Seit Ende Oktober kommt es wieder verstärkt zu Beschwerden über Geruchsbelastungen im mittleren Erzgebirge und im Vogtland. Es lassen sich folgende typische Gerüche unterscheiden: Gerüche aus der Chemischen Industrie (Mineralöl, Teer, Kunststoffe), Schwefelwasserstoff, Rauchgase sowie "Katzendreck". Als "Katzendreck" wird ein äußerst unangenehmer Geruch bezeichnet, der vermutlich durch Schwefelverbindungen im Rohöl verursacht wird, so genannte Merkaptane.
Um mögliche Ursachen und Quellen für die Belastungen zu ermitteln wurde in diesem Jahr die Zahl der Messungen von Luftschadstoffen verdoppelt. Darüber hinaus führt das Leipziger Institut für Troposphärenforschung sogenannte Trajektorienrechnungen durch, das sind zeitliche und räumliche Nachverfolgungen der Luftmassen über den Erzgebirgskamm. Im Rahmen der seit längerem vereinbarten Flugzeugmessungen werden heute und morgen auch Messungen mit einem Ultraleichtflugzeug über dem Erzgebirge durchgeführt.
Die Ursachen für die Gerüche sind trotz aufwändiger Untersuchungen in den vergangenen Jahren nicht eindeutig feststellbar. Zwar ist das angrenzende nordböhmischen Industrierevier Standort von Braunkohleförderung und Petrolchemie, jedoch konnten die Emissionen in den letzten Jahren durch Stilllegung und Modernisierung vieler alter Industrieanlagen und dem Bau moderner Anlagen deutlich reduziert werden. Die Behörden gehen daher davon aus, dass auch außerordentliche Betriebsereignisse, die eine erhöhte Schadstoffemission nach sich ziehen, und die geographische Lage des Industriegebietes (in einer schmalen Senke umgeben von Gebirgszügen) und die besonderen meteorologischen Bedingungen (Böhmischer Wind) als Ursache gelten können.