Trinkwassermangel in Südafrika, Dürre in Nigeria und Meeresspiegelanstieg in Papua-Neuguinea. Hierauf machten gestern drei Klimazeuginnen aus Nigeria, Papua-Neuguinea und Südafrika vor dem Vattenfall-Kohlekraftwerk Jänschwalde aufmerksam. Sie protestierten damit gegen die Planungen Vattenfalls, den Braunkohletagebaue auszuweiten. Mit den drei Frauen demonstrierten Aktivisten von Greenpeace und Oxfam sowie Menschen aus der Lausitz, deren Wohnort durch den Tagebau bedroht ist. Vattenfall verwies auf Versorgungssicherheit und Preisstabilität durch den weiteren Einsatz von Braunkohle und kündigte an, die CO2-Emissionen in Jänschwalde unterirdisch mit dem CCS-Verfahren einzulagern.
Derzeit betreibt Vattenfall in der Lausitz bereits fünf Tagebaue und drei Kohlekraftwerke; darunter das Kraftwerk Jänschwalde, den drittgrößten CO2-Emittenten Europas. Fünf weitere Braunkohletagebaue sind geplant, die über Jahrzehnte hinweg zur Klimaerwärmung beitragen werden. Dafür müssten mehr als 3000 Menschen ihre Dörfer verlassen. Hiergegen protestierten die Klimazeuginnen mit Warnschildern, die symbolisch die sichtbaren Folgen des Klimawandels in ihrer Heimat abbilden: Trinkwassermangel in Südafrika, Dürre in Nigeria und Meeresspiegelanstieg in Papua-Neuguinea. "In meiner Heimat Südafrika verdorren durch die weltweite Erwärmung die Felder. Heute bin ich an einem der Orte, an denen der Klimawandel vorangetrieben wird. Konzerne wie Vattenfall tragen mit ihrer Energiepolitik eine Mitschuld", sagt eine der anwesenden Klimazeuginnen, Zukiswa Millicent Nomwa, Sprecherin der Environment Monitoring Group in Südafrika. "Es kann nicht sein, dass vor allem arme Menschen in Entwicklungsländern unter Wetterextremen oder Dürren leiden, obwohl diese Länder insgesamt kaum zum Klimawandel beitragen", sagt Jan Urhahn, Klima-Campaigner der Entwicklungsorganisation Oxfam.
Braunkohle setzt bei der Verbrennung etwa dreimal so viel klimaschädliches CO2 frei wie Erdgas. Greenpeace prangert deshalb an, dass Vattenfall trotz der beschlossenen deutschen Klimaschutzziele auf den Abbau und die Verbrennung von Braunkohle setzt und so den Klimawandel anheizt. "Ohne Rücksicht stellt der schwedische Energiekonzern Vattenfall hier in der Lausitz seine Profitgier über das Wohl von Mensch und Umwelt. Wie sonst ist es zu erklären, dass Vattenfall noch immer an der Braunkohle, dem klimaschädlichsten aller Energieträger, festhält?", sagt Greenpeace-Energieexpertin Anike Peters.
Anlässlich der Demonstration vor dem Haupttor des Kraftwerkes in Jänschwalde erklärte Vattenfall, dass es neben dem Klimaschutz auch um Versorgungssicherheit sowie um bezahlbare Strompreise gehen müsse. Zudem verwies Dr. Hartmuth Zeiß, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Europe Mining und Vattenfall Europe Generation, darauf, "dass nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die CO2-Emission deutlich und nachhaltig reduziert werden muss". Hinsichtlich einer bezahlbaren Energieversorgung machte Zeiß deutlich, dass gerade "der Braunkohle dabei in Deutschland eine Schlüsselrolle zukommen kann". Um die CO2-Emissionen trotzdem zu reduzieren, soll die CCS-Technologie angewendet werden. Nach den Vorstellungen von Vattenfall soll Jänschwalde der erste Kraftwerksstandort in Deutschland sein, der die Technologie der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid im kommerziellen Kraftwerksbetrieb anwendet.