Letzte Aktualisierung: 03.06.2025

Anzeige

PV-Anlage: Bis zu 37% sparen!

Wir sparen für Sie bis zu 37% - durch unseren Experten-Vergleich!
Jetzt Preise vergleichen!

Meyer Burger meldet Insolvenz für deutsche Gesellschaften an - Tiefpunkt einer langen Krise

Meyer Burger hat Insolvenz für seine deutschen Tochtergesellschaften beantragt. Betroffen sind über 600 Mitarbeitende an den Standorten Bitterfeld-Wolfen und Hohenstein-Ernstthal. Die Schweizer Zentrale sowie die US- und Schweiz-Aktivitäten bleiben vorerst bestehen. Das Unternehmen hatte jahrelang gegen chinesisches Preisdumping und mangelnde politische Unterstützung gekämpft. Die Insolvenz gilt als Alarmsignal für die europäische Solarindustrie und den Industriestandort Deutschland.

Eine Mitarbeiterin bei der Modulfertigung von Meyer Burger in Bitterfeld-Wolfen – die Produktion steht inzwischen still. Nach dem Scheitern der Sanierungsverhandlungen hat das Unternehmen Insolvenz für seine deutschen Gesellschaften beantragt. (Foto: Meyer Burger)

Die Solarherstellerin Meyer Burger steckt in einer akuten Unternehmenskrise: Nur zwei Tage nach der überraschenden Einstellung der Modulproduktion in den USA und der Entlassung von 282 Mitarbeitenden in Goodyear, Arizona, hat das Unternehmen nun auch für seine beiden deutschen Tochtergesellschaften Insolvenz angemeldet.

Die Solarunternehmen Meyer Burger (Industries) GmbH und Meyer Burger (Germany) GmbH, beides Tochtergesellschaften der Schweizer Meyer Burger Technology AG, haben heute offiziell Insolvenzanträge gestellt. Betroffen sind rund 620 Mitarbeitende an den ostdeutschen Standorten Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) und Hohenstein-Ernstthal.

Die Muttergesellschaft teilte mit, dass im Rahmen laufender Sanierungsverhandlungen bislang keine tragfähige Lösung zum Fortbestand der Produktionsstandorte gefunden werden konnte. Nun sollen die Gespräche unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten vorläufigen Insolvenzverwalters fortgeführt werden.

Die Schweizer Zentrale und der Standort Thun mit rund 60 Beschäftigten sind nicht betroffen. Auch die amerikanische Tochtergesellschaft Meyer Burger (Americas) Ltd. bleibt formal bestehen, obwohl dort am 29. Mai 2025 sämtliche Mitarbeitenden entlassen wurden.

Parallel zur Insolvenzmeldung beantragt das Unternehmen eine Fristverlängerung zur Offenlegung seiner Geschäftszahlen 2024, deren bisherige Frist am heutigen 31. Mai abläuft. Das signalisiert erhebliche Unsicherheiten in der Finanzlage.

Anzeige

PV-Anlage im Rundum-Sorglos-Paket!

Konfiguriere jetzt online Deine eigene Solar-Anlage + erhalte in wenigen Minuten die besten Experten-Angebote aus Deiner Region!
PV-Anlage online planen und kostenlos Angebote erhalten

„Die Geschäftsbetriebe laufen derzeit trotz der Insolvenzanträge weiter“

Als vorläufigen Insolvenzverwalter des Technologie-Standortes „Meyer Burger (Germany) GmbH“ in Hohenstein-Ernstthal (bei Chemnitz) bestellte das Gericht Prof. Dr. Lucas F. Flöther, Namens-Partner der Kanzlei Flöther & Wissing und einer der renommiertesten deutschen Insolvenzverwalter.

Vorläufiger Insolvenzverwalter der Solarzellen-Produktion „Meyer Burger (Industries) GmbH“ (Bitterfeld-Wolfen und Hohenstein-Ernstthal) ist Reinhard Klose, Partner bei Flöther & Wissing und Leiter der Chemnitzer Kanzlei-Niederlassung. Die beiden Sanierungsexperten machen sich bereits in Gesprächen mit dem Management ein Bild der Lage.

„Die Geschäftsbetriebe laufen derzeit trotz der Insolvenzanträge weiter“, schilderte Lucas F. Flöther die Situation. „Es ist unser Ziel, beide Unternehmen während des gesamten vorläufigen Verfahrens fortzuführen.“ Reinhard Klose ergänzte: „Meyer Burger gehört zu den europäischen Technologie- und Innovationsführern der Branche. Wenn möglich, sollen die Standorte und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben.“

In den nächsten Wochen werden die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter die zur Verfügung stehenden Optionen prüfen und anschließend in Abstimmung mit den Gläubigern die geeigneten Maßnahmen vorbereiten. Denkbar ist unter anderem eine Investorenlösung. Zwar hatte Meyer Burger bereits in den vergangenen Monaten vergeblich versucht, einen Investor zu finden. Eine Investorenlösung ist allerdings in einem Insolvenzverfahren deutlich einfacher zu erreichen, weil der Erwerber die Geschäftsbetriebe ohne Altlasten übernehmen kann.

