Letzte Aktualisierung: 17.10.2022
Wie funktioniert die nächtliche Temperaturabsenkung der Heizung? Wie viel Energie spart einer Nachtabsenkung? Welche Alternativen gibt es?
Unter einer sogenannten "Nachtabsenkung" versteht man in der Heizungstechnik das Absenken einer am Tag üblicherweise höheren Solltemperatur (sogenannte Tagessolltemperatur) auf ein niedrigeres Temperaturniveau in der Nacht. Moderne Heizungsanlagen haben diese Funktion zur Absenkung der Temperatur in der Regel im Standardprogramm als z. B. Sparbetrieb. Sinn der Nachtabsenkung soll das Einsparen von Heizenergie sein – der Erfolg ist allerdings von der Bauart der Gebäude abhängig und umstritten. Angewandt wird die Nachtabsenkung vor allem beim Beheizen von Gebäuden, privaten wie öffentlichen.
Die Nachtabsenkung ist eine Methode zur Heiztemperaturregelung, bei der die tagsüber in der Regel höhere Solltemperatur des Nachts auf einen niedrigeren Sollwert geregelt wird. Anders ausgedrückt: Nachts wird die Heizung heruntergefahren, so dass sie nach dem Prinzip des nächtlichen Auskühlens und morgendlichen Wiederaufheizens arbeitet.
Der Sinn hinter dieser Heiztemperaturregelung ist das Einsparen von Heizenergieund daraus resultierenden Kosten. Allerdings ist ihr Erfolg umstritten, da es eine Reihe von Faktoren gibt, die das Beheizen von Gebäuden beeinflussen, darunter:
Abzugrenzen ist die Nachtabsenkung von der Nachtabschaltung, bei der die Heizung nachts komplett ausgeschaltet wird.
Begriffserklärung: Der Begriff der Nachtabsenkung ist nicht zu verwechseln mit einer Nachtabschaltung. Bei einer Nachtabschaltung ist die Heizung nachts gänzlich aus. Bei einer Nachtabsenkung wird die Vorlauftemperatur im Heizkessel dagegen auf rund 16 bis 17 Grad reduziert.
Um die Temperatur innerhalb einer bestimmten Zeitspanne während der Nacht abzusenken, muss die Heizung so geregelt werden, dass sie im Vergleich zur höheren Solltemperatur am Tag nur noch eine niedrigere Solltemperatur erzielt.
Der Zeitpunkt des Beginns und des Endes der Nachtabsenkung wird dabei an den individuellen Heizwärmebedarf der Bewohner (private Gebäude) beziehungsweise Nutzer (öffentliche Gebäude) der zu beheizenden Räume angepasst.
Konkret heißt das, dass die Nachtabsenkung beispielsweise von 23:30 Uhr an in den Nachtbetrieb geht, wo sie die bis dahin erwünschten 20 Grad Celsius nicht mehr erreicht. Am Morgen geht sie wieder in den Tagesbetrieb – rechtzeitig zum Aufstehen der Bewohner beziehungsweise Eintreffen der Nutzer.
Expertenwissen: Bei einer zentral gesteuerten Heizung in einem Mehrfamilienhaus müssen sich die Wohnparteien auf die Dauer der Nachtabsenkung, also Beginn und Ende, einigen.
Technisch gelingt die Nachtabsenkung mit Hilfe eines witterungsgeführten Reglers. Man brauch dann nur
Daraufhin wird dann die Solltemperatur in der Nacht als Parallelverschiebung der Heizkurve abgesenkt.
Moderne Heizungen sind dank digitaler Technik in der Lage, nach der Eingabe von
entsprechende Aus- und Einschaltzeitpunkte für die Nachtabsenkung auszurechnen und diese an den Temperaturregler des Wärmeerzeugers (Heizkessel, Gastherme & Co.) zu übertragen.
