Abwrackprämie auch für neue Öl- und Gasheizungen?
Unklar bleibt jedoch, für was genau die Abwrackprämie gezahlt werden soll. Möglich ist, dass "AKK" den Umstieg auf eine neue Ölheizung fördern will. Dies wäre natürlich hinsichtlich des dringend nötigen Klimaschutzes sehr kontraproduktiv, da jede jetzt installierte Heizung häufig 20 Jahre und länger genutzt werden wird. Eine jetzt neu installierte Ölheizung wird also auch noch nach 2040 laufen, wenn sich Deutschland zur Erreichung der Klimaschutzziele schon lange keine fossilen Heizungen mehr leisten kann.
Eine zweite Auslegung kann bedeuten, dass Annegret Kramp-Karrenbauer mit einer Abwrackprämie keine neuen Ölheizungen, sondern alle verbleibenden inklusive neuer Gasheizungen fördern will. Der BDEW sieht hierin eine Möglichkeit, den Ölheizungsbestand schnell zu reduzieren: Denn fast die Hälfte der 5,8 Millionen Gebäude, die noch durch eine Ölheizung versorgt werden, liegen laut dem BDEW im gasberohrten Gebiet.
Dies bedeutet, so der BDEW, dass mindestens 2,1 Millionen dieser Gebäude mit einer Gasheizung modernisiert werden könnten, weitere 510.000 Gebäude ließen sich an das Fernwärmenetz anschließen. Über 14 Millionen Tonnen CO2 ließen sich alleine durch diese Maßnahme einsparen. Würde man alle Ölheizungen durch moderne Heizungstechnologien ersetzen, ließen sich sogar bis zu 30 Millionen Tonnen CO2 einsparen, so der BDEW.
Öl-Heizungen nur durch Erneuerbare ersetzen
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßt den Vorstoß der CDU als einen wichtigen Schritt, um im Wärmebereich mehr CO2 einzusparen. Eine Abwrackprämie für alte Ölheizungen ist laut BEE nur dann sinnvoll, wenn diese nicht durch neue Öl- oder Gasheizungen ersetzt werden: „Die steuerliche Förderung darf auf keinen Fall Heizungstechnologien mit fossilen Energieträgern subventionieren. Sonst schaffen wir die Klimaziele nicht.“
Auch Prof. Volker Quaschning reagiert auf Twitter eindeutig: "Wir ersetzen für viel Geld ein paar fossile Ölheizungen durch fossile Gasheizungen. Paris klappt aber nur, wenn gar keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden." Claudia Kemfert fordert auf Twitter hingegen, dass man statt Abwrackprämien für Ölheizungen die Förderung [von Ölheizungen] sofort einstellen und zudem die energetische Gebäudesanierung aber auch nachhaltige Verkehrswende fördern solle.
Mit einer Abwrackprämie Ölheizungen durch Erdgasheizungen zu ersetzen, verschiebt eine grundlegende Systemtransformation im Heizungsmarkt nur unnötig nach hinten, sagt Dr. Erwin Knapek, Präsident des Bundesverbandes Geothermie e.V. Er fordert ein Installationsverbot für fossile Heizungssysteme bei Neubauten und ambitionierte Fristen, fossile Heizungssysteme im Bestand auf Erneuerbare Energie umzurüsten. Gerade die Kosten von Erdwärmeheizungen seien durch Belastungen wie Steuern und Abgaben viel höher als im Vergleich zu Öl und Gas. "Hier muss der Gesetzgeber handeln“, fordert Knapek.
Diese Ansicht teilt auch Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V.: „Eine Abwrackprämie für alte Ölheizungen kann eine sinnvolle Maßnahme sein, um die Energiewende in den Heizungskellern voranzutreiben. Sie hat aus unserer Sicht allerdings nur dann einen wirkungsvollen Effekt für die langfristige Minderung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor, wenn statt des Ölkessels erneuerbare Heizungssysteme eingesetzt werden. Dies muss am Wärmemarkt unterstützt werden – sowohl durch Förderung, also auch durch eine faire CO2-Bepreisung und eine deutliche Senkung der Strompreise.“
Alternativen: Ölheizungsverbot und Bio-Heizöl
Eine Alternative zur Abwrackprämie, die natürlich auch Steuergelder kosten würde, wäre ein einfaches Neuinstallationsverbot von Ölheizungen. In einigen Nachbarländern ist ein Verbot der Ölheizung in der Diskussion oder bereits gesetzlich verabschiedet. So ist in Dänemark bereits seit 2013 die Installation von Öl- und Gasheizungen in Neubauten untersagt. Seit dem 1. Januar 2016 dürfen auch in Bestandsgebäuden keine Öl-Heizkessel mehr eingebaut werden.
Auch in Österreich wird ein Ölheizungsverbot diskutiert. Als Gegenargument führt der österreichische Ölhandel das sogenannte „HVO“ (Hydrotreated Vegetable Oil) an, das aus erneuerbarem Strom und pflanzlichen oder tierischen Fetten erzeugt werden soll. "Erneuerbare Energie Österreich" hält "grünes" Bio-Heizöl keine Lösung: Die Herstellungskosten von HVO lägen deutlich über denen erneuerbarer Wärmetechnologien und ihr Einsatz ist nur in neuen Kesseln sinnvoll. Zudem würden für die Erzeugung von „HVO“ große Mengen Ökostrom benötigt, der in anderen Anwendungen sinnvoller eingesetzt werden könnte.
Tipp: Unter www.waermepumpe-regional.de finden Sie Wärmepumpen-Beispiele in ganz Deutschland. Schauen Sie mal rein und lassen Sie sich von Anwendungen in Ihrer Stadt oder Gemeinde inspirieren.