ein Teil der benötigten Energie zur Spaltung des Wassers aus Wärme bereitgestellt werden kann. Dies eröffnet die Möglichkeit Wärmeanwendungen zu koppeln und den Strombedarf zu reduzieren. Für die Trennung der Halbzellen wird ein festes Oxid eingesetzt, durch das Sauerstoff Ionen diffundieren können.

Tabelle: Prognostizierte Entwicklung des Wirkungsgrades der wichtigsten Elektrolyse-Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff (Quelle: Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V.)
Wirkungsgrad* Alkalielektrolyse PEM-Elektrolyse Solid-Oxid-Elektrolyse
2020 65% 63% 81%
2030 68% 63% 83%
2050 69% 68% 83%

*Smolinka, Tom et al.: IndWEDe - Industrialisierung der Wasserelektrolyse in Deutschland: Chancen und Herausforderungen für nachhaltigen Wasserstoff für Verkehr, Strom und Wärme. Berlin: Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH), 2018.

Photosynthetisch hergestellter Wasserstoff

Wasserstoff muss nicht zwangsläufig per Elektrolyse aus Strom gewonnen werden. Auch in natürlichen Prozessen entsteht Wasserstoff. Grundlage bildet die Photosynthese, die Sonnenenergie in Kohlenstoffverbindungen wie zum Beispiel Zucker speichert. Wenn diese Kohlenstoffverbindungen genutzt werden, entsteht jedoch CO2. Koppelt man jedoch ein Enzym an die Photosynthese, so kann ein Bakterium Wasserstoff produzieren ohne ihn selbst zu verbrauchen. Schon lange experimentiert die Forschung mit Hilfe der Hydrogenase, Wasserstoff zu produzieren.

Forschern an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ist es gelungen, ein bestimmtes Enzym der lebendigen Cyanobakterien, eine sogenannte Hydrogenase (von ‚hydrogen’, Englisch: Wasserstoff) so an die Photosynthese zu koppeln, dass das Bakterium über lange Zeiträume solaren Wasserstoff produziert und nicht wieder verbraucht.

In diesem Prozess durchlaufen Elektronen sogenannte Photosysteme, in denen sie in einer Kaskade von Reaktionen schließlich den universellen Energieträger Adenosintriphosphat (ATP) und sogenannte Reduktionsäquivalente (NADPH) hervorbringen. ATP und NADPH werden anschließend benötigt, um CO2 zu fixieren und Zucker zu produzieren. Die für die Wasserstoffproduktion benötigten Elektronen sind also normalerweise Teil von Stoffwechselprozessen, die den Cyanobakterien gespeicherte Energie in Form von Zucker zur Verfügung stellen. Das Kieler Forschungsteam hat einen Ansatz entwickelt, um diese Elektronen umzuleiten und den Stoffwechsel der lebendigen Organismen primär zur Herstellung von Wasserstoff anzuregen.

Schon lange experimentiert die Forschung mit Algenreaktoren, mit Hilfe der Hydrogenase Wasserstoff zu produzieren. Eine Bochumer Arbeitsgruppe um Prof. Happe hat dazu mit Kollegen der Universität Münster den grünalgenspezifischen Prozess der Wasserstoffbildung durch Kombination der Hydrogenase mit ausgewählten Proteinen der Photosynthesekette im Reagenzglas nachgebildet. Sie isolierten dafür getrennt voneinander die für die Lichtaufnahme erforderlichen Photosynthesekomplexe, das als Elektronenvermittler dienende Ferredoxin PetF und die wasserstoffproduzierende [FeFe]-Hydrogenase HydA1, die sie dann unter Belichtung vereinten.

Die Wasserstoffbildung durch die natürlichen Komponenten im Reagenzglas zeigte sich dabei erstaunlich effektiv im Vergleich mit anderen Ansätzen wie der US-amerikanischer Forscher aus Tennessee. Diese berichteten von der Etablierung eines semiartifiziellen Systems zur lichtgetriebenen Wasserstoffproduktion mit flächig aufgelagerten Photosynthesekomplexen und Platin-Nanopartikeln, welche die Katalysatorfunktion einer Hydrogenase ersetzen.

