Lohnen sich dynamische Stromtarife für Wärmepumpen?
Um die Energiewende mit einem stabilen Stromnetz in Einklang zu bringen, werden in ganz Europa schrittweise dynamische Stromtarife eingeführt. In Deutschland sind Stromanbieter verpflichtet, bis Anfang 2025 mindestens einen dynamischen Tarif anzubieten.
Wie funktionieren dynamische Stromtarife?
Dynamische Tarife motivieren Hausbesitzer, ihren Stromverbrauch aus dem Netz während der Spitzenlastzeiten zu reduzieren und stattdessen ihren Verbrauch in Zeiten geringerer Nachfrage zu verlagern. Dadurch können sie Strom aus dem Netz beziehen, wenn der Strom an der Börse günstig gehandelt wird.
Mit Hilfe intelligenter Home Energy Management Systeme (HEMS) können PV-Anlage, Stromspeicher, Wallbox, E-Auto oder Wärmepumpe so aufeinander abgestimmt werden, dass möglichst viel günstiger eigenproduzierter Solarstrom verbraucht wird. HEMS können nun aber auch koordinieren, wann es günstiger ist, eben Netzstrom zum dynamischen Strompreis zu beziehen.
Laut Statistischem Bundesamt kostet ein Kilowattstunde Strom aktuell 41,75 Cent. Das ist etwa ein Fünftel mehr, als die Kilowattstunde im zweiten Halbjahr 2022 kostete. Auch wenn sich die Lage im Strommarkt mittlerweile entspannt hat, sind die Preise weiterhin hoch. Experten prognostizieren, dass sich hieran wenig ändern wird.
Die gute Nachricht ist aber auch: Mit dynamischen Strompreisen lassen sich die Stromkosten dann senken, wenn man Strom verbraucht, wenn dieser an der Börse besonders günstig gehandelt wird. So ließe sich insbesondere der Stromverbrauch von flexiblen Verbrauchern wie Waschmaschine, Trockner aber auch eben E-Auto und Wärmepumpe gezielt günstig abdecken.
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Niedrige Börsenstrompreise dank erneuerbarer Energien
2024 liegt der durchschnittliche Stundenpreis im Day-Ahead-Markt der Strombörse schon seit Januar konstant unter 8 ct/kWh und pendelt sich damit stabil auf einem niedrigen Niveau ein. Im Mai lag der durchschnittliche Stundenpreis im Day-Ahead-Markt bei nur 6,72 ct/kWh.
Die Strompreise an der Börse sind Großhandelspreise. Auf sie kommen noch Steuern, Abgaben, Netzentgelte und Gewinnmargen der Stromanbieter. Anbieter von dynamischen Stromtarifen geben die aktuellen günstigen Großhandelspreise im Rahmen ihrer dynamischen Börsenstromtarife plus üblicher Nebenkosten an ihre Stromkunden weiter.
Kunden des dynamischen Stromtarifs von Rabot Charge bezahlten im Mai so nur einen durchschnittlichen Arbeitspreis von 27,66 ct/kWh inklusive Abgaben, Steuern und Gewinnmarge.

Dieser Durchschnittspreis dürfte noch nicht viele überzeugen, auch für die Versorgung der Wärmepumpe auf einen dynamischen Tarif zu wechseln. Denn im gleichen Zeitraum kostete ein klassischer Heizstromtarif für Wärmepumpen auch nur um die 30 Cents pro kWh.
Um aber das volle Potenzial eines dynamischen Stromtarifs für das E-Auto oder die eigene Wärmepumpe zu heben, muss dieser Verbrauch am Besten automatisiert in Niedrigpreisphasen verschoben werden. Hierzu bedarf es eines aufeinander abgestimmten Energiemanagementsystems.
Aktuell entstehen vielfältige Kooperationen, um auch Endkunden an den Preisvorteilen Erneuerbarer Energien teilhaben zu lassen.
SMA und LichtBlick entwickeln dynamischen Stromtarif
Jüngst gaben erst der Wechselrichter-Hersteller SMA Solar und der Versorger Lichtblick bekannt, gemeinsam auf Basis des ison-Systems einen dynamischen Stromtarif für Kunden von SMA anbieten zu wollen.
Das Herzstück bildet der Sunny Home Manager 2.0 von SMA. Er maximiert die Versorgung elektrischer Geräte mit Solarenergie und nutzt die Flexibilität aus Heimspeicher, Wallbox und Wärmepumpe.
Mithilfe der ison Plattform können zukünftig die vorteilhaften Zeitpunkte für den Kauf bzw. Verkauf von Strom an der Strombörse viertelstündlich automatisiert ermittelt und dem Sunny Home Manager 2.0 signalisiert werden, dass angeschlossene und flexible Verbraucher (wie Batterie, Wärmepumpe oder Elektrofahrzeug) Netzstrom beziehen sollten.
Für einen zeitgenauen Stromeinkauf von SMA-Prosumern ist eine Handelsanbindung am Markt sowie eine Energielieferung durch einen Versorger erforderlich – dies wird durch LichtBlick gewährleistet.
