Bioenergie ist eine wichtige Energiequelle im Zuge der Energiewende. Der Ausbau der Bioenergienutzung wie zum Beispiel in Biogasanlagen wirkt sich jedoch auch auf die landwirtschaftliche Produktion nicht nur in Deutschland aus. Der BioÖkonomieRat der Bundesregierung empfiehlt daher, den Ausbau der Bioenergie stärker an Kriterien der Wirtschaftlichkeit zu orientieren und eine nachhaltige Nutzung der Bioenergie zu forcieren. Diese und weitere Empfehlungen übergab der BioÖkonomieRat nun an die zuständigen Ressorts der Bundesregierung.
In den Empfehlungen "Nachhaltige Nutzung von Bioenergie" bemängelt der BioÖkonomieRat, dass durch die Förderung der Bioenergie enorme volkswirtschaftliche Kosten entstehen, die über die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und die dadurch steigenden Energiepreise private Haushalte und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaftsunternehmen belasten. Gleichzeitig würden die Förderinstrumente dazu führen, dass der kommerzielle Wert landwirtschaftlicher Erzeugnisse für die Energieumwandlung teilweise höher sei, als bei der Nahrungs- oder Futtermittelnutzung.
"Wenn ein landwirtschaftliches Produkt als Energieträger lukrativer ist, dann widerspricht das dem Primat der Ernährungssicherung", sagte Fritz Vahrenholt, Vorsitzender der Geschäftsführung RWE Innogy GmbH und Leiter der Arbeitsgruppe Bioenergie des BioÖkonomieRats auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin. Fritz Vahrenholt plädiert deshalb dafür, die Subventionierung der Bioenergie auf den Prüfstand zu stellen: "Förderinstrumente und -ziele müssen stärker aufeinander abgestimmt und wirtschaftlicher sowie bedarfsgerechter ausgestaltet werden. Da Bioenergie als grundlastfähiger und speicherbarer Energieträger als Systemstütze für die Energiewende dienen muss, sollte die bestehende Förderung stärker auf diesen Aspekt ausgerichtet werden."
Für eine wirtschaftlichere und nachhaltigere Bioenergienutzung seien laut BioÖkonomieRat noch erhebliche Effizienzsteigerungen nötig. "Damit Konflikte zwischen dem Anbau von Energiepflanzen und Nahrungsmitteln nicht noch weiter zunehmen, müssen wir die Energieerträge pro Flächeneinheit steigern, Rest- und Abfallstoffe besser verwerten und Restflächen stärker nutzen, die nicht für den Nahrungsmittel- und Futtermittelanbau geeignet sind", fordert der Vorsitzende des BioÖkonomieRats Reinhard F. Hüttl. Zudem seien erhebliche Forschungsanstrengungen notwendig, um die Wirkungsgrade von Biomassekraftwerken und Biokraftstoffen zu steigern, um innovative Methoden wie die Energiegewinnung aus Mikroalgen zu verbessern und um den hohen Energieeinsatz für Anbau, Pflege und Ernte von Energiepflanzen sowie den Einsatz der dafür benötigten Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu reduzieren.
"Unsere Bioenergie-Importe dürfen nicht zu negativen ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen in den Herkunftsländern führen. Zurzeit verstärkt die Bioenergienutzung die Nahrungsmittelknappheit und erhöht Nahrungsmittel- und Landpreise, was zu politischen Unruhen in den Entwicklungs- und Schwellenländern führen kann", sagte Joachim von Braun, Direktor am Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) und stellvertretender Vorsitzender des BioÖkonomieRats. Auch von Braun forderte vermehrte Forschung zur Produktivitätssteigerung sowie internationale Standards, damit die Ernährungssicherung nicht durch die energetische Nutzung belastet werde.