Ihren Angaben zufolge liegt die Ausbeute, die mit einer großtechnischen Anlage unter optimalen Bedingungen gewonnen werden könnte, um eine Größenordnung über der Kraftstoffausbeute, die heute mit landwirtschaftlichen Mitteln in der Produktion von Biodiesel oder Bioethanol erzielt werden kann. "Die in dieser Studie erreichte Wasserstoffbildungsrate von hochgerechnet drei Litern pro Gramm Chlorophyll und Tag wird vom natürlichen System der Grünalgen bereits im Reagenzglas um das sechsfache übertroffen", entgegnet Prof. Happe.

Solarenergiegetriebene Wasserstoff-Herstellung

Die Photosynthese der Pflanzen ist ein biokatalytischer Prozess, bei dem die Wasserspaltung von zentraler Bedeutung ist, damit die Pflanze Sauerstoff produzieren kann, und die Aufklärung der Wasser-Oxidation und -Reduktion in der Pflanze ist für viele Forscher in unterschiedlichen Disziplinen der molekularen Wissenschaften von zentralem Interesse. Im Exzellenzcluster "Unifying Concepts in Catalysis" (UniCat) in Berlin befasst man sich u.a. auch mit der bioinspirierten Katalyse der Sauerstoff- und Wasserstoffbildung über einen nicht-biologischen Ansatz mit neuen anorganischen Materialien, also mit der künstlichen Solarenergie-getriebenen Wasserspaltung.

Dasselbe Ziel, die Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff nachhaltig mit sichtbarem Licht zu betreiben, verfolgt eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Licheng Sun vom Department für Chemie am Royal Institute of Technology im schwedischen Stockholm. Inspiriert von der Struktur und Funktionsweise des Sauerstoff-bildenden Komplexes im Photosystem II der Pflanzen, synthetisieren die Wissenschaftler Ruthenium-Komplexe (zB ähnlich der Grätzel-Zelle) der unterschiedlichsten Art, von denen sich einige als sehr effiziente Katalysatoren für die Wasseroxidation sowohl mit Licht als auch mit chemischen Oxidationsmitteln herausstellten.

Auch am Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) in Rostock befasst man sich mit den beiden Halbreaktionen Wasseroxidation und Wasserreduktion. Dafür setzt man im Forschungsbereich von Beller Opferreagenzien (Stoffe, die irreversibel reagieren) als Elektronendonatoren oder Elektronenakzeptoren ein.

Das Farbenspiel: Von Schwarz bis weiß

Je nach seinem Ursprung trägt Wasserstoff unterschiedliche Namen. Obwohl Wasserstoff stets ein farbloses Gas ist, geben Farben in der Bezeichnung Auskunft über die Art der Produktion und seine Klimafreundlichkeit.

Grüner Wasserstoff

Für die Herstellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse kann Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne verwendet werden. Dann spricht man von „grünem“ Wasserstoff. Das Verfahren wird auch als Power-to-Gas bezeichnet – es ist eine der Power-to-X-Technologien (PtX-Technologien), bei denen Strom genutzt wird, um zum Beispiel Gase (Power-to-Gas), Wärme (Power-to-Heat) oder flüssige Energieträger (Power-to-Liquid) herzustellen.

Blauer Wasserstoff

Blauer Wasserstoff ist grauer Wasserstoff, dessen CO2 bei der Entstehung jedoch abgeschieden und gespeichert wird (engl. Carbon Capture and Storage, CCS). Das bei der Wasserstoffproduktion erzeugte CO2 gelangt so nicht in die Atmosphäre und die Wasserstoffproduktion kann bilanziell als CO2-neutral betrachtet werden. Der durch CO2-Abscheidung und -Speicherung produzierte blaue Wasserstoff wird daher auch als zusätzliche Energieträger-Option für eine Übergangszeit angesehen.

Laut der Greenpeace-Studie "Grün oder Blau? Wege in die Wasserstoff-Wirtschaft 2020 bis 2040" ist „blauer Wasserstoff“ jedoch ein Irrweg, auf dem Deutschland seine Klimaziele klar verfehlen würde. Selbst bei optimistischen Annahmen entstünden bei Blauem Wasserstoff auch 2040 noch mindestens 60 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (kWh), wahrscheinlich sogar mehr als 200 g/kWh. Hinzu kämen die deutlich höheren Kosten durch CCS.

Grauer Wasserstoff

Grauer Wasserstoff wird durch die Dampfreformierung von Kohle oder Erdgas gewonnen. Grauer Wasserstoff ist damit nicht CO2-neutral: Bei der Herstellung fällt in jedem Fall CO2 an, da er aus fossilen Energiequellen gewonnen wird.