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Rabot Charge kooperiert mit mehreren HEMS-Anbietern
Der Stromanbieter Rabot Charge kooperiert dazu aktuell mit bislang drei Smart Home Systemen, wodurch über 200 Hersteller inkludiert werden.
Im ersten Schritt integriert Rabot Charge seine dynamischen Strompreise in drei HEMS-Zentralen, darunter clever-PV, gridX und Solar Manager. Hierdurch können zahlreiche flexible Stromverbräuche bzw. Assets im Haushalt systemübergreifend und herstellerunabhängig so gesteuert werden, dass sie Strom aus dem Netz beziehen, wenn er günstig ist.
Im Rahmen der Kooperationen lassen sich rund 50 Wärmepumpen, 100 Wallboxen, mehr als 30 Speichersysteme und 70 E-Autos Strompreis-optimiert steuern.
SolarEdge führt KI-gestützte Software für dynamische Stromtarife ein
Das neue KI-basierte Energieoptimierungssystem SolarEdge ONE, optimiert die Erzeugung und den Verbrauch von Solarenergie und Stromspeichern in Privathaushalten autonom und in Übereinstimmung mit den Strompreisen an der Börse.
Sie ermöglicht es Hausbesitzern dynamische Tarife in das Energiemanagement ihres PV-Systems, optional auch in Kombination mit einem Batteriespeicher, einzubeziehen. In Kürze wird SolarEdge ONE auch ausgewählte Ladestationen und Wärmepumpen für ein erweitertes Lastmanagement unterstützen.
Dabei nutzt SolarEdge ONE vorausschauende KI-Algorithmen die spezifischen Energieverbrauchsmuster und Präferenzen der Hausbesitzer erlernen und personalisierte, rund um die Uhr optimierte Energiesparpläne erstellen. Darauf aufbauend trifft das System Hunderte von Echtzeitentscheidungen auf Basis der Day-Ahead-Strommärkte, die den Energieverbrauch optimieren.
E3/DC kooperiert mit Energy Hub Alliance
Mit einem erweiterten Energiemanagement versetzt auch E3/DC seine Kunden in die Lage, mit u.a. einer Wärmepumpe von dynamischen Strompreisen zu profitieren. Wer die temporären Preisvorteile des Day-Ahead-Markts über die Lastverschiebung nutzen möchte, benötigt einen Smartmeter und den dynamischen Strombezug über Smart Energy Provider. Stand heute kann E3/DC mit jedem Anbieter arbeiten, konkrete Kooperationen bestehen mit Ostrom und Lumenaza.
E3/DC prognostiziert, dass so unabhängig vom Anbieter ein durchschnittlicher Strompreis von 7 Ct/kWh erreichbar ist. Bei korrekter Auslegung und unter Einbeziehung der Einspeisevergütung ist der Reststrombezug sogar kostenlos. Die erzielten Einsparungen durch Eigenstrom und den dynamischen Strommarkt werden im E3/DC-Portal anschaulich visualisiert.
E3/DC ist zudem Teil der „Energy Hub Alliance“, einem Joint Venture mit der P3 Digital Services (P3 Group), die es Kunden in ihren Gebäuden ermöglichen will, Daten von z.B. E-Autos, Wärmepumpen und Stromspeichern im Energiemanagement zu vernetzen. Aktuell sind unter anderem bereits Mercedes, BMW, Tesla, The Mobility House und Tibber an Bord.
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Dynamische Stromtarife für Wärmepumpen immer lukrativer
Seit der Einführung der ersten dynamischen Stromtarife in Deutschland vor zwei Jahren hat sich bislang nur eine relativ geringe Anzahl von Hausbesitzern für dynamische Tarife entschieden, da sie durch die schwankenden Preise verunsichert sind und sich möglicherweise hohen Stromrechnungen ausgesetzt sehen.
Mit der Einführung von neuen Managementsystemen kann es daher nun auch für Wärmepumpen-Besitzer interessant werden, dynamische Tarife zu nutzen, indem nun der Energieverbrauch automatisch so optimiert wird, dass immer der günstigste Strom – sei es aus dem Netz, der eigenen Solaranlage oder zukünftig dem E-Auto-Speicher – verbraucht wird.
Diese Einschätzung teilt auch das Fraunhofer IEG in einer neuen Studie: "Das mittlere Einsparpotenzial durch dynamische Strompreise beträgt unter den aktuellen volumenbasierten Netzentgelten bis zu 30,4 Prozent, sofern der Haushalt ein Energiemanagementsystem nutzt. Werden dynamische Stromtarife zusätzlich mit kapazitätsbasierten Netzentgelten kombiniert, können diese Haushalte noch höhere Einsparungen – bis zu 62,3 Prozent – realisieren."
Auch der Europäische Verbraucherverband BEUC kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass "Homes with a heat pump benefit greatly from dynamic pricing contracts." Laut der Studie "Assessment of consumer risks and benefits of heat pumps with and without dynamic price contracts" können Häuser mit Wärmepumpe in Belgien, Spanien und Italien, die auf dynamische Preistarife umsteigen, zwischen 460 und 1.350 Euro pro Jahr sparen.