Brunnen des Wasserwerks Stellingen kühlen Eismeer
Das neue Hagenbecks Eismeer erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 8.000 m2 und spätestens wenn der Besucher in der unterirdischen Kältekammer bei ganzjährigen Temperaturen von 7 °C den Pinguinen bei der Livefütterung zusehen kann, vermutet man eine horrende Energierechnung. Doch das von geising + böker Architekten BDA erdachte Eismeerpanorama ist von einer Reihe technischer Energieinnovationen geprägt, die für einen effizienten und umweltfreundlichen Energieeinsatz sorgen. Die wohl interessanteste Lösung ist die CO2-neutrale Kühlungdurch Geothermie, die zusammen mit Hamburg Wasser konzipiert wurde. Hierzu wird das Wasser aus zwei Brunnen des Wasserwerks Stellingen zur Kühlung des Beckenwassers herangezogen.
Kühlwasser stammt aus mehr als hundert Metern Tiefe
Das sogenannte Rohwasser stammt aus zwei Filterstrecken, die mehr als 90 bis 140 Meter tief liegen und eine konstante Temperatur von etwa 11 Grad aufweisen. Dieses kalte Grundwasser gibt dann die Kälte über einen Lamellenwärmetauscher an einen Sicherheitskreislauf ab, der zum Eismeer fließt. Im Technikkeller des Eismeeres angekommen wird die Kälte des Hamburger Grundwassers vom Sicherheitskreislauf über einen weiteren Wärmetauscher an das Eismeerwasser abgegeben, das so auf ganzjährig rund 15 Grad Wassertemperatur runtergekühlt wird. Dies ist nicht nur im Sommer notwendig, sondern schützt auch im Winter vor einer Vereisung der Becken.
Der Kreislauf zwischen den beiden Wärmetauschern dient dabei als Sicherheitspuffer, um auszuschließen, dass das salzhaltige Eismeerwasser durch Leckagen mit dem Hamburger Grundwasser in Kontakt kommen kann. Die Pumpen, die rund 130.000 Liter pro Stunde umwälzen, um das 5,3 Millionen Liter umfassende Eismeer zu kühlen, werden dabei mit Solarstrom einer eigenen Photovoltaikanlage angetrieben.
Vor- und Nachteile einer geothermischen Trinkwasserkühlung
Ein Vorteil der Trinkwasserkühlung des Eismeeres ist, dass im Gegensatz zu einer klassischen Kühlung über Erdwärmesondenkeine Wärme zurück in den Boden eingeleitet wird. Dies ist nämlich insbesondere in Großstädten problematisch, die aufgrund der Siedlungsdichte bereits über höhere Bodentemperaturen verfügen und so die Mikrobiologie des Bodens als auch die des Grundwassers durch einen weiteren Temperaturanstieg verändern könnten.
Nachteilig ist, dass die Verknüpfung von Trinkwasserversorgung und Kältelieferung nicht flächendeckend eingesetzt werden kann. Dies liegt zum einen daran, dass sich Wasserwerke gewöhnlich in Wasserschutzgebieten befinden in deren Nähe sich keine Betriebe mit einem ähnlich hohen Kältebedarf befinden und sich die Installation längerer Kälteleitungen zu einem weiter entfernten Abnehmer nicht lohnen würde. Zum anderen würde eine mehrfache Kühlenergieentnahme entlang des Trinkwassernetzes das Risiko von Leckagen steigern und auch die Trinkwassertemperatur im Netz selbst leicht erhöhen und so die Wahrscheinlichkeit einer Keimbildung wie oben beschrieben erhöhen.