Grauer Wasserstoff fällt in diesem Zusammenhang häufig auch in der Industrie an, zum Beispiel im Chemiepark Leuna, bei der Chlor-Alkali-Elektrolyse als Nebenprodukt an. Dabei entsteht so viel Wasserstoff, dass damit ein Großteil der deutschen Busflotte damit betrieben werden könnte.

Türkiser Wasserstoff

Türkiser Wasserstoff wird per Methanpyrolyse (Methane Splitting) aus Erdgas hergestellt. Das Verfahren befindet sich noch in der Pilotphase. Dabei wird Erdgas thermisch in einem Hochtemperaturreaktor in seine Bestandteile Wasserstoff und Kohlenstoff zerlegt.

Das Verfahren ist weniger energieeffizient als die Dampfreforming mit Erdgas (Steam Methane Reforming - kurz SMR), dafür wird beim Produktionsprozess kein CO2 freigesetzt. Der Kohlenstoff fällt in fester Form an und lässt sich weiter nutzen (wobei dann je nach Einsatz später CO2 frei werden kann). Wie bei allen erdgasbasierten Verfahren treten auch hier in der Erdgas-Lieferkette erhebliche CO2- und Methanemissionen auf.

Weißer Wasserstoff

Als weißen Wasserstoff bezeichnet man den natürlich in geologischen Formationen vorkommenden Wasserstoff. Es sind Vorkommen mit teilweise hohen Wasserstoffkonzentrationen als freies Gas, als Einschlüsse in Felsformationen sowie als gelöstes Gas im Grundwasser bekannt. Die grundsätzliche technische und wirtschaftliche Nutzbarkeit dieser Vorkommen sowie die letztlich verfügbaren Mengen sind aber nach wie vor Gegenstand von Forschungsprojekten und Bohrversuchen.

Pinker Wasserstoff

Pinker Wasserstoff wird durch Elektrolyse mittels Atomstrom gewonnen. Hinsichtlich der geringen Anzahl an neuen Kraftwerken und deren Stromgestehungskosten ist dieses Potenzial aber sehr gering und in Hinblick auf Sicherheits- und Abfallfragen als nicht nachhaltig einzuordnen.

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Transport von Wasserstoff

Import von Wasserstoff

Für den effizienten Wasserstoff-Import stehen unterschiedliche Trägersubstanzen zur Verfügung. Die Trägermaterialien mit dem größten Potenzial sind neben

  • Ammoniak auch
  • Methanol,
  • flüssige organische Wasserstoffträger – die sogenannten LOHC – oder
  • flüssiger Wasserstoff, LH2 (Abkürzung von englisch "liquid hydrogen" oder Liquid H2).

Für den Transport über weite Strecken wird der Seeweg die einzige Option bleiben – das gilt beispielsweise für Herstellerländer mit Exportüberschuss wie Kanada, Chile, Australien oder auch Saudi-Arabien.

Für kürzere Strecken kommen für den Transport Landwege oder Pipelines in Betracht: Dänemark, das Wasserstoff hauptsächlich aus Windenergie und Elektrolyse erzeugen wird, sieht den Transport des Wasserstoffs via Pipeline als beste Alternative; ebenso Norwegen.

Verteilung von Wasserstoff in Deutschland

Nach der Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff per z. B. Elektrolyse kann man den Wasserstoff (H2) dann mit CO2in Methan (CH4) umwandeln (siehe auch "Power-to-Gas (PtG)-Verfahren"). Das in dieser Methanisierung gewonnene Methan ist nahezu erdgasgleich und lässt sich problemlos in die bestehenden Erdgasnetze einspeisen.

Klassische, chemisch-physikalische Methanisierungs-Verfahren sind aufgrund der erforderlichen hohen Drücke und Temperaturen vergleichsweise teuer. Um die Fluktuation von erneuerbaren Energien wie Windkraft oder Photovoltaik auszugleichen, erscheint die biologische Methanisierung als geeignete Alternative. Dabei wandeln Einzeller, sog. Archaeen, H2 und CO2 bei Umgebungsbedingungen in CH4 umgewandelt. Eine biologische Methanisierung des Wasserstoffs findet in sogenannten Rieselbettreaktoren statt.

