KfW-Studie: Mehr Ökostrom und steigende CO2-Preise können Wärmepumpen-Absatz verdoppeln!
Das Verhältnis von Strom- zu Gaspreis ist mitentscheidend dafür, ob in einem Land viele Wärmepumpen verkauft werden. Diese werden dann besonders oft genutzt, wenn Gas im Vergleich zu Strom relativ teuer ist.
Konkret wäre für ein Land wie Deutschland - das im Jahr 2023 einen Absatz von etwa 11 Wärmepumpen pro 1000 Haushalte hatte und in dem Strom im Vorjahr etwa vier Mal teurer war als Gas - durch eine Halbierung des Strompreises oder eine Verdopplung des Gaspreises nahezu eine Verdopplung des Absatzes an Wärmepumpen zu erwarten.
Das geht aus einer Analyse von KfW Research hervor. Darin wurde untersucht, wie verbreitet Wärmepumpen in verschiedenen europäischen Ländern sind und was entscheidende Faktoren dafür sind.
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Wärmepumpen-Zubau: Deutschland auf Platz 17 – von 21
Insgesamt hat sich der Absatz von Wärmepumpen in Europa in den vergangenen 10 Jahren etwa vervierfacht, lediglich im Jahr 2023 gab es einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.
In Deutschland gab es im Jahr 2023 je 1000 Haushalte 11 verkaufte Wärmepumpen. In der Schweiz waren es 17, in Frankreich 23, in Schweden 36 und beim Spitzenreiter Norwegen 57. Deutschland lag unter 21 untersuchten Ländern auf Platz 17.
Ähnlich sieht es beim Blick auf den Bestand an Wärmepumpen aus. Auch dort sind die skandinavischen Länder führend. In Norwegen und Finnland wird bereits jedes zweite Wohngebäude mit einer Wärmepumpe beheizt, in Deutschland sind es lediglich 5 Prozent.
Allerdings gibt es beim Neubau in Deutschland einen deutlichen Strukturwandel. Die Wärmepumpe ist hier mittlerweile der vorherrschende Wärmeerzeuger. Im Jahr 2023 wurden 72 Prozent der genehmigten Einfamilienhäuser und 52 Prozent der Mehrfamilienhäuser mit Wärmepumpen ausgestattet.
Auch mit Blick auf den gesamten Heizungsmarkt zeigt sich der Wandel: War im Jahr 2019 nur jeder zehnte aller verkauften Wärmeerzeuger eine Wärmepumpe, so war es in den letzten beiden Jahren bereits jeder vierte.
Länder mit vielen Wärmepumpen nutzen häufig Erdwärme und Ökostrom
Die starke Nutzung in Nordeuropa mag auf den ersten Blick überraschen, da Wärmepumpen eine externe Wärmequelle nutzen. Dabei ist zu beachten, dass Wärmepumpen unterschiedliche Wärmequellen verwenden können. So werden in Skandinavien häufig Erdwärmepumpen genutzt.
Zudem sind Wärmepumpen mit der Zeit effizienter geworden, sodass der Betrieb einer Wärmepumpe mit Wärmequelle Luft auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen zwar stromintensiv, aber dennoch technisch möglich und effizient sein kann.
Die Länder mit umfangreicher Wärmepumpennutzung zeichnen sich auch durch eine Stromerzeugung aus, die mehrheitlich auf erneuerbaren Energien basiert – teilweise ergänzt um Kernkraftwerke – und im Wesentlichen ohne Gas- und Kohlekraftwerke auskommt.
Der Gas- und Kohleanteil an der Stromerzeugung liegt beispielsweise in Norwegen bei 2 %, in Finnland bei 8 % und in Schweden bei 1 %. Hierdurch ist die Stromerzeugung in diesen Ländern auch besonders kostengünstig.
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Strom-Gas-Preisverhältnis korreliert mit Wärmepumpenabsatz in Europa
Wie lassen sich Unterschiede bei der Nutzung von Wärmepumpen erklären? Ein offensichtlicher Faktor der Wirtschaftlichkeit sind die Anschaffungskosten einer Wärmepumpe. Daneben sind auch die Betriebskosten für die Wirtschaftlichkeit entscheidend. Hierbei ist insbesondere das Verhältnis von Strom- und Gaspreis relevant, da die Alternative für die Wärmepumpe häufig eine Gasheizung ist.
