Persönlich, sympathisch und vom Fach
Die Kampagne "Zusammen ist es Klimaschutz" wurde heute in Berlin vorgestellt. Eine Einladung, die ich sehr gerne angenommen habe und eine gute Gelegenheit unsere Umweltministerin und Blogger aus der Szene mal persönlich kennenzulernen. Zu zwölft saßen wir dann in einem Stuhlkreis und Barbara Hendricks stand uns eine Stunde lang persönlich Rede und Antwort. Was soll man sagen, Sie ist sympathisch und vom Fach. Das fachliche stand für mich allerdings schon vorher fest, wenn man ihre Medienauftritte in den vergangenen Wochen beobachtet hat. Dementsprechend interessant waren auch ihre Antworten.
Vom Zwei-Grad-Ziel bis zur Sojamilch-Steuer
Bei den Fragen ging es sowohl um die "großen Themen" wie das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels, dem Abbau klimaschädlicher Subventionen oder der Benachteiligung von südlichen Ländern bei der Klimaschutzpolitik als auch um verkehrspolitische Fragen wie z. B. ein Tempolimit auf Autobahnen oder dem Sanierungs-Dauerbrenner der Verstärkung von Anreizen zur energetischen Wärmedämmung alter Häuser. Letztlich kamen aber auch die vermeintlich kleinen Dinge des alltäglichen Lebens zur Sprache, wie die benachteiligende, höhere Mehrwertbesteuerung von Sojamilch gegenüber normaler Kuhmilch.
Rumnörgeln und nix tun kann jeder
Aber was soll nun eine neue Klimaschutz-Kampagne, die uns ans Lichtausmachen, das Fensterschließen und unnötige Gartengeräte erinnert? (Mein absoluter Favorit ist übrigens "Zombies schützen Klima") Bringt doch eh nichts, wenn weiterhin Kohle verfeuert wird und dies weltweit die CO2-Bilanz verhagelt. Man könnte böswillig sogar meinen, eine solche Kampagne solle die politische Verantwortung auf den Privatbürger abschieben, nur weil man sich weder in Europa und schon gar nicht weltweit auf ausreichende Klimaschutzziele einigen kann. Aber rumnörgeln und nix tun kann jeder. Die Erde erwärmt sich dadurch allerdings nicht weniger langsam.
Realität toppt die Zombie-Apokalypse
"Wir wollen den Menschen keinen anderen Lebensstil aufzwingen", sagt Barbara Hendricks. Vielmehr sind die Kampagnen-Clips gedacht, den Klimaschutz ins Gedächtnis und in den eigenen Wirkungskreis zurückzubringen. Denn Lichtausmachen kann ja nun wirklich jeder. Beim Gartenhäcksler wartet da schon etwas mehr Arbeit, den Grünschnitt mit einer Heckenschere zu entfernen. Gut, aber als Strafe wartet da auch ein Zombie und nicht die kopulierenden Eltern. Die Realität selbst sieht aber noch wesentlich schrecklicher aus: Weltweit sind Millionen von Menschen durch den Klimawandel unmittelbar von Vertreibung und Hunger bedroht, wenn der CO2-Ausstoß nicht begrenzt wird.
Jeder kann ein bisschen Klimaschützer
Das sparen die Clips allerdings aus. Aber auch ohne die moralische Keule wäre es toll, wenn man sich zukünftig mehr Gedanken macht, mit seinen eigenen Mitteln etwas für den Klimaschutz zu tun. Wir leben in einer Shareeconomy, im globalen Social Media-Zeitalter, wir besuchen kostenlos MOOCS, 3D-Drucker drucken sich selbst nochmal aus. Da wird sich doch was für jeden von uns finden lassen, wie wir unseren Alltag klimafreundlicher gestalten können. Was fehlt ist nur ein etwas stärkeres Bewusstsein für den privaten Klimaschutz. Und dabei können die Sex- und Zombie-Schocker des BMUB sicherlich ein bisschen nachhelfen. (RD)