Dynamische Stromtarife für Wärmepumpen: Wann lohnt sich ein variabler Tarif?
Alle Stromlieferanten sind gemäß § 14a Energiewirtschaftsgesetz seit Anfang 2025 dazu verpflichtet, ihren Kund*innen für den Strombezug mindestens einen dynamischen Tarif anzubieten. Eigenheimbesitzer*innen können durch den Tarif ihren Stromverbrauch flexibler und effizienter gestalten, denn die dynamischen Tarife passen sich an den aktuellen Börsenstrompreis an und ermöglichen damit große Einsparpotenziale.
Ist der erneuerbare Anteil im Strommix hoch und der Preis niedrig, schaltet sich die Wärmepumpe bei Bedarf an. Ist das Gegenteil der Fall, verschiebt man die Wärmeerzeugung auf eine günstigere Stunde. Besonders interessant ist das Modell, wenn im Haus ein Pufferspeicher oder auch ein Trink-Warmwasser-Speicher vorhanden ist – er kann günstigen Strom in Form von Warmwasser speichern und das Haus dann heizen, wenn Bedarf herrscht.
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So nutzen Wärmepumpen dynamische Stromtarife
Ist der Strom besonders günstig, wird der Wasserspeicher vorrangig beladen. Er kann die Wärme über mehrere Stunden ohne große Verluste speichern. Hat das Gebäude Heizbedarf, gibt er die Wärme an die Heizkörper ab. Auch Trink-Warmwasser-Speicher lohnen sich, sie können ebenfalls sparsamer geladen werden, wenn der Strom günstig ist.
Doch auch ohne Pufferspeicher oder Trink-Warmwasser-Speicher kann man flexible Stromtarife für Wärmepumpen sinnvoll nutzen. Zwei Beispiele:
- Sinkt der Strompreis nachts aufgrund von viel Windenergie im Netz und einer geringen Nachfrage, können Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer die Nachtabsenkung der Wärmepumpe ein oder zwei Stunden vor der üblichen Zeit beenden, bevor am Morgen Nachfrage und Strompreis wieder ansteigen. In diesem Fall wird das Haus als Wärmespeicher genutzt.
- Ist es im Herbst und Frühling kalt und viel Solarstrom im Netz drückt die Börsenstrompreise, heizt die Wärmepumpe das Haus zwischen zwölf und 16 Uhr mit billigem Solarstrom auf. Nach Sonnenuntergang, wenn der Strom wieder teurer wird, kann sie dann gedrosselt werden.
Mit einem Pufferspeicher ist die Kombination von Wärmepumpe und flexiblem Stromtarif aber deutlich effizienter. Er bringt Zeiten mit günstigem Strom und die erforderliche Heizzeit besser in Einklang. Darüber hinaus verhindert der Speicher, dass die Wärmepumpe öfter anspringen muss. Das verlängert die Lebensdauer der Wärmepumpe.
Woher bekomme ich ein Smart Meter für meine Wärmepumpe?
Um einen dynamischen Stromtarif erfolgreich zu nutzen, ist ein intelligentes Messsystem (iMSys), ein sogenannter Smart Meter, erforderlich. Er besteht aus einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul. Das Smart Meter sendet den Zählerstand automatisch zum Energieversorger und empfängt beim flexiblen Stromtarif Informationen zum momentanen Strompreis.
Ein Smart Meter erhält man über einen Messstellenbetreiber. Das ist ein Unternehmen, das die Stromzähler einbaut, betreibt und wartet. Seit 2025 sind die Preise für solche Smart Meter auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt.
Smart Meter eignen sich insbesondere in Haushalten, die mit über 6.000 Kilowattstunden im Jahr einen hohen Stromverbrauch haben, eine Photovoltaikanlage betreiben, mit Wärmepumpen heizen oder Wallboxen nutzen. Seit 2025 hat jeder Haushalt das Recht, den Einbau eines intelligenten Messsystems zu verlangen – dieses muss dann innerhalb von vier Monaten installiert werden.
