Selten hat eine innovative Idee soviel Aufmerksamkeit erzeugt wie die Ankündigung von VW und Lichtblick, 100.000 Gas-BHKW in den heimischen Kellern installieren zu wollen, um so 2 Atomkraftwerke zu ersetzen. Das "Zuhausekraftwerk" soll Strom und Wärme erzeugen und im Verbund gesteuert flexiblen "Schwarmstrom" dann erzeugen, wenn Großkraftwerke Spitzenlasten nicht bedienen können. Jedes Zuhause wird jedoch nicht ausgestattet werden können, da die Wirtschaftlichkeitskriterien eines Gas-BHKW weiterhin gelten und das Zuhausekraftwerk mit 60kW Leistung für ein Einfamilienhaus deutlich überdimensioniert wäre.
Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung sollen 20kW Strom und 34kW Wärme resultieren. Interessierte Kunden werden zu Contractoren des Mini-BHKW, indem sie zunächst eine Anschlussgebühr von 5000€ leisten und dann die verbrauchten kWh Wärme (Gaspreisbindung) begleichen müssen. Jedoch können diese teilweise verrechnet werden, da Lichtblick pro erzeugter kWh Strom 0,5 Cents sowie eine Kellermiete von 5€ pro Monat zahlt. Für die Vertragslaufzeit werden alle Wartungs- und Reparaturarbeiten kostenfrei übernommen. Ob dieses Angebot günstiger ist als die Anschaffung eines eigenen BHKWs sollte individuell geprüft werden. Grundsätzlich wird die Wirtschaftlichkeit jedoch von der Betriebsstundenzahl dominiert.
Ein- und Zweifamilienhäuser werden daher vermutlich nicht bedient werden können, da Mini-BHKW hier nur 4000 Stunden in Betrieb sind. Ab etwa 50.000 kWh Wärmebedarf ist schätzungsweise ein rentabler Betrieb möglich, sodass Mehrfamilienhäuser, Büro- und Gewerbeimmobilien das neue Zuhause des Kraftwerks bilden werden. Um die Rendite des VW-Motors zu steigern, wird versucht, in Spitzenzeiten Strom an der Börse zu verkaufen. Ob eine Steuerung und letztlich auch das Stromnetz zur Nutzung des Schwarmpotentials wirklich in der Lage sind, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist das Zuhauskraftwerk eine weitere Möglichkeit neben Pumpspeicher-, Gasturbinenkraftwerken und erneuerbaren Energien den Strommarkt flexibler zu gestalten und Kohle- und Atomstrom in den Ruhestand zu verabschieden.