Obwohl die Geothermie im Gegensatz zu anderen Erneuerbaren Energien zuverlässig rund um die Uhr Strom und Wärme liefern könnte, kommen nur wenige Projekte erfolgreich voran. Im Zuge der Diskussionen um die Novellierung bzw. Abschaffung einer sicheren Einspeisevergütung für z. B. bereits etablierte Techniken wie der Windenergie und Photovoltaikdroht der Tiefengeothermie zudem das Aus, wenn sie nicht entsprechend ihres Entwicklungsstandes und ihrer Anforderungen an das Projektmanagement gefördert wird. Daher hat das Wirtschaftsforum Geothermie e.V. nun einen Anforderungsplan für ein neues EEG erstellt.
Investitionsschutz und Rechtssicherheit unabdingbar
Momentan sind 21 tiefengeothermische Anlagen in Betrieb, vier davon produzieren neben Wärme auch Strom. 18 tiefengeothermische Projekte sind in Bau und gehen zum Teil noch dieses Jahr ans Netz. In diesen Projekten haben zukunftsorientiert denkende Investoren und Stadtwerke jeweils zweistellige Millionenbeträge angelegt. Daher sind Investitionsschutz und Rechtssicherheit, unter anderem im EEG, für die Tiefengeothermie von besonderer Bedeutung. Über 50 neue Projekte befinden sich zudem bereits in Planung, die bei weiterhin positiven Rahmenbedingungen auch bald in die Umsetzungsphase übergehen könnten.
Tiefengeothermie brauch noch die Sicherheit des EEG
Laut Wirtschaftsforum Geothermie e.V. führt die aktuell unklare Zukunft des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) jedoch schon jetzt dazu, dass allein in Bayern fast eine Milliarde Euro an Investitionen in tiefengeothermische Strom- sowie Wärmeanlagen auf Eis liegen. "Alles über einen Kamm zu scheren, ist genau das falsche Signal. Die Tiefengeothermie ist nach weniger als einer Dekade da, wo die Windkraft vor 30 Jahren war, aber erst sechs Jahre im Betriebsmodus für die Stromerzeugung. Wir brauchen noch die Sicherheit des EEG. Hier alle Erneuerbaren Energien in einen Topf zu werfen, ist nicht der richtige Weg. Das torpediert die Vielfalt der Erneuerbaren Energien und die Energiewende", betont Vorstandvorsitzender Dr. Erwin Knapek.
5 Kernelemente einer Novellierung der EEG-Förderung
Das Wirtschaftsforum Geothermie e.V. macht daher 5 für die Tiefengeothermie grundlegende Vorschläge zur erfolgreichen und effizienten Weiterentwicklung des EEG:
- Vertrauensschutz: Der Ausbau der Tiefengeothermie erfordert aufgrund mehrjähriger Projektentwicklungszeiträume planbare Investitionsvoraussetzungen.
- Rechtssicherheit: Ein Tiefengeothermieprojekt benötigt von der ersten Projektidee bis zur Inbetriebnahme bis zu sieben Jahre. Sobald die seismische Untersuchung des Untergrundes ansteht, werden Millionensummen investiert. Daher sollten Geothermieprojekte ab der bergamtlichen Genehmigung der Seismik Bestandsschutz genießen. Sie sollten daher Strom zu dem Vergütungssatz verkaufen dürfen, der zu diesem Zeitpunkt gültig ist.
- Planbarkeit: Tiefengeothermie ist eine junge Energieform. Daher braucht die Branche noch Entwicklungszeit. Eine Degression der EEG-Vergütung darf erst einsetzen, wenn die Technik die Wettbewerbsfähigkeit erreicht hat. Das sollte bei einer installierten elektrischen Leistung von etwa 500 bis 750 MW der Fall sein.
- Gleichbehandlung: Für eine schnellere Ausführung von Geothermieprojekten ist deren Privilegierung im Außenbereich im Baugesetzbuch (§ 35 Abs. 1) festzuschreiben. Diese genießen alle anderen erneuerbaren Energien bereits.
- Fördermechanismen: Um die Tiefengeothermie im Praxisbetrieb zu optimieren, ist begleitende Forschung nötig. Ein Konzept zur Risikoabsicherung von Bohrungen gibt der eigenkapitalintensiven Tiefengeothermie Investitionssicherheit. Ein allgemeiner Einspeisevorrang für erneuerbar erzeugte Wärme wäre ein möglicher Ansatzpunkt, um ihr Potenzial schneller erfolgreich umzusetzen.
Geothermie könnte süddeutsche Stromproduktion stärken
Nur ein mit einer auf die jeweilige Technologie und deren Entwicklungsstand abgestimmtes EEG könnte der Tiefengeothermie die nötige Entwicklungszeit bis zur vollen Wettbewerbsfähigkeit verschaffen. Dies ist aus Sicht des Wirtschaftsforum Geothermie e.V. gerade für den Süden Deutschlands wichtig, denn für das Jahr 2030 wird prognostiziert, dass der meiste Strom im Norden Deutschland erzeugt wird. Im Süden Deutschlands wird dagegen wesentlich weniger Strom erzeugt, aber umso mehr Energie benötigt. Vergleicht man nun die Karte der regionalen Erzeugungs- und Verbrauchsbilanz mit jener der privilegierten Regionen zur Geothermienutzung wird deutlich, dass das größte Potenzial der Geothermie in genau den Regionen besteht, in denen die geringste Stromerzeugung in Deutschland vorherrscht. Hier kann die Tiefengeothermie regional Strom erzeugen und den Netzausbau so entlasten.