Mehr als 75 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus 21 Ländern haben die Umweltwirkungen von Biokraftstoffen bewertet. Robert Howarth, Cornell University, USA, und Stefan Bringezu, Wuppertal Institut, sind die Herausgeber eines umfangreichen Bandes, welcher die verschiedenen Facetten von Biotreibstoffen beleuchtet.
So kann einerseits Bioenergie ökologisch und sozial sinnvoll eingesetzt werden, wenn es zum Beispiel darum geht, Dorfgemeinschaften in Entwicklungsländern mit Strom und Maschinenkraft zu versorgen, indem z.B. Ölpflanzen auf Flächen genutzt werden, die nicht für die Nahrungsmittelproduktion geeignet sind. Andererseits, kann die fortschreitende Ausdehnung des großflächigen Anbaus für Kraftstoffe zu verschiedenen Umwelt- und sozialen Problemen führen. Beispielsweise führt die Maisproduktion für Ethanol (Benzinzusatz) zu einer erheblichen Überdüngung des Mississippi-Beckens und des Golfs von Mexiko.
Die steigende Nachfrage von Biotreibstoffen in Europa kann nur durch eine Ausweitung von Importen befriedigt werden. Das trägt zur Umwandlung von Weiden, Savannen und Wäldern in Ackerflächen bei, vorwiegend in den Tropen, was zu einem Verlust an Artenvielfalt und zu zusätzlichen Treibhausgasemissionen führen kann.
Wenngleich der Einsatz von Biomasse für andere Zwecke, z.B. die kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme, meist eine bessere Treibhausgasbilanz aufweist als die Verwendung für Biokraftstoffe, bleibt der Anbau von Energiepflanzen aus verschiedenen Gründen problematisch. Wenn Biomasse zunächst für Materialien eingesetzt und der Energiegehalt aus ihrem Abfall gewonnen wird, kann dagegen ein Mehrfachnutzen erzielt werden.
Die Autoren führen eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung an. Sie empfehlen nicht zuletzt, dass angesichts der komplexen Zusammenhänge der Biokraftstoffproduktion die aktuellen Beimischungsquoten und politischen Zielsetzungen für Biotreibstoffe überprüft werden sollten. Biomassestrategien müssten in eine umfassendere Perspektive des nachhaltigen Ressourcenmanagements eingebettet werden.
Quelle: Franz Alt – sonnenseite.com