Welchen energetischen Beitrag können Fenster zukünftig leisten? An der Antwort forschen Wissenschaftler im Projekt "HarWin" (Harvesting solar energy with multifunctional glass-polymer windows). Ziel des Projekts ist die Entwicklung von Leichtbaufenstern aus neuartigen Polymer-Glas-Verbundmaterialien, die den Energieverbrauch von Gebäuden durch "intelligente" Nutzung von Tageslicht drastisch senken.
Bisher verfügbares, für den Leichtbau benötigtes Verbundglas, das im Gegensatz zu klassischem Fensterglas besonders ressourceneffizient in der Herstellung ist, ist für Fenster im Gebäudebereich ungeeignet. Die Wärmeleitung ist zu groß und eine Geräuschdämmung nicht realisierbar. Unter der Leitung des Lehrstuhls für Werkstoffverarbeitung an der Universität Bayreuth entwickeln fünf Forschungsinstitutionen und sechs Industrieunternehmen aus Deutschland, Finnland, Belgien, Polen, Großbritannien und der Schweiz im Projekt HarWin daher Lösungen, um mit Hilfe von neuen glasbasierten Zusätzen die Wärmeleitung von laminierten und beschichteten Glasscheiben zu senken und Schalldämmung zu ermöglichen.
Dabei soll es nicht bei einem reinen Forschungsvorhaben bleiben, vielmehr streben die Partner eine direkte industrielle Umsetzung der Ergebnisse an. Das neue Verbundglas soll dann Glaspartikel enthalten, die Licht, je nach Bedarf, absorbieren oder reflektieren. Des Weiteren beabsichtigt das Projektteam, Materialien zu verwenden, die sich zur Wärmespeicherung und -abgabe eignen. Die Wissenschaftler erwarten von diesen "intelligenten" Fenstern neben Wärmedämmung Schalldämmung weitere herausragende Eigenschaften: Sie sollen transparent, leicht und ästhetisch ansprechend wie klassisches Fensterglas sein. Dennoch müssen sie für die industrielle Verwendung auch Stabilität aufweisen sowie feuchte- und wärmeregulierend wirken.
Mit der neuen Entwicklung sollen teure Mehrfachverglasungen überflüssig werden und so einen entscheidenden Beitrag zur Ressourceneffizienz bei der Fensterherstellung leisten. Ein weiterer Vorteil ist die erhebliche Gewichtsreduktion. Die neue Bauweise der Fenster ermöglicht ein breiteres Spektrum an Funktionen und somit einen größeren Einsatzbereich. Die neuen Fenster sollen sowohl für den Einsatz in Wohn- als auch in Gewerbegebäuden geeignet sein. Darüber hinaus sollen die Fenster recyclingfähig sein. Schließlich sind diese sowohl für die Nutzung im Neubau als auch bei der Altbausanierung vorgesehen.