Mit Hilfe der Sonne kühlen – was wie ein Widerspruch klingt, erweist sich als originelles Energiekonzept: In Tunesien und Marokko nutzen Fraunhofer-Forscher jetzt sogar Solarenergie, um leicht verderbliche Lebensmittel wie Milch, Wein oder Früchte frisch zu halten. Demonstriert wird dies am Beispiel einer Winzerei in Tunesien und einer Molkerei in Marokko.
Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg haben dazu konzentrierende Kollektoren aufgebaut, die das Sonnenlicht mit einem Spiegel auf einen Absorber richten. Nur so lässt sich die Solarstrahlung in 200 Grad heißes Wasser umwandeln. "Diese extreme Wassertemperatur ist erforderlich, um die Absorptionskältemaschine bei den dort herrschenden hohen Außentemperaturen anzutreiben. Anders als beim Kühlschrank nutzen wir also keinen Strom, um Kälte zu erzeugen, sondern Wärme. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Kälte in Form von Kaltwasser oder - in unserem Fall - ein Wasserglykolgemisch" erläutert Dr. Tomas Núñez, Wissenschaftler am ISE.
Da die Absorptionskältemaschine Temperaturen von Null Grad erzeugt, wollen die Experten mit dem Gemisch ein Einfrieren des Wassers verhindern. Die Wasserglykollösung wird dann in Kältespeichern "gelagert" und anschließend durch einen Wärmetauscher gepumpt, der die angelieferte Milch kühlt. "Etwas anders verhält es sich beim Kühlen von Wein: Hier fließt das Kältemittel durch Rohrschlangen, die in den Weintanks angebracht sind" sagt Núñez.
MEDISCO ,kurz für MEDiterranean food and agro Industry applications of Solar COoling technologies, ist ein Demonstrationsprojekt in Kooperation mit Universitäten, Energieagenturen und europäischen Unternehmen, um in Ländern mit vielen Sonnentagen und in entlegenen Gebieten, wo es aufgrund von Wassermangel und fehlenden oder unzuverlässigen Energiequellen keine konventionellen Kühlungsmöglichkeiten gibt, anwendungsorientierte, umweltfreundliche Kühltechniken zu realisieren.
Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft