Seismische Messungen werden seit Jahrzehnten überall auf der Welt durchgeführt, um die geologischen Strukturen und Gesteinsschichten im Untergrund zu erkunden. Die angewendete Technik stammt ursprünglich aus der Erdölindustrie. Mit Hilfe der seismischen Messungen wird ein räumliches Bild der Gesteinsschichten im Untergrund erstellt. Das Prinzip der Messungen besteht darin, Schallwellen zu erzeugen und deren Echo von den verschiedenen Gesteinsschichten des Untergrundes aufzufangen. Die Erzeugung der Schallwellen erfolgt durch Vibratoren an Spezialfahrzeugen. Die reflektierten Schallwellen werden an der Oberfläche von hoch empfindlichen Messgeräten, den so genannten Geophonen, registriert und aufgezeichnet. Dank des umweltfreundlichen Vibroseis-Verfahrens erfolgt die Erkundung ohne die Niederbringung von Bohrungen. Die Messungen sind für Mensch und Natur ungefährlich.
Die jetzt durchgeführte 3D-Messung liefert ein genaues dreidimensionales Abbild des tiefen Untergrundes. Dies ist notwendig, da für eine mögliche Bohrung genauere Daten über die Beschaffenheit und Lage der Gesteinsstrukturen notwenig sind. Erst mit den Ergebnissen der dreidimensionalen seismischen Messung kann ein endgültiger Standort für ein Kraftwerk sicher festgelegt werden. Das Messgebiet erstreckt sich dabei über 117 Quadratkilometer. Es befindet sich im Kreis Groß-Gerau und betrifft Gemarkungsflächen in den Städten und Gemeinden Groß-Gerau, Rüsselsheim, Nauheim, Trebur und Büttelborn.
Vor Beginn der Messung wurden die Messlinien für die Auslage der Erdmikrophone und die Standorte der Vibrationsfahrzeuge von 3-4 Vermessergruppen (a 2 Personen) per GPS eingemessen und mit kleinen Holzpflöcken markiert. Die Vibrationspunkte verlaufen von Norden nach Süden und sind meist rot markiert, die Geophonpunkte verlaufen von Osten nach Westen und sind meist weiß oder gelb markiert. Die Erdmikrophone werden zusammen mit Messkabeln und Messboxen entlang der 24 Messlinien von einem Kabeltrupp ausgelegt. Die Geophone werden mittels einer Spitze ca. 10cm ins Erdreich gesteckt und ragen ca. 5cm aus dem Boden heraus. Das Kabel werden für ca. 14 Tage oberirdisch ausgelegt. Die sensiblen Geophone registrieren die reflektierten Schallwellen an der Oberfläche. Die Geophone und Geophonstationen sind untereinander über Kabel und mit dem Messwagen verbunden. Insgesamt werden rund 300 km Kabel und 142.000 Gephone während der Messung im Raum Groß-Gerau ausgelegt. Die Kabel sind stromlos und können gefahrlos betreten oder überfahren werden.
Während der Messkampagne fahren die Vibrationsfahrzeuge insgesamt eine Strecke von 300 km auf Feld- und Wirtschaftswegen, sowie Straßen zu den Anregungspunkten, um dort mittels der Vibrationsplatten die Schallwellen auszulösen. Angeregt wird in Intervallen von 50 m und das an über 6.000 Punkten. Die Anregungsfrequenz liegt zwischen 8 und 96 Hz welche an jedem Punkt achtmal 15 Sekunden lang ausgesendet wurde.
Da die Fahrzeuge mit einer Breite zwischen 2,5 und 3,0 m relativ groß sind, benötigen sie viel Platz auf den Straßen und werden von Begleitfahrzeugen gesichert. An einigen Stellen werden vorübergehend Halteverbotszonen eingerichtet. Die bei der Messung eingesetzten Spezialfahrzeuge sind mit bodenschonender Bereifung ausgestattet und halten ausreichend Abstand zu Gebäuden, Denkmälern und Masten. Im Zuge der Messungen sind kurzfristig Verkehrsbehinderungen und Geräuschbelästigungen möglich. Im Regelfall wird der gesamte Messtrupp aber nur etwa 20 Minuten an einem Standort zu sehen sein. Nach Beendigung der Messungen werden alle Erdmikrophone und Messkabel von der Kabeltruppe wieder entfernt.
Die Überlandwerk Groß-Gerau GmbH (ÜWG) legt besonderen Wert auf eine offene und transparente Kommunikation und Beteiligung der Öffentlichkeit für dieses Tiefengeothermiekraftwerk. Als kommunaler Energiedienstleister richtet sich die ÜWG beim Ausbau der Energieversorgung am Prinzip der Nachhaltigkeit aus. Dabei werden nur Energiekonzepte verfolgt, die einen breiten gesellschaftlichen Konsens finden und allen Akteuren zugute kommen. Deshalb wird während des gesamten Projektverlaufes auf eine offene und umfassende Bürgerbeteiligung Wert gelegt, um die Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung zu erfahren und über das Projekt zu informieren.
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