Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat heute seine Stellungnahme zur künftigen Höhe der Eigenkapitalzinssätze für Strom- und Gasnetze bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Der Branchenverband bekräftigt darin erneut seine Kritik an den aktuellen Vorstellungen der Bundesnetzagentur, die Eigenkapitalzinssätze abzusenken.
Die Bundesnetzagentur hatte eine massive Senkung der Netzrenditen vorgeschlagen: Nach Abzug der Körperschaftsteuer liegt der maßgebliche Eigenkapitalzinssatz nach Steuern bei nur noch 6,70 Prozent, so der BDEW. "Die geplante weitere deutliche Absenkung des Eigenkapitalzinssatzes für die zweite Regulierungsperiode um zwölf Prozent würde sich auch vollständig auf die tatsächlich erreichbare Investitionsrendite der Strom- und Gasnetzbetreiber auswirken und diese nochmals reduzieren. Schon jetzt ist der vorgegebene Zinssatz für viele Investitionen aufgrund des Zeitverzugs nur zur Hälfte erreichbar", kritisierte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung in Berlin.
Müller warnte zudem davor, den quantitativen Ausbaubedarf im Verteilnetz zu bagatellisieren. Durch ein renommiertes Konsortium aus Wissenschaftern der Universität Aachen, einem Ingenieurbüro und einem kaufmännischen Regulierungsexperten wurde ein zusätzlicher Investitionsbedarf zur Integration erneuerbarer Energien in den Verteilernetzen von bis zu 380.000 Kilometern für Verteilernetze in den nächsten 10 Jahren errechnet. Der Berechnung liegt das Leitszenario des Bundesumweltministeriums zugrunde, das von einem Zubau von Wind- und Photovoltaik-Leistung von 51,8 Gigawatt bis 2020 ausgeht. "Die Regulierungsbehörde weigert sich, diesen Ausbaubedarf anzuerkennen und rechnet diese Zahlen künstlich klein. Das Konsortium der Experten hat die Berechnungen der Bundesnetzagentur geprüft und festgestellt: Die Behörde führt objektiv falsche Hochrechnungen durch. Die Bundesnetzagentur muss diesen massiven Ausbaubedarf endlich anerkennen und in ihrer Regulierungspolitik entsprechend berücksichtigen", forderte Müller.
Ebenso kurzsichtig sei das Vorgehen der Behörde hinsichtlich des weiteren Ausbaus der dezentralen Erzeugung in Deutschland. Die Behörde hat angekündigt, dass sie die Netzentgelte jetzt auch zu Lasten der dezentralen Erzeugung senken wolle. Die Kostenersparnis der dezentralen Erzeugung solle damit zukünftig nicht mehr den betreffenden Erzeugungsanlagen vergütet werden. "Wenn die vermiedenen Netzentgelte durch die Bundesnetzagentur gestrichen werden, dürften auch die Ausbausziele der Bundesregierung im Bereich der dezentralen Erzeugungsanlagen unerreichbar werden."