Um den Klimawandel aufzuhalten, wird auch das Climate Engineering diskutiert. Dabei geht es um vielfältige, großtechnische Maßnahmen, mit denen das Klima reguliert werden soll. Die damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen des Climate Engineering sollen nun unter Leitung des GEOMAR aus Kiel in einem Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft untersucht werden.
Der einfachste Weg, den Klimawandel aufzuhalten, wäre es, die CO2-Emissionen drastisch zu verringern. Doch bei einer rasant wachsenden Weltbevölkerung und dem Industrialisierungsschub großer Schwellenländer erweist sich dieser Weg in der Praxis als schwierig. Deshalb werden vermehrt großtechnische Maßnahmen in die Diskussion eingebracht, die gezielt eingesetzt werden sollen, die atmosphärische CO2-Konzentration abzusenken oder die einfallende Sonnenstrahlung abzuschwächen. Diese großtechnischen Maßnahmen fasst man unter dem Begriff Climate Engineering zusammen. Doch bislang gibt es weder verlässliche Informationen über die Potenziale des Climate Engineering, noch über deren Nebenwirkungen.
Dabei soll nun ein Schwerpunktprogramm unter Leitung des GEOMAR aus Kiel mit dem Titel "Climate Engineering: Risks, Challenges, Opportunities?" helfen. Das Schwerpunktprogramm soll in den kommenden sechs Jahren die erheblichen Unsicherheiten untersuchen, die mit den Ideen und Konzepten des Climate Engineering verbunden sind. Die beteiligten Wissenschaftler beschäftigen sich dabei sowohl mit der naturwissenschaftlich-technischen Dimension der diskutierten Maßnahmen, als auch mit sozialen, politischen, rechtlichen und ethischen Aspekten, da Climate Engineering immer so angelegt ist, dass es zumindest überregionale, oft aber auch zeitlich verzögerte Folgen hat. Da stellen sich zum Beispiel die Fragen, wer über einen Einsatz von Climate Engineering überhaupt entscheiden dürfte und wer bei welchen Nebenwirkungen haften müsste. Gerade dieser Multidimensionalität wird in der internationalen Forschung derzeit nur sehr wenig Raum eingeräumt.
Climate Engineering umfasst bewusste, in großem Maßstab durchgeführte Eingriffe in das Klimasystem mit dem Ziel, die anthropogene Klimaerwärmung abzumildern. Unter dem Begriff Climate Engineering sind technologische Maßnahmen zu verstehen, die darauf abzielen, das Klimasystem zu stabilisieren, indem sie direkt in die Energiebilanz der Erde eingreifen. Die Ideen sind zahlreich und vielfältig.
Im Wesentlichen werden zwei Kategorien von Maßnahmen unterschieden. Zum einen zählen zum Climate Engineering Maßnahmen, die den Strahlungshaushalt beeinflussen (Solar Radiation Management). Diese sollen die Nettoeinstrahlung kurzwelliger Sonnenstrahlen verringern und so die Atmosphäre in Bodennähe abkühlen. Zum anderen zählen zum Climate Engineering Maßnahmen, die darauf abzielen, dem atmosphärischen Kohlenstoffkreislauf Kohlendioxid zu entziehen und dauerhaft zu speichern (Carbon Dioxide Removal). Diese Technologien sollen zwar die Konzentration des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre beeinflussen, die Menge der anthropogen erzeugten Treibhausgase wird aber nicht verändert.
Allen Climate Engineering-Maßnahmen haben gemeinsam, dass sie von der Möglichkeit ausgehen, dass sich die globale Erwärmung mit großtechnischen Lösungen rückgängig machen oder verringern lässt. Climate Engineering setzt daher nicht an den Ursachen des anthropogenen Treibhauseffektes an, sondern versucht die Auswirkungen zu mindern.