Für Anwendungen, die kein Gasgemisch vertragen, muss der Wasserstoff wieder entfernt werden. Das betrifft insbesondere gasqualitäts-sensitive Industriekunden. Dazu werden Membranen eingesetzt, um Wasserstoff aus Erdgas-Wasserstoff-Gemischen abzutrennen. Die technische Möglichkeit der Abtrennung entscheidet über die Frage, ob Wasserstoff und Erdgas dank Membrantechnik künftig als Gemisch transportiert werden und damit gleichermaßen für reine Wasserstoff- und Methananwendungen die benötigten Gasmengen bereitstellen können oder separate Wasserstoff- und Mischgasinfrastrukturen geplant werden müssen.

Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff

Wasserstoff wird heute vor allem in der chemischen Industrie,

  • zum Beispiel zur Herstellung von Stickstoffdünger,
  • in Erdölraffinerien zur Raffinierung von Mineralöl oder bei der
  • Herstellung von synthetischen Kraftstoffen verwendet.

Künftig soll er aber noch in viel mehr Bereichen wie z. B. zum Heizen mit Brennstoffzellen-Heizungen verstärkt eingesetzt werden:

  • Im Verkehrssektor, insbesondere im Fern- und Schwerlastverkehr, in der Schiff- und Luftfahrt (Stichwort „mobile Brennstoffzelle“).
  • Als Grundstoff für weitere gasförmige und flüssige synthetische Energieträger und Grundchemikalien (unter anderem im Raffinerie- und Chemiebereich)
  • Für emissionsarme Fertigungsprozesse in der Industrie (Stahl, Metallverarbeitung).
  • In der Zement-, Glas- und Keramikherstellung in Kombination mit Kohlenstoffquellen (Carbon Capture and Usage CCU).

Wasserstoff in der Stahlindustrie

Noch 2020 war das stahlproduzierende Gewerbe mit 22 Prozent der größte industrielle CO2-Emittent in Europa. Um gemäß des Pariser Klimaabkommens bis 2050 klimaneutral zu werden, müssen die Unternehmen ihre Produktion in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf eine neue, großflächig einsetzbare und vor allem klimaneutrale Technologie umstellen.

Der CO2-Ausstoß könnte durch eine Kombination von CO2-Speicherung und teilweisem Einsatz von Biomasse im Hochofen zwar reduziert, allerdings nicht auf null gesenkt werden. Andere Optionen wie die Plasma-Direktstahlerzeugung oder die elektrolytische Reduktionsverfahren befinden sich in einem sehr frühen Entwicklungsstand.

Wasserstoffbasierte Direktreduktion ist nach Ansicht von Branchenexperten am weitesten entwickelt und - sobald es denn genügend grüne Energie gibt - für das Klima am sinnvollsten. Bei der Direktreduktion wird Eisenerz anstatt mit Koks mit Hilfe von Erdgas oder Wasserstoff zu Eisen reduziert, das hier als sogenannter Eisenschwamm anfällt. Je höher dabei der Wasserstoffanteil ist, desto weniger CO2-intensiv ist der Vorgang. Vor einer Weiterverarbeitung muss der anfallende Eisenschwamm in Elektrolichtbogenöfen noch einmal aufgeschmolzen werden. Die Einführung der Direktreduktion läuft auf einen Austausch der bestehenden koksbasierten Hochöfen hinaus.

Der Gesamtenergiebedarf für eine klimaneutrale Stahlproduktion beläuft sich auf circa 120 Terrawattstunden (TWh) pro Jahr. Zum Vergleich: Momentan ist die weltweit größte Anlage zur Wasserstoff-Elektrolyse in Hamburg geplant. Sie kann bei einer optimalen Laufleistung nicht ganz 1 TWh pro Jahr erzeugen.

Wasserstoff im Verkehrsbereich

Im Verkehrsbereich können Wasserstoff und seine höheren, nachhaltigen Syntheseprodukte eingesetzt werden, um Brennstoffzellen zu betreiben oder zeitlich begrenzt als ergänzende Maßnahme zum notwendigen Antriebswechsel im Bestand von Verbrennungsmotoren fossile Kraftstoffe zu verdrängen.

Der Einsatz von Wasserstoff im Verkehrsbereich kann in vielen Anwendungen helfen, Klimaschutzziele zu erreichen und auch neue Wertschöpfungspotentiale zu erschließen.

In folgenden Bereichen wird der Einsatz von Wasserstoff als relevantes Substitut für fossile Treibstoffe angesehen:

  • Flugverkehr
  • (nicht-elektrifizierte) Schienenstrecken
  • Schifffahrt
  • ÖPNV & Logistik

Bei den schweren Nutzfahrzeugen sowohl auf der Straße als auch der Schiene kommt der schnellen Verfügbarkeit von marktfähigen Brennstoffzellenantrieben eine wichtige Rolle zu. Durch die Mitverarbeitung von erneuerbarem Wasserstoff in den Raffinerien bei der Kraftstoffproduktion können zusätzlich Emissionen gemindert werden.