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Wärmepumpen-Regelung für dynamische Stromtarife
Neben einem Smart Meter braucht es zusätzlich noch eine Regelungsfunktion, die die Wärmepumpe so steuert, dass sie sich nach dem Strompreis richtet. Die Regelungstechnik bieten die Wärmepumpenhersteller oder spezialisierte Drittanbieter an. (Hier finden Sie einen Überblick über Wärmepumpen-Regelungen für dynamische Stromtarife)
Dabei greifen die meisten Anbieter auf die SG Ready-Schnittstelle der Wärmepumpe zu, die allerdings nur einen eingeschränkten Funktionsumfang bietet. Um mit der Wärmepumpe noch smarter zu kommunizieren, nutzt u.a. der herstellerunabhängige Energiemanagement-Entwickler Kiwigrid ein Shelly (Pro) 3EM. Das Shelly Pro 3EM ist ein WLAN-basiertes, DIN-montierbares 3-Phasen-Stromverbrauchsmessgerät mit WLAN-, Bluetooth- und LAN-Konnektivität.
Das Shelly Pro 3EM und die von Kiwigrid entwickelte Software ermöglichen es Nutzer*innen, die Wärmepumpe mit dem jeweils günstigsten Stromtarif zu betreiben:
- Im Modus “PV-optimiert” empfängt die SG Ready-Wärmepumpe – abhängig vom vorhandenen PV-Überschuss – automatisch Steuerempfehlungen. Produziert die PV-Anlage „viel Strom“, nutzt die Wärmepumpe zuerst den eigenen Solarstrom.
- Der Modus “Tarif-optimiert” regelt hingegen die Stromversorgung abhängig vom aktuellen EPEX-Börsenstrompreis. Ist der Börsenstrompreis zu hoch, nutzt dieser Optimierungsmodus auch den vorhandenen PV-Überschuss der eigenen PV-Anlage.
Nutzer*innen sparen mit der EPEX-automatisierten Optimierung viel Geld. Der finanzielle Nutzen beim tarif-optimierten Betrieb der Wärmepumpe beträgt etwa 145 Euro pro Jahr, so Kiwigrid.
Verivox warnt: Haushalte tragen in der Regel das volle Preisrisiko
Verivox warnt allerdings: Im Vergleich zu herkömmlichen Stromtarifen schneiden dynamische Stromtarife preislich jedoch schlechter ab. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre zahlten Verbraucher, die täglich 10 Prozent ihres Verbrauchs in die jeweils günstigste Stunde verlegten, durchschnittlich 34,64 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Im günstigsten Neukundenangebot waren es hingegen durchschnittlich nur 30,24 Cent/kWh (mit Bonus), bzw. 33 Cent/kWh (ohne Bonus). Börsenstromtarife waren also knapp 13 Prozent teurer als der günstigste fixe Tarif.
Zuletzt waren dynamische Tarife zwischen Oktober 2022 und Mai 2023 günstiger als klassische Neukundentarife. In nahezu allen anderen Monaten zeigte sich bei den dynamischen Tarifen kein Preisvorteil. Während der Energiekrise zahlten Kunden dieser Tarife hingegen ein Vielfaches.
Einen Preisdeckel (50 Cent/kWh), der vor längerfristig stark ansteigenden Börsenstrompreisen schützt, gibt es nur bei einem Angebot eines örtlichen Stromversorgers in der Verivox-Stichprobe. Dort wird dann aber auch ein Minimalpreis festgelegt (15 Cent/kWh), so dass die Kunden von Zeiten niedriger Strombörsenpreise nur eingeschränkt profitieren können.
„In den letzten fünf Jahren war es unterm Strich vorteilhafter, regelmäßig seinen Energieanbieter zu wechseln als Strom in einem dynamischen Tarif zu beziehen. Zwar gab es immer wieder Phasen, in denen dynamische Tarife auch günstiger waren, allerdings unterliegen sie teilweise enormen Preisschwankungen. Dieses Kostenrisiko trägt nicht wie sonst der Versorger, sondern in vollem Umfang der Kunde", sagt Thorsten Storck.
"Für einen durchschnittlichen Haushalt lohnt sich der Aufwand, den alltäglichen Stromverbrauch von Wasch- oder Spülmaschine in die jeweils günstigste Zeit zu legen, derzeit selten. Wird regelmäßig ein E-Auto aufgeladen oder eine Wärmepumpe betrieben und ein smartes Energiemanagementsystem eingesetzt, kann sich das Bild aber drehen."
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