Die TU Bergakademie Freiberg plant gemeinsam mit der Ingenieursfirma GICON einen Forschungswindpark in der Ostsee. Das Besondere daran ist, dass einige Windräder nicht fest im Boden verankert werden sollen, sondern schwimmen. Dieses Verfahren könnte die Kosten der Offshore-Windenergie erheblich verringern und somit deren Nutzung deutlich ausweiten.
Um die Methoden und Technologien der Offshore-Windenergiegewinnung effektiver und umweltverträglicher zu gestalten, hat die TU Bergakademie Freiberg einen Kooperationsvertrag mit dem Ingenieurbüro GICON vereinbart. Gemeinsam mit anderen Partnern wollen die TU und das Dresdner Unternehmen einen Forschungswindpark in der Ostsee errichten. Unter anderem soll dort die Pilotanlage eines schwimmenden Windrades getestet werden, das Freiberger Forscher zusammen mit Ingenieuren der Firma GICON entwickelt haben.
"Durch den Aufbau eines modernen Forschungswindparks bündeln wir die Aktivitäten auf dem Offshore-Sektor", beschreibt Prof. Jochen Großmann, der Geschäftsführer der GICON GmbH, die Vorteile der Vereinbarung. "Indem wir die Entwicklung und Vermarktung der Offshore-Technologien verbessern, steigern wir unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit." Erste Ergebnisse hat die Zusammenarbeit bereits geliefert. Dahlhaus und Großmann konnten eine neuartige schwimmende Plattform für Windräder entwickeln. Die Anlage, die auf dem Tension-Leg-Prinzip beruht, kann komplett an Land gebaut und anschließend zum endgültigen Standort transportiert werden.
"Vertikale und diagonale Verspannungen bringen bei der Methode die Schwimmkörper, also die Plattform, auf der das Windrad steht, in Position", beschreibt der Freiberger Professor Dahlhaus das Konzept. "Von den Auftriebskörpern, die die Plattform über Wasser halten, reichen straffe Seile vertikal bis auf den Meeresgrund, an dem sie über Verankerungen festgespannt werden. Von dort führen weitere Seile diagonal zurück zum Schwimmkörper. Die Plattform wird dadurch leicht unter Wasser gezogen und stabilisiert." Das neu entwickelte TLP-Prinzip verwandelt die schwimmenden Offshore-Fundamente somit in ein starres System. "Die Anlagen reagieren also wie Windräder auf einer festen Gründung – sie bleiben stabil und werden nicht vom Wind und den Wellen hin und her geweht", erläutert Großmann. "Dadurch können wir die Windkraftanlagen auch in sehr tiefen Gewässern bis zu 800 Metern einsetzen."
"Die Windkraftanlagen der Zukunft stehen nicht auf dem Land, sondern schwimmen auf hoher See", ist sich Frank Dahlhaus, Professor für Baukonstruktion und Massivbau der TU Bergakademie Freiberg, sicher. "Die Offshore-Windenergiegewinnung wird für die zukünftige Energiepolitik Deutschlands von zentraler Bedeutung sein. Weltweit liegen 75 Prozent des Potentials von Windrädern bei Wassertiefen von über 30 Metern – ein riesiges Potential. Baugrund und Umweltschutz stellen jedoch erhebliche Herausforderungen an die Windenergie dar." Die derzeit verfügbaren Technologien müssen diesbezüglich noch erheblich verbessert werden."