Der aufgeklärte Bürger weiß, dass man mit seinem Konsum mitentscheidet, welche Rohstoffe aus der Erde geholt werden, ob ökologische Pflanzen angebaut werden oder letztlich ob eine Plastikverpackung auf dem Müll landet. Beim Stromkonsum ist es ähnlich:
Kauft man normalen Strom, dann fördert man quasi mit seiner Nachfrage das Braunkohlekraftwerk, höhere CO2-Emissionen und letztlich den Klimawandel. Kauft man grünen Strom, werden CO2-Emissionen vermieden und die Energiewende gefördert. So wurde bislang die Entscheidung beim Stromanbieterwechsel auch aus Marketingsicht beurteilt und bedient.
An dieser vergleichsweise einfachen Differenzierung bewusster, zweckgebundener Kaufentscheidungen scheint sich aber in den letzten Jahren etwas geändert zu haben. So kommt die aktuelle Wechslerstudie Energie von KREUTZER Consulting und Verivox u.a. zu dem Schluss, dass Ökostromtarife bei Privathaushalten deutlich an Bedeutung verloren haben:
"Im Jahresverlauf 2017 hat sich der Trend des Bedeutungsverlusts von Ökostromtarifen fortgesetzt, sodass im zweiten Halbjahr 2017 weniger als 30 Prozent der abgeschlossenen Verträge Ökostrom enthielten." Laut Wechslerstudie Energie bestätige sich einmal mehr, dass "Öko" für immer weniger Kunden ein Abschlussargument sein.
Damit scheint gerade ein Umbruch bei 2 wesentlichen Zielgruppen von Ökostrom stattzufinden. Dies sind zum einen die "Aktivisten", die ganz bewusst Ökostrom konsumieren, um mit ihrem Konsum die Energiewende zu unterstützen. Zum anderen ist dies die wachsende Gruppe der "Rationalisten", die Wert darauf legen, rational nachzuvollziehen, wo ihr Ökostrom wirklich herkommt. Beiden Gruppen dienten lange Jahre Gütesiegel als Orientierung.
Hier waren es vor Allem das Grüner Strom-, ok-power- oder TÜV-Siegel, was den Ausschlag gab. Beim Grüner Strom- oder ok-power-Siegel wusste man, dass der Ökostromanbieter auch selbst in den weiteren Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren Energien in Deutschland investiert und nicht an Atom-, Braunkohle- oder Steinkohlekraftwerken beteiligt ist.
Das TÜV-Siegel, z. B. die TÜV Nord Zertifizierung ("VdTÜV-Basisrichtlinie Ökostromprodukte, Merkblatt 1304"), verpflichtet ebenfalls den Ökostromanbieter, den weiteren Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zu fördern. Beim TÜV-Siegel ist er jedoch nicht so stark festgelegt, wie die Förderung genau umgesetzt werden muss.
Dem Bedeutungsverlust dieser Gütesiegel setzen Stromanbieter heute einerseits ein Mehr an "Guten Taten" entgegen. So bietet z. B. der TÜV Nord zertifizierte Ökostromanbieter PST Pure Energy mit seinem Ökostrom-Angebot noch weitere umwelt- oder sozialdienliche Leistungen an. So pflanzt PST Pure Energy zusammen mit der Initiative Plant-for-the-Planet für jeden Neukunden einen Baum. Außerdem organisiert dieser Anbieter auch Plant-for-the-Planet Akademien, bei denen Kinder zum umweltfreundlichen Handeln angeregt werden und in ungezwungener Umgebung alles über Klimaschutz lernen können.
Insbesondere für die Zielgruppe der "Rationalisten" setzen Ökostromanbieter u.a. auf neue Technologien wie z. B. die Blockchain. Diese kann zwar nicht physikalisch belegen, dass der bestellte Ökostrom auch aus der Steckdose fließt, aber immerhin kennt man die Ökostromproduzenten. Erste Blockchain-Projekte sind bereits im Praxiseinsatz wie z. B. das „Landau Microgrid Project“ (LAMP) oder der Blockchain basierte Handelsplatz „Tal.Markt“ in Wuppertal.
Noch etwas "mehr" bietet das Start Up enyway, ein Ableger des Hamburger Ökostromanbieters Lichtblick. Hier kann man - bislang ohne die Hilfe einer Blockchain - sich mehrere im Lichtblick-Netzwerk verfügbare Ökostromproduzenten auswählen. Untermalt wird dies mit interessanten Profilen, die z. B. den Eigner des Windrades sogar persönlich darstellen.