Eine Wärmedämmung senkt die Heizkosten und reduziert CO2-Emissionen. Typische Dämmplatten aus expandiertem Polystyrol (EPS) sind allerdings recht umfangreich. Damit wird vielfach die Optik des Hauses verändert und aufwändige Umbauten werden nötig. Innovative Komponenten und Produktionsverfahren zur Herstellung von Wärmedämmplatten sollen jetzt helfen, eine platzsparende und trotzdem günstige Wärmedämmung herzustellen.
Um die Heizkosten zu senken, investieren immer mehr Hausbesitzer in wärmedämmende Fassaden. Die marktüblichen Dämmschichten sind jedoch etwa 20 Zentimeter dick und verändern die Optik des Gebäudes. Das kann erhebliche Folgekosten für neue, tiefere Fensterbretter oder sogar eine Verlängerung des Daches notwendig machen. Fraunhofer-Forscher entwickeln jetzt Folien für eine Dämmung, mit dem sich Häuser künftig ohne große, zusätzliche Umbaumaßnahmen dämmen lassen. Sogenannte Vakuumisolationspaneele, kurz VIPs, sind etwa zwei Zentimeter dicke Wärmedämmplatten, die trotzdem so leistungsfähig sind wie eine klassische 15 Zentimeter starke Dämmschicht aus Polyurethanschaum. Das Innenleben der VIPs besteht meist aus pyrogener Kieselsäure. Die Hightech-Folie hält dann die Dämmschicht zusammen und sorgt dafür, dass keine Luft nach innen dringt.
Dr. Klaus Noller vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising und Prof. Gerhard Sextl vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg waren an der VIP-Entwicklung von Anfang an beteiligt: "Der Dreh- und Angelpunkt sind dabei die Folien: Sie entscheiden über Qualität, Lebensdauer und Preis", weiß Noller. "Das derzeit gängige Herstellungsverfahren ist aufwändig und teuer: Drei von fünf Lagen Kunststoff müssen mit Aluminium bedampft und miteinander verklebt werden. Dafür sind sieben Prozessschritte notwendig, das treibt die Preise in die Höhe". Daher kommen die VIPs bisher beispielsweise nur in hochwertigen Kühl- und Gefrierschränken zum Einsatz.
Die neue Folie lässt sich einfacher produzieren, denn sie besteht aus nur zwei Kunststofffolien mit drei Barriereschichten: Eine mit Aluminium bedampfte Kunststofffolie wird mit einer Mikrometer dünnen Lage ORMOCER® beschichtet und dann nochmal mit Aluminium bedampft. ORMOCER®e enthalten ein anorganisches Silizium-Sauerstoff-Netzwerk, das über eine organische Matrix vernetzt ist. Die Mischung macht das Material ungewöhnlich dicht und stabil. Gase und Flüssigkeiten können die ORMOCER®-Schicht nur schwer passieren. Die neuen Isolationsfolien lassen sich in nur fünf Schritten fertigen. Zunächst wird eine Folie bedampft, dann die ORMOCER®-Schicht aufgebracht, ein zweites Mal bedampft, bevor man zum Schluss die Barrierefolie auf einer Siegelfolie fixiert. Sobald die neuen VIPs in großen Stückzahlen produziert würden, werde der Preis fallen. Dann seien die dünnen Dämmplatten auch für die Bauindustrie interessant, davon sind Sextl und Noller überzeugt.