Chinesische Windturbinenhersteller konnten ihren Marktanteil in den letzten Jahren drastisch erhöhen. In Bezug auf an Megawatt abgesetzte Kapazität befinden sich derzeit zwei der führenden chinesischen Windturbinenhersteller unter den weltweiten TOP 3 der Branche. Dieser Erfolg beruht zum einen auf der inländischen Nachfrage nach Windenergie. Zum anderen spielen dabei auch die politischen Vorgaben eine entscheidende Rolle: 70 Prozent der Komponenten für Windturbinen müssen in China selbst produziert werden. Dieser Erfolg der chinesischen Windindustrie ging jedoch ebenfalls mit einer der bei weitem höchsten Anzahl von Unfällen durch Fehler und Störungen bei Windturbinen einher. Dem nationalen Windenergiemarkt in China droht daher Gegenwind.
Nach einem Bericht des Radiosenders China National Radio (CNR) hat das chinesische National Energy Board bekanntgegeben, dass die Ausbauziele für regenerative Energien auf ein neues Rekordniveau erhöht werden. Grundlage ist der Fünfjahresplan 2011 bis 2015. Es ist laut Plan nunmehr vorgesehen, die Windenergieleistung in China bis 2015 von 40.000 Megawatt (MW) auf insgesamt 100.000 MW zu erhöhen, davon 5.000 MW Offshore. Nach den letzten Zahlen liefern sich China und die USA bisher mit jeweils rd. 50.000 MW installierter Windkraftleistung ein Kopf-an-Kopf-Rennen, vor Deutschland (28.000 MW), Spanien (21.000 MW) und Indien (16.000 MW).
Trotz des rasanten Aufstiegs Chinas als einer der weltweit größten Hersteller von Windenergieanlagen ist Frost & Sullivan jedoch davon überzeugt, dass die Volksrepublik im Markt für Windenergie und Windtechnologien vor einer extrem harten Bestandsprobe steht. "Die chinesischen Hersteller müssen in erster Linie eine Reihe von technologischen Qualitätsfragen klären, bevor sie in der Lage sein werden, Technologielösungen auf dem Niveau der etablierten westeuropäischen Hersteller anzubieten", erklärt Renewable Energy Research Managerin Alina Bakhareva von Frost & Sullivan. Die technologische Kluft wird zunehmend größer durch Unternehmen wie GE, Vestas und Siemens, die in die Verbesserung der Betriebsbereitschaft und Zuverlässigkeit ihrer Turbinen investieren. Ein technischer Fehler, der die Stromversorgung reduziert, stellt ein großes Risiko für Entwickler dar und kann einen großen Teil der erwarteten Profite zunichte machen.
Daher hat die chinesische Staatliche Kommission zur Regulierung der Elektrizität SERC auch strengere technische Vorschriften herausgegeben, speziell für die Erneuerung der Netzstützung bei Spannungseinbruch (engl. LVRT - Low Voltage Ride Through). Zusätzlich wurden im November 2011 von der nationalen Energiebehörde 18 Branchenstandards veröffentlicht. Zwei unmittelbare Auswirkungen dieser Veränderungen in den Rechtsvorschriften sind bereits erkennbar. Das Hinzufügen einer LVRT-Leistungsfähigkeit wird die Preise der chinesischen Windturbinen erhöhen. Zusammen mit der geringeren Nachfrage wird dies die kleineren Hersteller hinausdrängen, die nicht in der Lage sind, die Kosten für neue Ausrüstung aufzubringen. Dem nationalen Windenergiemarkt in China stehen daher harte Zeiten bevor, wenn die Konsolidierung sogar die Positionierung der fünf führenden Unternehmen verändern kann.