Wasserstoff im Gebäudebereich

Auch im Gebäudebereich bietet der direkte Einsatz von Wasserstoff und ggf. auch von erneuerbaren synthetischen Brennstoffen insbesondere für Quartierskonzepte zusätzliche CO2-Minderungspotentiale, etwa

  • durch den Einsatz von Wasserstoff als Energiespeicher,
  • in Brennstoffzellenheizungen,
  • durch die Beimischung im Gasnetz und
  • durch die Nutzung der Abwärme von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen.

Systemseitig kann Wasserstoff neben weiteren Speichern zudem als Langzeitspeicher die Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien ganzjährig sichern.

In der Studie "Wasserstoff im zukünftigen Energiesystem: Fokus Gebäudewärme" hat das Fraunhofer IEE untersucht, ob zukünftig Wasserstoff oder Wärmepumpen zur Gebäudewärmeversorgung eingesetzt werden sollten. Das Ergebnis ist eindeutig: Wasserstoff sollte nur dort zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden, wo es keine wirtschaftlichen Alternativen gibt. Denn die benötigte erneuerbare Energiemenge zur Bereitstellung von Niedertemperaturwärme mit Wasserstoff ist um 500 bis 600 % höher gegenüber der Wärmepumpe.

Zum gleichen Schluss kommt das im Februar 2021 veröffentlichte Paper der London Energy Transformation Initiative (LETI) "Hydrogen: A decarbonisation route for heat in buildings?". Die LETI vergleicht dabei das Heizen mit unterschiedlichen Wasserstofftypen mit dem Heizen mit Wärmepumpenstrom aus unterschiedlichen Energiequellen bzw. -trägern. Auch die LETI stellt deutlich heraus, dass aufgrund der Wasserstoffumwandlung und -lieferung die Verbrennung zu Heizzwecken letztlich nur etwa zwischen einem Drittel und einem Sechstel so effizient ist wie Wärmepumpenheizungen.

Tabelle: Was ist effizienter? Das Heizen mit Wasserstoff oder Wärmepumpen? (Quelle: "Hydrogen: A decarbonisation route for heat in buildings?" London Energy Transformation Initiative (LETI) 02.2021)
Heizungsarten Effizienz
Heizen mit grünem Wasserstoff 46%
Heizen mit blauem Wasserstoff 58%
Wärmepumpen mit Strom aus Erdgas 173%
Wärmepumpen mit Ökostrom 270%

Kosten & Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff

Wann und in welchen Bereichen Wasserstoff, insbesondere Grüner Wasserstoff, aus Kostensicht wettbewerbsfähig einsetzbar ist, wird häufig anhand des Preises pro Kilogramm definiert. Verschiedene Studien gehen davon aus, dass ab unter 2 Euro pro Kilo die Grenze zur Wirtschaftlichkeit erreicht wird.

Aurora Energy Research hat in einer im Februar 2022 veröffentlichten Kurzstudie die Kosten für die Herstellung von Wasserstoff aus Elektrolyseuren über vier verschiedene Geschäftsmodelle für acht europäische Länder analysiert. Zentrales Ergebnis: Grüner Wasserstoff kann im Jahr 2030 in einigen Ländern Europas für rund 3 Euro pro Kilo produziert werden und erreicht damit Kostenparität mit blauem Wasserstoff, der aus Erdgas mit Speicherung des dabei freigesetzten Kohlendioxids hergestellt wird.