Flöther und Klose werden kurzfristig die mehr als 600 deutschen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (289 bei der Meyer Burger (Germany) GmbH und 332 bei der Meyer Burger (Industries) GmbH) über den Stand der Dinge und die weiteren Schritte unterrichten. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sollen über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert werden.

Hintergrund: Vom Hoffnungsträger zur Dauerkrise

Die Insolvenz kommt nicht aus heiterem Himmel – sie ist der Tiefpunkt eines mehrjährigen Ringens um Marktanteile, Finanzierung und politische Unterstützung:

  • Strategiewechsel 2020/21: Meyer Burger vollzog in der Corona-Zeit einen radikalen Kurswechsel: Vom reinen Maschinenbauer hin zum vertikal integrierten Solarmodulhersteller – mit eigener Zell- und Modulfertigung in Deutschland.
  • Aufbau Ostdeutscher Standorte: Die Werke in Bitterfeld-Wolfen (Zellfertigung) und Hohenstein-Ernstthal (Maschinenbau, Technologieentwicklung) galten als Leuchtturmprojekte für die europäische Solar-Renaissance. Sie wurden mit Fördermitteln von Bund und Ländern unterstützt.
  • Strukturelle Marktprobleme: Trotz technologisch führender Produkte mit Heterojunction-Technologie kämpfte Meyer Burger ab 2022 mit aggressiven Preisdumping-Strategien aus China, massivem Preisdruck und ungelösten Handelsfragen.
  • Kritik an fehlendem Marktschutz: Das Unternehmen forderte wiederholt politische Schutzmaßnahmen (z. B. Anti-Dumping-Zölle oder Subventionen nach US-Vorbild). Trotz wachsendem politischen Willen kam eine gezielte Industriepolitik für europäische Solarhersteller zu spät.
  • Vergebene Rettungsversuche: Noch Anfang 2024 war über neue Finanzierung, Partner oder Teilverkäufe spekuliert worden. Der angekündigte US-Ausbau in Colorado konnte den Druck auf die deutschen Standorte nicht abfedern.

Meyer Burger-Pleite ist herber Rückschlag für die europäische Solarindustrie

Die Insolvenz der deutschen Tochtergesellschaften ist ein herber Rückschlag für die europäische Solarindustrie – und ein alarmierendes Signal für den Standort Deutschland:

  • Industrieller Verlust: Mit Meyer Burger wankt ein zentraler Player beim Aufbau einer europäischen Photovoltaik-Wertschöpfungskette.
  • Gefährdung von Know-how: Die Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt beherbergen hochqualifiziertes Personal und wertvolle Technologieentwicklung.
  • Politischer Druck wächst: Die Bundesregierung und die EU stehen zunehmend unter Druck, mit entschlossener Industriepolitik und Marktschutzmaßnahmen auf die Abhängigkeit von chinesischer PV-Produktion zu reagieren.

Meyer Burger steht exemplarisch für die großen Versprechen und die harten Realitäten eines industriellen "Comebacks" Europas im Solarsektor. Ob es gelingt, in der Insolvenz noch Teile der Produktion oder des Know-hows zu retten, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.

Wir sollten auch Ihre News bei uns veröffentlichen? Schreiben Sie uns unkompliziert eine Email an unsere Redaktion unter info[at]energie-experten.org

Sie wollen keine News von uns verpassen?

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Energie-Experten-Newsletter!

Photovoltaik

Fordern Sie hier 5 kostenlose Photovoltaik-Angebote an und vergleichen Sie die Preise!

Kostenlose Angebote anfordern:

Das könnte Sie auch interessieren:

  • Heizung planen

    Mit unserem Heizungsplaner ermitteln Sie einfach online ein Heizungskonzept, das Ihre Heizwärmeanforderungen am Besten erfüllt. Dabei richtet sich die…

    Heizung planen
  • Solarrechner

    Mit unserem Online-Solarrechner können Sie sofort prüfen, ob sich Ihr Dach für eine Photovoltaik-Anlage technisch eignet und finanziell lohnt. Mit nur wenigen…

    Solarrechner
  • Dämmung berechnen

    Mit unserer Online-App "Dämmkostenrechner" ermitteln Sie in wenigen Schritten einfach & unkompliziert, welche Dämmung in welcher Dicke wie viel kostet, was sie…

    Dämmung berechnen

Ihre Suchanfrage wird bearbeitet