Moderne Heizungssteuerungen führen an den Tagen mit großer Kälte – der DIN 4702 zufolge seien das lediglich 20 von 260 sogenannten Heizgradtagen im Jahr – keine Nachtabsenkung durch, während diese an den anderen 240 Tagen Sinn macht. Gibt man dem Thermostat als Frostschutz eine Solltemperatur von plus 3 Grad Celsius vor, hindert das diesen daran, zu häufig zu takten.
Expertenwissen: Der eigentliche Grund für den Verzicht auf die Nachtabsenkung an besonders kalten Tagen ist, dass die Heizung um die sogenannte Auslegungstemperatur, also die maximal nötige Temperatur des Heizungswassers, die bei tiefster Wintertemperatur reicht, um das Gebäude zu beheizen, kaum Leistungsreserven hat.
Wie lange die Nachtabsenkung pro Nacht dauert und auf welchem Temperaturniveau sie stattfindet, das hängt von mehreren Faktoren ab.
Faktor | Wirkungszusammenhang |
---|---|
Wärmebedarf | Grundsätzlich entscheidet natürlich der Wärmebedarf der Bewohner und deren Tagesablauf (tagaktiv/ nachtaktiv), ob und in welchem Umfang die Vorlauftemperatur der Heizung abgesenkt werden kann. |
Gebäudenutzung | Je nach Gebäudetyp bzw. -nutzung können sich die Potenziale zur Nachtabsenkung deutlich unterscheiden. Denn während in Wohngebäuden auch in der Nacht eine behagliche Temperatur herrschen sollte, können die Temperaturen in nachts nicht genutzten öffentlichen Gebäuden deutlich tiefer abgesenkt werden. |
Gebäudezustand | Der energetische Zustand des Gebäudes (Gebäudebeschaffenheit mit Dämmung der Gebäudehülle inklusive Fenster und Türen, Mauerdicke) hat ebenfalls darauf Auswirkungen, wie stark nachts die Temperatur abgesenkt werden kann. Da in schlecht gedämmten Häusern die Mauern eher auskühlen, sollte im schlecht gedämmten Altbau die Temperatur weniger stark abgesenkt werden. |
Heizkurve | Die Heizkurve, also das Verhältnis zwischen Außentemperatur und Vorlauftemperatur, gibt die Art und Weise der Nachtabsenkung vor, da sie dabei lediglich parallel nach unten verschoben wird. |
Aktuelles Wetter | Bei dauerhaft sehr warmen oder sehr kalten Wetter, kann auf eine Nachtabsenkung verzichtet werden. Nur in den Übergangsmonaten macht eine Absenkung Sinn. |
Expertenwissen: Wichtig ist, dass bei der Nachtabsenkung die Temperatur nicht so tief abgesenkt wird, dass der sogenannte Taupunkt unterschritten wird, denn dann bestünde die Gefahr, dass sich Schimmel entwickelt, weil die Luft so weit abkühlt, dass Kondenswasser ausfällt und sich an den kältesten Punkten der Wände niederschlägt.
Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren von drei auf zwei Uhr zurückgestellt. Der Beginn der Winterzeit bringt eine zusätzliche Stunde Schlaf. Diese Stunde kann jedoch die Steuerung technischer Geräte im Haushalt beeinflussen. So nehmen beispielsweise Zeitschaltuhren von Heizungsanlagen die Umstellung oft nicht automatisch vor.
Dadurch können einige Funktionen wie die Nachtabsenkung aus dem Rhythmus geraten. Bleibt die Nachtabsenkung auf Sommerzeit programmiert, orientiert sich die Heizungsregelung nicht optimal am tatsächlichen Bedarf.
Wird die Einstellung nicht auf Winterzeit angepasst, startet die Heizung dann jeden Tag eine Stunde zu früh. Statt wie gewünscht zum Beispiel 6:00 Uhr an Wochentagen, dann bereits ab 5:00 Uhr. Das umgekehrte Bild am Abend: Hier wärmt die Heizung eine Stunde zu kurz, da die Heizleistung zu früh runtergefahren wird.
Verpassen Sie die Umstellung auf Sommerzeit am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit, startet die Heizung jeden Morgen eine Stunde zu spät und heizt abends eine Stunde zu lang.