  • Bis 2025 dürften laut Aurora Energy Research die durchschnittlichen Kosten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff mittels Kombination von Erneuerbarer Stromerzeugungsanlage und Elektrolyseur (Co-Lokation) auf rund 5 Euro pro Kilo sinken.
  • Angesichts der derzeitigen deutschen Klimapolitik (THG-Quote, CCfDs) ist zu erwarten, dass industrielle Abnehmer bis 2030 bereit sind, für grünen Wasserstoff mehr als 5 Euro pro Kilo zu zahlen.
  • Bei Wasserstoffpreisen von über 5 Euro pro Kilo sind Onshore-Windkraftprojekte rentabler, wenn sie mit einem Elektrolyseur kombiniert werden, statt den Strom rein zu Marktpreisen zu verkaufen. Bei Solaranlagen ist der Rentabilitätsvorteil von Co-Lokation geringer.
  • Die maximale Projekt-Rentabilität wird erreicht, wenn Windkraft- und Solaranlagen gemeinsam mit einem Elektrolyseur kombiniert werden; wenn zudem der Elektrolyseur im Vergleich zur Leistung der Erneuerbaren-Anlagen eher klein dimensioniert wird (z.B. 50MW Wind+50MW Photovoltaik mit 20MW Elektrolyseur), können die niedrigsten Wasserstoffgestehungskosten erreicht werden.
  • Werden Elektrolyseure statt in Co-Lokation mit Strom aus Grünstromlieferverträgen (PPAs) betrieben, liegen nach Einschätzung von Aurora die Wasserstofferzeugungskosten im Jahr 2025 ebenfalls bei rund 5 Euro pro Kilo.

Dennoch liegen die Wasserstoff-Kosten 2022 noch deutlich über den 2 Euro, die viele frühere Studien prognostizierten und die entscheidend sind in Bezug auf die Konkurrenzfähigkeit mit grauem Wasserstoff, bei dessen Herstellung aus fossilen Rohstoffen das Kohlendioxid nicht aufgefangen wird.

Ein Vergleich verschiedener Geschäftsmodelle zeigt, dass die optimale Lösung von Land zu Land und sogar von Region zu Region unterschiedlich ist. Die kostengünstigste Produktion von grünem Wasserstoff in Europa wird in Ländern wie

  • Norwegen,
  • Spanien und
  • Großbritannien

erreicht, indem ein Elektrolyseur direkt vor Ort an Windkraft- und Photovoltaikanlagen gekoppelt wird. Das ideale Geschäftsmodell besteht darin, durch flexible Anpassung an die jeweilige Wind- und Solarstromerzeugung die Auslastung zu optimieren.

Deutschland gehört unter den betrachteten Ländern zu denen mit den höchsten Wasserstoffproduktionskosten. Am günstigsten sind hierzulande netzgekoppelte Elektrolyseure, die flexibel betrieben werden und so ihre Produktion optimieren, um Zeiten hoher Stromkosten zu vermeiden und die Betriebskosten zu senken. Durch hohe Anschluss- und Netzgebühren erreicht dieser Wasserstoff in Deutschland erst Mitte der 2030er Jahre die Kostenparität mit blauem Wasserstoff.

Um 2 Euro pro Kilo Wasserstoff in Europa zu erreichen, bräuchte es laut Aurora Energy Research bei einer Elektrolyseur-Auslastung von 50 Prozent durchschnittliche Stromkosten von 10 Euro pro Megawattstunde bzw. 1 Cents pro Kilowattstunde.

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Weitere Informationen über Energieträger

Häufige Fragen (FAQ)

Wie heißt das chemische Element von Wasserstoff?

Wasserstoff ist ein chemisches Element mit dem Symbol H (für lateinisch Hydrogenium "Wasserbildner") und der Ordnungszahl 1. In Kombination mit Sauerstoff-Atomen als Wasser ergibt sich das chemische Element H2O, in Biomasse oder Kohlenwasserstoffen wie Erdöl oder Erdgas wird das Element mit H2 abgekürzt.

Warum wird Wasserstoff als Ammoniak transportiert?

Ammoniak ist eine der wichtigsten kohlenstofffreien synthetischen Trägersubstanzen zum Transport von Wasserstoff. Es wird aus grünem Wasserstoff und Stickstoff hergestellt und kann aufgrund seiner höheren Energiedichte verflüssigt und drucklos in Kryotanks in der Regel per Schiff transportiert und gespeichert werden. Mittels Ammoniak-Cracker kann dann der Wasserstoff wieder extrahiert werden.

Was kostet grüner Wasserstoff?

Die International Renewable Energy Agency (Irena) beziffert die sogenannte Levelized Cost of Hydrogen (LCOH) für per Solarstrom hergestellten grünen Wasserstoff auf knapp 6 Euro/kg. Wird Windenergie genutzt, reduzieren sich die durchschnittlichen Kosten auf etwas über 4 Euro. Bis 2025 dürften laut Aurora Energy Research die durchschnittlichen Kosten für die Erzeugung von grünem Wasserstoff mittels Kombination von Erneuerbarer Stromerzeugungsanlage und Elektrolyseur (Co-Lokation) auf rund 5 Euro pro Kilo sinken.

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