Letzte Aktualisierung: 04.01.2023

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Ankunft der "Maria Energy": Brauchen wir wirklich Fracking-Gas aus den USA?

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Gestern legte das Tankschiff "Maria Energy" am schwimmenden Terminal, dem Spezialschiff "Höegh Esperanza", in Wilhelmshaven an. An Bord: Fracking-Gas aus den USA. Experten kritisieren, dass die deutsche Gasversorgung auf das umweltschädlich gewonnene Gas derzeit verzichten könne.

Mit dem Anlanden der "Maria Energy" kann Deutschland seine Gasvorräte weiter aufstocken. Umweltschützer kritisieren, dass hierzu nicht das umstrittene Fracking-Gas importiert werden muss. (Foto: Uniper)

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Am neuen LNG-Terminal in Wilhelmshaven wurde gestern die erste vollständige Ladung verflüssigtes Erdgas (LNG) Deutschlands angelandet. Das LNG-Schiff Maria Energy des Energiekonzerns Tsakos Energy Navigation wurde am 19. Dezember 2022 in Calcasieu Pass, USA, in der Verflüssigungsanlage des LNG-Anbieters Venture Global Calcasieu Pass, LLC, mit ca. 170.000 Kubikmeter LNG (97.147.000 Kubikmeter Erdgas) beladen - genug, um rund 50.000 deutsche Haushalte ein Jahr lang mit Energie zu versorgen.

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Fracking-Gas-Import kein Grund zur Freude

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), kritisiert, dass Deutschland nun erstmalig auf direktem Wege Fracking-Gas importiert.

"Dass Deutschland heute zum ersten Mal direkt Fracking-Gas aus den USA bezieht, ist kein Grund zur Freude, sondern ein historischer Tiefschlag für Klima- und Naturschutz. Neben hohen klimaschädlichen Methan-Emissionen verbraucht die Fracking-Technik mehrere Millionen Liter Wasser pro Bohrung und kann Erdbeben auslösen. Das sogenannte unkonventionelle Fracking ist deshalb hierzulande zurecht verboten. Mit dem Import des Gases nehmen wir trotzdem in Kauf, dass Menschen in den USA Folgen wie Erdbeben, kontaminiertes Grundwasser und erhöhte Krebserkrankungsraten zu tragen haben."

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies versuchte in seinem Kommentar zur Anlandung der "Maria Energy" diese Kritik am Import von amerikanischem Fracking-Gas zu rechtfertigen:

"Nach Rekordbauzeit und Inbetriebnahme des Terminals vor Weihnachten beginnt jetzt der Gas-Import, mit dem Niedersachsen einen zuverlässigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten wird. Ich gehe von etwa 50 Schiffen im Jahr aus, die Wilhelmshaven anlaufen werden. Das Gas wird dabei aus verschiedenen Regionen der Welt kommen, etwa wie heute aus den USA – und damit gehört dann auch zur Wahrheit, dass dieses Gas auch als Schiefergas gefördert worden sein kann. Die etwas wärmeren vergangenen Tage sollten allerdings nicht über die Herausforderungen dieses und vor allem auch des nächsten Winters hinwegtäuschen: Wir sind durch die Folgen des russischen Angriffskrieges auf Gasimporte angewiesen. Und ich bin sehr froh, dass es der Bundesregierung gelungen ist, eine Versorgung mit LNG zu gewährleisten."

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Braucht Deutschland wirklich Fracking-Gas aus den USA?

Sascha Müller-Kraenner kritisiert zudem, dass Deutschland derzeit keine Fracking-Gas-Importe benötige: "Die direkten LNG-Importe sind gestartet, obwohl noch nicht einmal klar ist, wie viel Gas wir überhaupt brauchen, um die Lieferungen aus Russland zu ersetzen. Wir fordern deshalb zu Jahresanfang eine Denkpause in Sachen LNG-Infrastruktur, um substantielle Fragen nach Bedarf und Herkunft des Gases zu klären."

Dass Deutschland wirklich so hohe Kapazitäten an LNG-Terminals braucht, zweifelt auch Malte Kreutzfeldt in einem Tweet offen an. Dort verweist er darauf, dass die realen Importkapazitäten der europäischen Terminals in Polen, Belgien, den Niederlanden und Frankreich deutlich höher liegen als das BMWK in seiner Bedarfsplanung zugrunde legt.

Auch der aktuelle LNG-Report von EnergyComment kritisiert eine Überdimensionierung der im Aufbau befindlichen LNG-Infrastruktur in Deutschland: Die Kapazitäten der schwimmenden LNG-Terminals und der an Land fest installierten Anlagen - insgesamt sind elf Terminals geplant - summieren sich zusammen auf rund 80 Milliarden Kubikmeter (bcm) Erdgas pro Jahr. Den Wegfall russischer Erdgas-Importe in der Größenordnung von 50 bcm überschreitet dies bei Weitem. Auch der gesamte deutsche Jahresverbrauch dürfte 2022 geringer als 80 bcm ausfallen, so EnergyComment.

"Wenn Deutschland sich als Reaktion auf Ukraine-Krieg und russischen Gas-Importstopp mit Flüssiggas eindecken muss, sollte die Bundesregierung zumindest darauf achten, dass wir die LNG-Nutzung zeitlich wie mengenmäßig auf das absolute Minimum begrenzen", fordert Sönke Tangermann, Vorstand bei Green Planet Energy.

Umweltschützer, die im Außenhafen von Hooksiel demonstrierten, kritisieren zudem, dass durch die Einleitung von Chlor und Brom, die durch das Reinigen von Rohrleitungen in die Nordsee abgeleitet werden, das angrenzende Ökosystem Wattenmeer Schaden nehmen könnte. In anderen Ländern wurde deshalb der Betrieb untersagt. So sollte die Höegh Esperanza ab 2023 in der Nähe von Melbourne Flüssiggas in den Bundesstaat Victoria importieren. Australische Behörden verweigerten jedoch die Genehmigung aufgrund der jetzt in Wilhelmshaven kritisierten Einleitungen.

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Kommerzieller Betrieb des Terminals in Wilhelmshaven startet Mitte Januar

Die an Bord der Maria Energy gelieferte LNG-Ladung ist Teil des Inbetriebnahmeprozesses des Terminals in Wilhelmshaven. Der kommerzielle Betrieb wird laut Uniper, dem Betreuber des LNG-Terminals, voraussichtlich Mitte Januar 2023 aufgenommen.

Erst am 17. Dezember 2022 wurde das Uniper LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet. Über die Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) Höegh Esperanza können pro Jahr rund fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in Deutschland angelandet werden.

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