Das Strom-Gas-Preisverhältnis fällt in den verschiedenen europäischen Ländern unterschiedlich aus. Zudem unterlag es in den letzten Jahren starken Schwankungen, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und zeitlich befristete staatliche Maßnahmen zur Stabilisierung der Energiepreise.
Die KfW-Analyse konnte nun aber dennoch zeigen, dass auf europäischer Ebene Wärmepumpen besonders dort häufig genutzt werden, wo der Strompreis im Vergleich zum Gaspreis niedrig ist. Dies gilt auch unter Berücksichtigung weiterer länderspezifischer Voraussetzungen.
Konkret wäre für ein Land wie Deutschland, das im Jahr 2023 einen Wärmepumpenabsatz von etwa 11 Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte und im Vorjahr ein Strom-Gas-Preisverhältnis von etwa 4 hatte, durch eine Halbierung des Strompreises (oder eine Verdopplung des Gaspreises) nahezu eine Verdopplung des Absatzes an Wärmepumpen zu erwarten.
Dennoch beeinflussen auch eine Vielzahl anderer Faktoren den Wärmepumpen-Absatz in Europa. Neben Wärmepumpen-Förderungen wie z. B. Kaufpreiszuschüssen oder reduzierte Mehrwertsteuersätzen, Technologieförderungen oder Handwerkerschulungen spielt auch die Eigentumsquote (Schweiz), die Anzahl an offenen Stellen am Bau oder das Einkommen.
Strom muss günstiger, Gas teurer werden
Die KfW-Ergebnisse legen nahe, dass das Strom-Gas-Preisverhältnis ein relevanter Hebel ist, um die Verbreitung von Wärmepumpen in Deutschland und Europa zu stärken.
Konkrete Ansätze sind ein verlässlich ansteigender CO2-Preis, wie er durch die Ausweitung des europäischen Emissionshandels zu erwarten ist. Teil der Lösung können auch attraktive Wärmepumpenstromtarife sein, die auf zeitvariablen Preisen basieren – weil Wärmepumpen potenziell flexibel steuerbar sind und somit Lastverschiebungen ermöglichen.
„Das Verhältnis von Strom- zu Gaspreis ist ein relevanter Hebel, um die Verbreitung von Wärmepumpen voranzutreiben“, sagt Dr. Johannes Rode, Experte für Energiethemen bei KfW Research.
„Es gibt verschiedene Ansatzmöglichkeiten. Eine davon ist ein verlässlich ansteigender CO2-Preis, der zu einem höheren Gaspreis führt. Auch attraktive Wärmepumpenstromtarife sind eine Option. Dabei ist zu berücksichtigen, dass häufig gerade einkommensschwache Haushalte in energetisch ineffizienten Gebäuden wohnen. Daher sind flankierende Maßnahmen nötig, etwa Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite, um die Energiewende gesellschaftlich fair zu gestalten.“
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Erneuerbare Energien und geschulte Handwerker stärken Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit
Generell stellt ein effizienter und auf erneuerbaren Energien basierender Strommarkt in Deutschland das Rückgrat für die Nutzung von Wärmepumpen dar. Dabei gilt: Je höher der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix, desto klimafreundlicher ist der Einsatz von Wärmepumpen. Der Ausbau von erneuerbaren Erzeugungskapazitäten, Netzen und Speichern wirkt hierbei unterstützend.
Wichtig erscheint auch die Rolle der Handwerker als zentraler Akteur bei der Auswahl des Wärmeerzeugers. Das Beispiel Schweden belegt, wie eine klare Ausrichtung auf die Wärmepumpe inklusive gezielter Handwerkerschulungen zum Erfolg der Wärmepumpe beitragen kann, so die KfW-Analyse.
Gelingt es, den Hochlauf von Wärmepumpen zu beschleunigen, leistet dies einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele für Deutschland und würde zugleich Strafzahlungen an die EU vermeiden, die ab dem Jahr 2030 für die bisher noch nicht vom Europäischen Emissionshandel abgedeckten Sektoren Wärme und Verkehr drohen.
Zudem zählt Deutschland zuletzt neben China und Frankreich zu den drei größten Exporteuren von Wärmepumpen, gefolgt von Schweden. Ein dynamisch wachsender Wärmepumpenmarkt bietet laut KfW somit deutschen Herstellern die Möglichkeit, Märkte zu erschließen und ihre Wettbewerbsposition zu verbessern.