In der Regel wird der Wärmebedarf eines Gewächshauses mit fossilen Energiequellen gedeckt. Dass auch andere Möglichkeiten vorhanden sind, wurde im Rahmen der Fachtagung Energieeffizienz "Abwärme sinnvoll eingesetzt – Alternative Energiequellen für den Gartenbau" im Oktober in Heide vorgestellt.
Das Beheizen von Gewächshäusern mit Abwärme ist eine Alternative, von der beide Seiten profitieren können: Während der Wärmelieferant die Wirtschaftlichkeit seiner Anlage steigert, kann der Gartenbaubetrieb vergleichsweise günstige Wärme beziehen und aufgrund langer Lieferverträge die Energiekosten kalkulierbar halten. Entscheidendes Kriterium ist die räumliche Nähe der Wärmepartner zueinander.
Mit Otto Domke sowie Thomas Daniel gaben zwei versierte Technikberater Aufschluss über wichtige technische Stellgrößen, die es bei der Nutzung von Hochtemperatur-Abwärme zu beachten gilt. Anhand von sechs Modellbetrieben veranschaulichte Domke typische Jahresverläufe des Wärmebedarfs von Gartenbaubetrieben und verdeutlichte, in welchem Umfang der Wärmebedarf zum Beispiel von der Abwärme einer Biogasanlage gedeckt werden kann. Welche Auswirkungen die Größe des Pufferspeichers auf die Wirtschaftlichkeit hat, erläuterte Daniel anhand eines von ihm entwickelten Kalkulationsprogramms. Vielfach werde der Pufferspeicher überdimensioniert, so sein Fazit.
Dass neben den Aspekten der technischen Umsetzung eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Wärmepartnern für den reibungslosen Ablauf eine ebenso große Rolle spielt, wurde in den Praxisberichten deutlich. Wie wichtig es ist, frühzeitig ins Gespräch zu kommen und regelmäßig den Austausch zu suchen, bestätigten Inga Krayenhagen, Rainer Bonnhoff und Garloff Langenbeck. Sie schilderten ihre Erfahrungen mit der Abwärmenutzung von Biogasanlagen aus verschiedenen Blickwinkeln. Während Krayenhagen die Sichtweise der Gartenbauunternehmerin verdeutlichte, konnte Bonnhoff die Interessen des Landwirtes und Energiewirtes darlegen. Garloff Langenbeck wiederum stellte seine Erfahrung als Projektentwickler zur Diskussion.
Prominente Vorzeigeprojekte für die Abwärmenutzung wurden bei den anschließenden Betriebsbesichtigungen in Augenschein genommen. Die Gewächshäuser der Vitarom frischgemüse GmbH & Co. KG in Hemmingstedt erhalten ihre Wärme von der nahe gelegenen Raffinerie und beheizen damit insgesamt 120.000 m² Gewächshausfläche, auf denen Paprika und Tomaten kultiviert werden. Während die Versorgung mit Abwärme unkompliziert verläuft, nehmen den Betriebsleiter Jens Kühn andere Aufgaben weitaus mehr in Anspruch. Ein hoher Aufwand wird betrieben, damit eine ausreichende Anzahl motivierter Arbeitskräfte für die Arbeiten in den Gewächshäusern zur Verfügung steht. Darüber hinaus sind noch immer nicht alle Bauarbeiten der erst im Jahr 2009 errichteten Gewächshausanlage abgeschlossen, so dass in der Startphase mit zahlreichen provisorischen Lösungen gearbeitet werden musste.
Die Hennstedter Gewächshaus GmbH & Co. KG produziert auf 62.000 m² Gewächshausfläche Strauchtomaten. Produktionsleiter Oliver Nissen stellte die Produktionsgewächshäuser vor. Im Anschluss daran bestand Gelegenheit, das Biomasseheizkraftwerk sowie die Biogasanlage mit den dazugehörigen Blockheizkraftwerken zu besichtigen. Besonderheit des Biomasseheizkraftwerkes ist ein ORC-Kreislauf, der zur zusätzlichen Stromerzeugung nachgeschaltet ist. Während der erzeugte Strom ins Netz eingespeist wird, erhält das Gewächshaus zu einem günstigen Preis die Wärme. Zusätzlich wird auch das CO2 der BHKWs aufbereitet und in die Gewächshäuser eingeleitet.
Quelle: Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG)