Gestern war der deutschlandweite KlimaAktionstag. Wir haben uns mit der KEBAP-Initiative am Energiebunker in Hamburg-Altona getroffen und den Film "Die Stromrebellen" geguckt. Unser Gespräch mit KEBAP zeigte dann auch, dass Bürgerengagement auch noch heute aktiv gelebt wird und, dass das Energiebunker-Projekt weit mehr ist als die erstmals in Deutschland geplante dezentrale Einspeisung von Ökowärme in eines der Fernwärmenetze eines großen Energieversorgers.
Die Stromrebellen – Ein leuchtendes Beispiel für Bürgerengagement
Dieser Film macht Mut! Er zeigt wie sich die Bürger des Luftkurortes Schönau im Schwarzwald nach der Katastrophe von Tschernobyl für eine atomstromfreie Versorgung einsetzen. Und letztlich viel mehr erreichen als gedacht. Ausschlaggebender Punkt war die anstehende Verlängerung der Stromkonzession für Schönau. Da die Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG (KWR) keinerlei Zugeständnisse an die Forderungen der Schönauer Bürger machen wollte und zudem der Gemeinde noch 100.000 Euro für eine vorzeitige Vertragsverlängerung boten, wurden die Bürger aktiv und sammelten Geld, um selbst das Netz betreiben zu können. Viele weitere Aktionen folgten. Und nach mehreren Jahren und einigen Bürgerbegehren startete die heute deutschlandweit bekannte Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Ökostrom zu produzieren und Schönau umweltfreundlich aber auch frei von Interessen von Betreibern von Atomkraftwerken mit Strom zu versorgen.
Die KEBAP-Initiative - Aufgeben gibts nicht
KEBAP steht für KulturEnergieBunkerAltonaProjekt. Im Zentrum der Initiative steht der Hochbunker in der Schomburgstraße im Hamburger Stadtteil Altona. Hier soll in Zukunft durch ein mit Grünschnitt aus den Hamburger Parks und Grünanlagen befeuertes Heizkraftwerk regenerative Wärme und ggfls. mit einem nachgeschalteten Dampfmotor auch Strom produziert werden. Ein ernstgemeintes Unterfangen, da in Hamburg jährlich rund 50.000 Tonnen Holzabfälle anfallen, die bislang zum größten Teil entsorgt werden. Alternativ prüft die Initiative auch den Einsatz gas-befeuerter BHKW im KWK-Betrieb. Bei beiden Varianten soll die produzierte Wärme in das bestehende und von Vattenfall betriebene Fernwärmenetz eingespeist werden. Rechtlich ist dies seit Kurzem möglich. In der Praxis jedoch wirft dieser Plan ähnlich wie die Bürgerrebellion in Schönau doch eine Vielzahl an Problemen auf, die es zu lösen gilt. Einige wichtige Fortschritte konnten jedoch bereits erzielt werden.
Energie und Kultur – Im Zentrum steht der Mensch
In unserem Gespräch mit dem KEBAP e.V. wurde schnell klar, dass es sich hier um viel mehr handelt als "nur" ein Energieprojekt. Der Hochbunker ist wie viele andere Bunker in Deutschland auch bislang ungenutzt und wird von den Anwohnern als Schandfleck und von der Stadt als unnötiger Kostenfaktor angesehen. Als erstes Zeichen der Wiederbelebung hat KEBAP daher ein kleines Urban Gardening-Projekt gestartet. Für alle sichtbar werden vor dem Bunker nun Rhabarber, Kürbisse und viele andere Gemüsesorten angebaut. Wer jetzt am Bunker vorbeifährt, der sieht, dass sich hier Menschen um etwas kümmern. Laut KEBAP ist es seit dem Start auch zu keinen Beschädigungen der Beete gekommen. Und es wird auch weniger Müll achtlos am Bunker weggeworfen. Das zeigt den Respekt der Anwohner vor dem Projekt und vor dem persönlichen Engagement von KEBAP. Die Message "Wir tun was für unseren Stadtteil" kommt also an.
Es geht auch ums Geld – Spekulationsgewinne oder Bürgerrendite?
In Schönau war schnell klar, dass sich das Vorhaben auch rechnen muss. So auch in Hamburg. Dabei stellt sich jedoch wie in Schönau die Frage, wem die Gewinne einer Bunkernutzung zufließen sollen. Die Interessenten, die den Bunker kaufen und einer Wohnungsnutzung zuführen wollen, stehen natürlich schon Schlange. Dass dies eine weitere Gentrifizierung des Stadtteils und weiter steigende Mieten bedeuten könnte, ist zu befürchten. Demgegenüber steht KEBAP mit einem ganz anderen Ansatz: Finanzieren soll sich das Projekt nämlich selbst, indem eine Energiegenossenschaft gegründet wird. Mögliche Überschüsse, die durch die Energieproduktion erwirtschaftet werden, fließen dann in die Tasche der beteiligten Bürger und in den Kulturteil des Projekts. So wird das Potenzial des Bunkers genutzt, um die Bürger wirtschaftlich aber auch an der nachhaltigen Entwicklung und Belebung des Stadtteils zu beteiligen.
"Unterschätze nie, was eine kleine Gruppe engagierter Menschen tun kann, um die Welt zu verändern. Tatsächlich ist das das einzige, was je etwas bewirkt hat."
Margaret Mead - US-amerikanische Anthropologin und Ethnologin (1901 - 1978)