Eine falsch eingestellte Nachtabsenkung heizt insgesamt nicht mehr bedarfsgerecht. Werden die Uhren umgestellt, sollten Sie daher auch Ihre Einstellungen der Nachtabsenkung umstellen, nur so bleibt das Heizprofil im richtigen Tageszyklus.
Mit dem Absenken der Temperatur im Gebäude verringern sich einerseits des Nachts typische Nebenwirkungen des Heizens wie:
die die Energie- und Kostenbilanz der Gebäudeheizung direkt beeinflussen.
Andererseits müssen die Gebäude am Morgen aus einem vergleichsweise kühleren Zustand aufgeheizt werden, wobei sich laut der Wikipedia der Nettoenergieverbrauch im Vergleich zum Durchheizen zumindest nicht erhöhe. Es kostet lediglich Zeit – die sich aber mit entsprechender Vorlaufzeit einstellen lässt.
Dennoch ist es einhellige Meinung, dass mit einer Nachtabsenkung Energie eingespart werden kann:
Wieviel Energie letztlich tatsächlich eingespart werden kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren (siehe oben) ab.
Hohe Energieersparnis | Geringe Energieersparnis |
---|---|
Schlecht gedämmter Altbau | Gut gedämmter Neubau |
Alte Heizung (Hohe Stillstandsverluste) | Neue Heizung (Geringe Stillstandsverluste) |
Öffentliche Gebäude | Privat genutzte Gebäude |
Heizkörper | Fußbodenheizung |
Eine Nachtabsenkung spart je nach Gebäudezustand und Heizverhalten mal mehr mal weniger Energie ein. Eine Absenkung muss daher nicht nur Nachts Sinn machen.
Wenn Sie bzw. alle Familienmitglieder tagsüber nicht zuhause sind, können Sie auch über eine Tagabsenkung nachdenken. Bei dieser wird die Heiztemperatur tagsüber gedrosselt und erst am späten Nachmittag wieder angehoben.
Die Programmierung der Heizung ist jedoch vergleichsweise komplex. Häufig ist schon die Einstellung der Nachtabsenkung für viele Heizungsbesitzer zu kompliziert. Wir empfehlen daher eine moderne Alternative: Smarte Heizkörperthermostate.
Laut der Studie "Energieeinsparpotenzial durch den Einsatz von elektronischen Thermostaten" vom Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH im Auftrag der Verbraucherzentrale NRW e.V. vom Dezember 2016 bieten elektronische Thermostatventile eine vergleichsweise einfach zu realisierende Möglichkeit, die Raumsolltemperatur innerhalb einer Wohneinheit oder auch einzelner Räume innerhalb einer Wohneinheit nutzungsspezifisch vorwählbar einzustellen.
Experten-Tipp: Lesen Sie auch unseren » Vergleichstest "Die neuesten Heizkörper-Thermostate für Smart Homes". Hier finden Sie die neuesten Modelle, Preise und technische Besonderheiten.
Üblich sind dabei raumweise einstellbare Tages- und Wochenverläufe, einige Produkte bieten zusätzlich die Möglichkeit der automatischen Heizunterbrechung im Falle geöffneter Fenster. Die Bandbreite der erzielbaren Einsparungen schwankt dabei von einigen wenigen Prozent bis hin zu mehr als 25 %, wenn auch Nachtabsenkungs- und Urlaubszeiten über die thermostatische Regelung realisiert werden.
Der Einfluss der Baualtersklasse und der Bauteilschwere sind – außer für die klassische Nachtabsenkung – in Bezug auf die prozentual erzielbaren Einsparungen erstaunlich gering.
Eine Entscheidung für oder gegen eine Aus- oder Umrüstung mit elektronischen Thermostaten sollte - zumindest wenn im Wesentlichen die Energieeinsparung bzw. Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht - immer abhängig vom vorhandenen Heizwärmeverbrauch unter Einbezug der real vorhandenen Nutzung der Wohneinheit getätigt werden, so die Autoren der Studie.