Neue Studie zeigt: Viele Wärmepumpen verschwenden viel Strom
Hälfte aller Wärmepumpen sind schlecht eingestellt
Seit Langem ist klar, die Wärmepumpe ist die Zukunft, wenn wir effizient und CO2-frei heizen wollen. Der enorme Gaspreisanstieg hat jetzt einen wahren Wärmepumpen-Boom ausgelöst: Wie Stefan Kipfelsberger vom BAFA auf dem 20. Forum Wärmepumpe im Futurium in Berlin berichtete wurden bis Oktober diesen Jahres in mehr als der Hälfte Anträge zur Förderung von Wärmepumpen gestellt. Bis dato sind das fast 240.000 mehr Anträge für Wärmepumpen als im Vorjahr 2021!
Um letztlich auch wirklich effizient mit einer Wärmepumpe zu heizen, müssen einige gebäudeindividuelle Einstellungen stimmen – etwa ob die Nennleistung der Wärmepumpe zum Wärmebedarf des Gebäudes passt, ob das Zubehör richtig dimensioniert wurde und nicht zuletzt, ob die Heizungssteuerung gut eingestellt ist.
Laut der Studie "Heat pump inspections result in large energy savings when a pre-selection of households is performed: A promising use case of smart meter data" der Universität Bamberg und der ETH Zürich ist das aber bei einer Vielzahl von Gebäuden nicht der Fall: In rund der Hälfte der untersuchten Wärmepumpen-Anwendungen konnte ein deutliches Stromsparpotenzial mit einem einfachen "Heizungs-Check" gehoben werden.
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Wärmepumpen-Checks können einfach viel Strom sparen
Der Heizungs-Check erzielte bei der Hälfte der Haushalte sehr hohe Einssparungen des Stromverbrauchs der Wärmepumpe von durchschnittlich 1.805 Kilowattstunden pro Jahr. Im Durchschnitt führte der Heizungs-Check zu Einsparungen von 642 Kilowattstunden Strom pro Jahr – allerdings mit großen Unterschieden zwischen den Haushalten. Denn bei der anderen Hälfte lohnte sich die Maßnahme nicht.
"Teilt man die Haushalte in zwei gleichgroße Gruppen ein – eine Gruppe mit hohen erwarteten Einsparungen und eine mit niedrigen erwarteten Einsparungen – zeigt sich eine Verbrauchsreduktion von 1.805 Kilowattstunden pro Jahr in der ersten Gruppe, aber keine Einsparung in der zweiten Gruppe", berichtet Andreas Weigert, Doktorand am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Energieeffiziente Systeme, der Universität Bamberg.
"Die Unterschiede bei den Einsparungen sind weitaus größer, als wir erwartet haben", ordnet Thorsten Staake, Professor für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Energieeffiziente Systeme, an der Universität Bamberg und Leiter des Bits-to-Energy-Labs der ETH Zürich, die Ergebnisse ein.
Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), die die Verbrauchsdaten mit Smart Metern in hoher zeitlicher Auflösung vor und nach dem Heizungs-Check für die Studie zur Verfügung stellte, sieht die Ursachen bereits bei der Installation, bei der Wärmepumpen "nicht auf Effizienz getrimmt" werden.
Darüber hinaus führt der Betrieb wie auch bei anderen Heizungen zu Ineffizienzen: "In dieser Zeit können sich Defekte einschleichen oder zum Beispiel zugesetzte Filter Probleme bereiten", erläutert Hardy Schröder, Energieberater bei EKZ.
Zusätzlich sammelten die Energieberater Daten über die Anlagen, die es ermöglichen, häufige Fehler und aufschlussreiche Verbrauchsmuster zu erkennen. Insgesamt wurden 297 Heizungen über 50 Monate betrachtet.
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Haushalte sollen für Wärmepumpen-Checks vorausgewählt werden
Die Ergebnisse zeigen, dass viele Wärmepumpen mit einfachen Maßnahmen besser eingestellt sein könnten und viel Heizstrom einsparen könnten. Daher fordern die Forscher, dieses Potenzial auch dringend zu heben: "Wegen des hohen Zeitaufwands und dem Fachkräftemangel sollten Haushalte gezielt für entsprechende Checks ausgewählt werden", erklärt Andreas Weigert.
Die Ermittlung der vielversprechenden Haushalte erfolgte laut Staake auf Basis von leicht zugänglichen Daten wie etwa dem Median-Monatsverbrauch und sei "ein Beispiel dafür, wie bereits einfache Klassifikationsanalysen erheblich zu Energie- und Kosteneffizienz beitragen und helfen, knappe Fachkräfte richtig einzusetzen".
Mit der Vorauswahl seien die Heizungs-Checks enorm wirkungsvoll: "Einsparungen von durchschnittlich 1.805 Kilowattstunden pro Jahr an Strom entsprechen dem Verbrauch eines konventionellen 1-Personenhaushalts", sagt Staake.
In Deutschland entspreche das aktuell einem Gegenwert von etwa 670 Euro. "Das ist sehr viel, wenn man bedenkt, dass die Heizungs-Checks nicht auf große Investitionen, sondern auf schnelle und meist kostenlose Maßnahmen abzielen", erläutert Staake.
Staake hofft, dass in Zukunft auch kleinere Unternehmen entsprechende Methoden einsetzen und die Politik stärker auf Zielvorgaben und weniger auf pauschal verordnete Maßnahmen setzt. Moderne Mess- und Analyseverfahren werden erheblich zur Kosteneffizienz von Energiesparmaßnahmen und zur Beschleunigung der Energiewende beitragen, sind sich Forscher und Energieberater einig.