Die WSW Energie & Wasser AG und die Verbraucherzentrale in Wuppertal haben sich innerhalb eines Kooperationsprojektes im September 2010 das Ziel gesteckt, Schulden säumiger Energiezahler dauerhaft zu regulieren und zu vermeiden. Nach einem Jahr wurde nun Bilanz gezogen: 91 Kundinnen und Kunden der Wuppertaler Stadtwerke haben inzwischen auf das Beratungsangebot der Verbraucherzentrale an der Schloßbleiche gesetzt. Mit Zahlungsplänen unterschiedlicher Art wurden für einen großen Teil praktikable Lösungen zum Schuldenabbau erreicht. Für beide Akteure ist die Energieberatung für Energieschuldner ein "Erfolgsmodell mit nachhaltiger Wirkung".
Wenn Einnahmen und Ausgaben dauerhaft aus dem Gleichgewicht kommen und Verbindlichkeiten über den Kopf wachsen, gerät auch die Zahlung von Miete und Energiekosten ins Stocken. Mahnungen, Androhung der Einstellung der Lieferung von Strom und Gas sind in der Konsequenz Maßnahmen, die die WSW ergreifen, um säumige Forderungen einzuziehen. In überschuldeten Haushalten allerdings, wo weder Rücklagen vorhanden sind noch Einkünfte über dem Pfändungsfreibetrag erreicht werden, gerät das Inkasso von Außenständen zum Bumerang: Es fallen dann zusätzlich Kosten für Mahnverfahren, Unterbrechung der Energielieferung und die erneute Freigabe der Versorgung an, die die Betroffenen angesichts ihrer Überschuldung ebenfalls nicht zahlen können.
"Anstatt Außenstände weiterhin oftmals erfolglos einzufordern, sollten Betroffenen mit der ‚Erstberatung bei Energieschulden’ durch die anbieterunabhängige Verbraucherzentrale Wege zu einer nachhaltigen Lösung gewiesen werden. Das Angebot hat sich als hilfreiches Instrument für Betroffene wie auch für uns als Versorger bewährt", zieht Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der WSW Energie & Wasser AG eine zufrieden stellende Bilanz des Projekts. "Die WSW haben mit dieser Kooperation eine Vorreiterrolle unter den Energieanbietern für Erfolg versprechende Wege zur Energieschuldenregulierung übernommen."
"Die Verbraucherzentrale NRW hat mit der ‚Erstberatung bei Energieschulden’ in Kooperation mit einem Versorgungsunternehmen ‚Neuland’ betreten", fasst NRW-Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller deren Ausgangslage zusammen: "Energieschulden, die durch erfolglose Inkassoversuche der Strom- und Gasanbieter immer weiter anwachsen, sind vielfach ein Knackpunkt in der Existenzsicherungsberatung. Deshalb war für uns das Wuppertaler Modell ein lohnender Versuch, Energieschulden von Haushalten durch gezielte zeitnahe Beratung und Betreuung dauerhaft zu regulieren und zu vermeiden, unabhängig von den ansonsten monatelangen Wartezeiten der anerkannten Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen vor Ort."
Als unabhängige Moderatorin zwischen betroffenen Verbrauchern und WSW versteht sich Juristin Kathrin Rietbrock, die seit Projektbeginn im September 2010 inzwischen 91 säumige Energiekundinnen und -kunden der WSW umfassend rechtlich und wirtschaftlich beraten und betreut hat. "Insbesondere Bezieher von SGB II-Leistungen und Rentner suchten Rat. Überdurchschnittlich hoch war der Anteil an Einpersonen-Haushalten – quer über alle Altersgruppen", beschreibt sie ihre Kundenstruktur: "Die Ratsuchenden-Statistik spiegelt wieder, dass sich steigende Energiekosten in diesen Haushalten eben mit einem überproportional dicken Loch im Budget niederschlagen."
Rund 40 Prozent der Energieschuldner waren mit bis zu 500 Euro in den Miesen, zwischen 500 und 2.000 Euro standen mehr als 50 Prozent der Ratsuchenden in der Kreide. Inzwischen konnten 74 Fälle einem konkreten Ergebnis zugeführt werden; in 58 Prozent der abgeschlossenen Beratungsfälle wurden mit den WSW Vereinbarungen für den Abbau der Energieschulden getroffen. Vor allem durch Ratenzahlungsvereinbarungen konnten gangbare Lösungen für alle Beteiligten erreicht werden.
"Unser direkter Draht zu den Ansprechpartnern bei den Wuppertaler Stadtwerken ist Garant, dass die individuelle Situation der Betroffenen erläutert und berücksichtigt werden kann und gemeinsam mit Schuldnern und WSW mögliche Lösungen für bestehende oder drohende Schuldenprobleme erarbeitet werden können. Nur fünf Mal musste die Fallbearbeitung bislang beendet werden, weil Betroffene nur unzureichend beim Abtragen ihrer Energieschulden mitgearbeitet haben", lobt die Beraterin die hohe Motivation und Kooperationsbereitschaft der Ratsuchenden.